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„Wir wissen nicht wohin, dafür aber sind wir schneller dort“ (Helmut Qualtinger) – Teil 1

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Michael Wimmer

PD Dr. Michael Wimmer ist Gründer und war bis Ende 2017 Geschäftsführer von EDUCULT in Wien. Seit 2018 ist er Direktor des Forschungsinstituts und nimmt seither die Funktion des Vorstandsvorsitzenden wahr. Auf dem internationalen Parkett ist Michael Wimmer als versierter Berater des Europarats, der UNESCO und der Europäischen Kommission in kultur- und bildungspolitischen Fragen aktiv.

 

2017 veröffentlichte der US-amerikanische Altertumsforschers Kyle Harper seine Studie „The Fate of Rome, Climate, Desease and the End of an Empire“. Darin macht er deutlich, welch gravierende Auswirkungen  klimatische Veränderungen oder der Ausbruch von Seuchen für die politische Verfasstheit des römischen Gemeinwesens gehabt haben. Trotz mannigfacher Krisenerscheinungen herrschte in Europa in den letzten Jahren die Stimmung vor, die Natur im Griff zu haben, Naturkatastrophen fanden im Fernsehen statt. An einer solchen Grundhaltung änderten bislang auch die klimatischen Veränderungen nur wenig. Sie wurden nur sehr schleichend am eigenen Leib spürbar. Aber jetzt zeigt sich die Natur offenbar noch einmal von ihrer eigensinnigen Seite. Sie hat weltweit ein Virus unter die Menschen gebracht, das alle Menschen unmittelbar betrifft und drauf und dran ist, viele Selbstverständlichkeiten des Zusammenlebens in Frage zu stellen.

Und so müssen die sicherheitsverliebten europäischen Gesellschaften von einem Tag zum anderen zur Kenntnis nehmen, dass die Natur nach wie vor in der Lage ist, sie in einen Zustand zu versetzen, den sie nicht zu beherrschen vermögen. Harper weist eindrucksvoll nach, wie politische Entscheidungen dieses frühen, auf freien Personen- und Warenverkehrs beruhenden Weltreichs zum Ausbruch von Seuchen selbst beigetragen haben; er macht aber auch deutlich, dass die dadurch freigesetzten unbändigen Kräfte der Natur entscheidend für den Zusammenbruch waren.

Möglichst schnell zurück in eine Normalität, in der wir nie waren

So weit sind wir hier in Europa in diesen Tagen freilich noch lange nicht. Noch sieht niemand die europäische Zivilisation gefährdet. Ganz im Gegenteil, gerade jetzt, wo in weiten Teilen Europas die zum Teil drakonischen Maßnahmen zur Einschränkung der persönlichen Freiheiten sukzessive gelockert werden, drängt alles darauf hin, die Zustände vor der Krise möglichst rasch wieder herzustellen, um so eine Betrieblichheit, die für breite Mehrheiten als alternativlose Normalität verhandelt wird, wieder aufzunehmen.

In diesem Beitrag möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, ob es sich bei dieser Epidemie wirklich um einen einmaligen Betriebsunfall gehandelt hat, der mit den notwendigen Aufräumarbeiten einfach behoben werden kann, um möglichst bald in die alten Routinen zurückkehren zu können. Oder aber ob Covid-19 einen „Epochenbruch“ einläutet, dessen Wirksamwerden unsere Lebensweise nachhaltig verändern wird. Ja, und dann sind da noch diejenigen Beobachter*innen, die meinen, der Ausbruch der Epidemie deute keine Richtungsänderung an, vielmehr die Radikalisierung bereits länger zurückreichender Dynamiken. In der Krise ließen sich wie in einem Brennglas gesellschaftliche Widersprüche deutlicher erkennen, die nicht erst seit gestern das gesellschaftliche Zusammenleben bestimmen.

Die Seuche, die unsere Wirklichkeit zur Kenntlichkeit verzerrt

Einer davon ist der deutsche Soziologe Andreas Reckwitz. In seinem jüngsten Beitrag in Die Zeit „Verblendet vom Augenblick“ kommt er zum Schluss, die aktuellen Reaktionen auf die Epidemie ließen sich nur verstehen im Zusammenhang mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen, die bereits in den 1980er Jahren ihren Ausgang genommen hätten. Mit dem Dominantwerden neoliberaler Konzepte zur Bewältigung dem Kapitalismus innewohnender Krisenerscheinungen sei die westeuropäische Erfolgsgeschichte der „sozialen Marktwirtschaft“  zunehmend unter Druck geraten. Sukzessive preisgegeben wurde dabei das politische Bemühen um eine „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“. Als Folge seien Fortschritte der kulturellen Liberalisierung und individuellen Selbstentfaltung zunehmend in Widerspruch geraten zu Ansprüchen auf Solidarität und sozialen Ausgleich. Kurz: Aus dem Wohlfahrtsstaat der 1970er und 1980er Jahre habe sich ein Wettbewerbsstaat entwickelt, der die Menschen in die Vereinzelung treibt. Der Rückzug des Staates und damit verbundene Deregulierung und Entgrenzung wurde in fast allen politischen Lagern als alternativlose Politikstrategie verkauft, Erfolg statt Leistung mutierte zum letztentscheidenden Wertmaßstab, anhand dessen sich Menschen in wenige Gewinner und viele (als selbstverschuldet stigmatisierte) Verlierer unterteilt wiederfanden.

Für letztere erweisen sich die Folgen der Krise heute als besonders schwerwiegend. Dazu nur ein Beispiel:  In Österreich sind neun Zehntel der durch die staatlichen Einschränkungsmaßnahmen arbeitslos gewordenen Menschen einfache Arbeiter*innen, die bereits zuvor den Widrigkeiten nicht nur des Arbeitsmarktes weitgehend hilflos ausgeliefert waren. Während sich weite Teile des noch verbliebenen Mittelstandes in Modelle von Kurzarbeit und/oder Home-Office zu retten vermochten, waren es die „einfachen Hackler“, die einerseits die nationalen Gesellschaften auch in der schwierigen Zeit des Lock-Down am Laufen hielten und andererseits gerade dadurch besonderen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt waren.

Für die nächste Zeit erwartet man in Europa rund 60 Millionen zusätzliche Arbeitslose, für sie ist der Arbeitsmarkt weitgehend zusammengebrochen. Mit der politischen Weigerung, diesen benachteiligten Gruppen in besonderer Weise unter die Arme zu greifen, erleben wir gerade eine rasante Vergrößerung einer diffusen Sammelbewegung an Unzufriedenheit und Verzweiflung, von der heute niemand sagen kann, ob und wenn ja in welcher Form sie mit demokratischen Mitteln noch einmal politisch gefasst werden kann.

Der Staat kehrt zurück, aber welcher?

Das Szenario von Reckwitz basierte die längste Zeit auf einer Erzählung über einen strukturell dysfunktionalen Staat, dessen einzig verbleibende Aufgabe geworden wäre, sich zurückzuziehen. Bei den politischen Entscheidungsträger*innen herrschte weitgehend Konsens darüber, möglichst viele Entscheidungen den Marktkräften zu überlassen. Mit dem Auftreten des Virus war scheinbar alles anders: In fast allen Ländern kehrte der Staat in machtvoller Weise auf die politische Bühne zurück, legte weite Teile der Wirtschaft lahm (ohne dass deren Lenker signifikant opponierten) und warf mit dem Slogan „Koste es, was es wolle!“ noch einmal mit voller Kraft die Umverteilungsmaschine an. Dazu wurden  noch einmal die nationalen Grenzen hochgezogen, unverbrüchliche Bürgerrechte suspendiert und mit Maßnahmen des Social Distancing tief in unser aller Privatsphäre interveniert.

Als würde er die eigene politische Rhetorik Lügen strafen, erleben wir gerade eine eindrucksvolle Rückkehr des Staates, der sich – weitgehend ohne Widerspruch – noch einmal als ein machtvoller Garant empfiehlt, wenn es darum geht, die Krise zu meistern. Für die breite Akzeptanz dieses Anspruchs könnten die Weichen bereits zuvor gestellt worden sein. Immerhin hatten sich bereits vor dem Auftreten des Virus die Verwerfungen ungezügelter Marktkräfte  in Form von sozialer Ungleichheit, kultureller Desintegration, der Vernachlässigung öffentlicher Güter oder von ökologischen Gefährdungen deutlich gezeigt. Darum angenommen hatten sich freilich bislang nur rechtspopulistische Kräfte, die hoffen konnten, die existentielle Verunsicherung und damit verbundene Perspektivlosigkeit von immer mehr Menschen auf ihre politischen Mühlen lenken zu können. Ihre Regierungsübernahme in den post-kommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas, die davor über nur wenig Erfahrung mit demokratischer Konfliktaustragung verfügten, zunehmend aber auch in anderen Ländern Europas mit einer längeren demokratischen Tradition, ließ bereits vor der Krise Ahnungen vom Wiedererstarken des Staates aufkommen, das Reckwitz als Übergangsphänomen von einer offen-experimentellen Phase einer global-digitalen Spätmoderne zu einer stärker regulierten zweiten Phase zu interpretieren versucht (dass die diesbezüglich treibenden illiberalen und antidemokratischen Kräfte ihre Macht durch Allianzen mit freibeuterischen Wirtschaftsakteuren abzusichern suchen, bleibt dabei gerne ausgeblendet).

Beobachtet man die aktuelle Renaissance des Nationalstaates, dann arrogiert sich dieser gerade die Befähigung, als letztverbliebender stabiler Akteur die wachsenden Widerspruchsverhältnisse, die eine außer Rand und Band geratene globale Wirtschaftsweise geschaffen hat, noch einmal in den Griff zu bekommen.  Dass sich die großen Wirtschaftsakteure (selbst wenn sie nicht so gut an der Krise verdienen wie amazon, google, und Co) gegenüber diesem neuen Staatsdirigat auffällig ruhig verhalten, könnte stutzig machen. Die große Zustimmung weiter Teile der nationalen Bevölkerungen samt ihrer Bereitschaft, sich ohne gröberes Murren an seine Anweisungen zu halten, gibt ihm recht (überall dort hingegen, wo der Staat bzw. seine führenden Repräsentant*innen die Epidemie mit ihren Wirkungen herunterzuspielen versucht haben, büßen sie das mit schwächelnden Zustimmungsdaten).

 

In Teil 2 macht  sich Michel Wimmer über den sich zuspitzenden Kampf zwischen den Anhänger*innen demokratischer autoritärer Herrschaftsformen und über Solidarität in Europa Gedanken und wirft einen exemplarischen Blick auf den Kulturbetrieb.

 

Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Blog-Projekts „Gemeinsam oder Einsam aus der Krise? Die Europäische Union am Scheideweg angesichts der Herausforderungen durch den Corona-Virus“. Erfahren Sie hier mehr über das Projekt!

 

„We don’t know where to go, but we’ll get there faster“ (Helmut Qualtinger)

About the effects of a worldwide spreading epidemic, which makes us aware that it cannot go on like this as before and yet allows us to do (almost) everything to continue as before.

Michael Wimmer

PD Dr. Michael Wimmer is the founder and was Managing Director of EDUCULT in Vienna until the end of 2017. Since 2018 he has been director of the research institute and since then he has held the position of chairman of the board. On the international stage, Michael Wimmer is an experienced advisor to the Council of Europe, UNESCO and the European Commission on cultural and educational policy issues.

 

In 2017, the US-American antiquity researcher Kyle Harper published his study „The Fate of Rome, Climate, Desease and the End of an Empire„. In it he outlines the serious effects that climatic changes or the outbreak of epidemics have had on the political constitution of the Roman community. In spite of various crisis phenomena, the mood in Europe in recent years has been one of having nature under control; natural disasters have been televised. Climate change has done little to change this basic attitude. It was only felt very gradually on one’s own body. But now nature is apparently showing its stubborn side once again. It has brought a virus among the people worldwide, which directly affects all people and is about to question many self-evident aspects of living together.
And so, from one day to the next, the security-loving European societies have to acknowledge that nature is still capable of putting them in a state that they cannot control. Harper provides impressive evidence of how political decisions of this early empire, based on the free movement of people and goods, contributed to the outbreak of epidemics themselves; but he also makes it clear that the unbridled forces of nature set free as a result were crucial to the collapse.

Back to a normality that we never were
Admittedly, we are still a long way from achieving that here in Europe these days. No one sees European civilisation as being in danger. On the contrary, just when the sometimes draconian measures to restrict personal freedoms are being successively relaxed in large parts of Europe, everything is pressing for the pre-crisis situation to be restored as quickly as possible in order to resume a business as usual, which is being negotiated for broad majorities as normality without any alternatives.
In this article I would like to address the question of whether this epidemic was really a one-off industrial accident that can be easily remedied with the necessary clean-up work, so that the old routines can be returned to as soon as possible. Or whether Covid-19 heralds an „epoch break„, the impact of which will change our way of life forever. Yes, and then there are those observers who think that the outbreak of the epidemic does not indicate a change of direction, but rather the radicalization of dynamics that go back some time. As if through a magnifying glass, social contradictions, which have been determining social coexistence since before yesterday, became more apparent during the crisis.

The plague that distorts our reality to recognizability

One of them is the German sociologist Andreas Reckwitz. In his most recent article in Die Zeit „Verblendet vom Augenblick“ („Blinded by the instant“), he concludes that the current reactions to the epidemic can only be understood in the context of socio-political developments that would have started in the 1980s. With the domination of neo-liberal concepts for overcoming the crisis phenomena inherent in capitalism, the Western European success story of the „social market economy“ has come under increasing pressure. The political effort to create a „levelled middle class society“ was gradually abandoned. As a result, progress in cultural liberalization and individual self-development increasingly contradicted claims for solidarity and social equality. In short, the welfare state of the 1970s and 1980s has developed into a competitive state that drives people into isolation. In almost all political camps, the withdrawal of the state and the associated deregulation and dissolution of boundaries was sold as a political strategy without alternatives. Success instead of performance mutated into the ultimate decisive measure of value, on the basis of which people found themselves divided into a few winners and many losers (stigmatised as self-inflicted).

For the latter, the consequences of the crisis are proving particularly severe today. Here is just one example:  In Austria, nine tenths of the people who became unemployed due to the governmental measures of restriction are simple workers, who were already before largely helplessly exposed to the adversities not only of the labour market. While large parts of the remaining middle class managed to save themselves into models of short-time work and/or home office, it was the „simple hard workers“ who on the one hand kept the national societies going even in the difficult time of the lock-down and on the other hand were exposed to particular health risks precisely because of this.

In the near future, some 60 million additional unemployed are expected in Europe, for whom the labour market has largely collapsed. With the political refusal to provide these disadvantaged groups with special assistance, we are currently witnessing a rapid increase in a diffuse collective movement of dissatisfaction and despair, of which nobody can say today whether, and if so in what form, it will be possible to take political action again by democratic means.

 

The state returns, but which one?

For the longest time, the von Reckwitz scenario was based on a narrative about a structurally dysfunctional state whose only remaining task would have been to withdraw. There was a broad consensus among political decision-makers that as many decisions as possible should be left to market forces. With the appearance of the virus everything seemed to change: in almost all countries the state returned to the political stage in a powerful way, paralyzing large parts of the economy (without their leaders significantly opposing it) and once again, with the slogan „Whatever the cost!“ To this end, national borders were once again drawn up, unbreakable civil rights were suspended and social distancing measures were taken to intervene deeply in the private sphere of all of us.

As if it were giving the lie to its own political rhetoric, we are currently witnessing an impressive return of the state, which – largely without contradiction – is once again recommending itself as a powerful guarantor when it comes to mastering the crisis. The course may already have been set beforehand for the broad acceptance of this claim. After all, the distortions of unbridled market forces in the form of social inequality, cultural disintegration, the neglect of public goods or ecological hazards had already become clearly evident before the virus appeared. That is why, of course, only right-wing populist forces had so far taken up the cause, hoping to be able to steer the existential insecurity and associated lack of prospects of more and more people onto their political mills. With their assumption of government in the post-communist countries of Central and Eastern Europe, which previously had little experience of democratic conflict resolution, but increasingly also in other European countries with a longer democratic tradition, premonitions of a revival of the state were already emerging before the crisis, which Reckwitz attempts to interpret as a transitional phenomenon from an open-experimental phase of a global digital late modernism to a more strongly regulated second phase (the fact that the illiberal and anti-democratic forces driving this attempt to secure their power through alliances with pirate economic actors is often ignored).

If one observes the current renaissance of the nation state, then it is precisely this ability, as the last remaining stable actor, that arrogates to itself the ability to once again get a grip on the awakening contradictory relationships that a global economy that has gone out of control has created.  The fact that the major economic players (even if they do not earn as much from the crisis as amazon, google, etc.) are conspicuously quiet in their dealings with this new state directorate may make one wonder. The great approval of large parts of the national population, including their willingness to follow his instructions without grumbling, proves him right (however, wherever the state or its leading representatives have tried to play down the epidemic and its effects, they pay for it with weakening approval data).

 

In Part 2 Michel Wimmer reflects on the intensifying struggle between the supporters of democratic authoritarian regimes and on solidarity in Europe, and takes a look at the cultural sector as an example.

This is a contribution to the blog project „Together or alone out of the crisis? The European Union at a crossroads in the face of the challenges posed by the corona virus“. Learn more about the project here

Übersetzung Clara Dehlinger unter Verwendung von www.DeepL.com/Translator

 

«Nous ne savons pas où aller, mais nous y arriverons plus vite » (Helmut Qualtinger)
– Première partie –

Michael Wimmer

Michael Wimmer, PD, est le fondateur et a été directeur général d’EDUCULT à Vienne jusqu’à la fin de 2017. Depuis 2018, il est directeur de l’institut de recherche et, depuis lors, il occupe le poste de président du conseil d’administration. Sur la scène internationale, Michael Wimmer est un conseiller versé auprès du Conseil de l’Europe, de l’UNESCO et de la Commission européenne sur les questions de politique culturelle et éducative.

 

Sur les effets d’une pandémie qui se propage dans le monde entier et qui nous fait prendre conscience que les choses ne peuvent plus continuer comme avant, mais qui nous laisse pourtant faire (presque) tout ce que nous pouvons pour qu’elles continuent comme avant.

En 2017, le chercheur américain sur l’antiquité Kyle Harper a publié son étude „The Fate of Rome, Climate, Desease and the End of an Empire„. Il y expose clairement les graves effets que les changements climatiques ou l’apparition d’épidémies ont eus sur la constitution politique de la communauté romaine. En dépit de divers phénomènes de crise, l’Europe a estimé ces dernières années que la nature était sous contrôle, les catastrophes naturelles n’étaient connues que par la télévision. Le changement climatique a peu contribué à modifier cette attitude fondamentale. Il n’était ressenti que très progressivement sur le propre corps. Mais maintenant, la nature semble à nouveau montrer son côté obstiné. Elle a apporté un virus parmi les gens du monde entier, qui touche directement tout le monde et qui est sur le point de remettre en question de nombreux aspects évidents de la vie en commun. Il y expose clairement les graves effets que les changements climatiques ou l’apparition d’épidémies ont eus sur la constitution politique de la communauté romaine. En dépit de divers phénomènes de crise, l’Europe a estimé ces dernières années que la nature était sous contrôle, les catastrophes naturelles n’étaient connues que par la télévision. Le changement climatique a peu contribué à modifier cette attitude fondamentale. Il n’était ressenti que très progressivement sur le propre corps. Mais maintenant, la nature semble à nouveau montrer son côté obstiné. Elle a apporté un virus parmi les gens du monde entier, qui touche directement tout le monde et qui est sur le point de remettre en question de nombreux aspects évidents de la vie en commun.

Ainsi, d’un jour à l’autre, les sociétés européennes qui aiment la sécurité doivent reconnaître que la nature est encore capable de les mettre dans un état qu’elles ne peuvent pas contrôler. Harper fournit des preuves impressionnantes de la façon dont les décisions politiques de ce premier empire, fondé sur la libre circulation des personnes et des biens, ont contribué au déclenchement des épidémies elles-mêmes. Mais il précise également que les forces irrépressibles de la nature qui se sont ainsi libérées ont été décisives pour l’effondrement.

 

Retour à la normale le plus rapidement possible – und normalité, que nous n’avons jamais eue

Certes, nous sommes encore loin de ce point ici en Europe ces jours-ci. Personne ne voit encore la civilisation européenne en danger. Au contraire, juste où les mesures parfois draconiennes de restriction des libertés individuelles sont successivement assouplies dans de larges parties de l’Europe, tout presse pour que la situation d’avant la crise soit rétablie le plus rapidement possible afin de reprendre une activité qui se négocie à de larges majorités comme une normalité sans alternative.

Dans cet article, je voudrais aborder la question de savoir si cette épidémie était vraiment un accident ponctuel auquel on peut facilement remédier par les travaux de nettoyage nécessaires, afin de pouvoir revenir aux anciennes habitudes le plus rapidement possible ou si le Covid-19 annonce une „rupture d’époque“, dont l’impact changera notre mode de vie pour toujours. Et puis il y a ces observateurs qui pensent que le déclenchement de l’épidémie n’indique pas un changement de direction, mais plutôt la radicalisation de dynamiques déjà ancienne. Comme à travers une loupe, les contradictions sociales, qui déterminent la coexistence sociale non seulement depuis hier, sont devenues plus apparentes pendant la crise.

La pandémie qui déforme notre réalité pour la rendre reconnaissable

Parmi eux se trouve le sociologue allemand Andreas Reckwitz. Dans sa dernière contribution dans „Die Zeit“ „Verblendet vom Augenblick“ , il conclut que les réactions actuelles à l’épidémie ne peuvent être comprises que dans le contexte des développements sociopolitiques qui auraient déjà commencé dans les années 1980. Suite à la domination des concepts néo-libéraux pour surmonter les phénomènes de crise inhérents au capitalisme, l’histoire à succès de « l’économie sociale de marché“ en Europe occidentale est de plus en plus mise sous pression. L’effort politique visant à créer une „société de classe moyenne nivelée“ a été progressivement abandonné. En conséquence, les progrès de la libéralisation culturelle et de l’auto-développement individuel contredisent de plus en plus les revendications de solidarité et d’égalité sociale. En bref : l’État-providence des années 1970 et 1980 s’est transformé en un État compétitif qui pousse les gens à l’isolement. Dans presque tous les camps politiques, le retrait de l’État et donc la déréglementation et la dissolution des frontières ont été vendus comme une stratégie politique sans alternative. Le succès au lieu de la performance est devenu le critère de mesure ultime de la valeur, sur la base de laquelle les gens se sont trouvés divisés en quelques gagnants et de nombreux perdants (stigmatisés comme s’étant infligés eux-mêmes).

Pour ces derniers, les conséquences de la crise s’avèrent aujourd’hui particulièrement graves. En voici un exemple : En Autriche, les neuf dixièmes des personnes mises au chômage par les mesures restrictives du gouvernement sont de simples travailleurs qui étaient déjà largement impuissants face aux adversités non seulement du marché du travail. Tandis qu’une grande partie de la classe moyenne restante a pu se sauver dans des modèles de travail à court terme et/ou de bureau à domicile, ce sont les simples travailleurs qui, d’une part, ont maintenu les sociétés nationales en activité même pendant la période difficile du verrouillage et, d’autre part, ont été exposés à des risques sanitaires particuliers justement pour cette raison.

Dans un avenir proche, 60 millions de personnes supplémentaires  devraient être au chômage en Europe, pour lesquelles le marché du travail s’est largement effondré. Avec le refus politique d’accorder un soutien particulier à ces groupes défavorisés, nous assistons actuellement à une augmentation rapide d’un mouvement collectif diffus d’insatisfaction et de désespoir, dont personne ne peut dire aujourd’hui s’il peut être à nouveau saisi politiquement par des moyens démocratiques et, dans l’affirmative, sous quelle forme.

L’État revient, mais lequel?

Pendant longtemps, le scénario de Reckwitz a été basé sur la description d’un état structurellement dysfonctionnel dont la seule tâche restante aurait été de se retirer. Un large consensus s’est dégagé parmi les décideurs politiques pour que le plus grand nombre possible de décisions soient laissées aux forces du marché. Avec l’apparition du virus, tout semble avoir changé : dans presque tous les pays, l’État est revenu en force sur la scène politique, a paralysé de grandes parties de l’économie (sans que leurs dirigeants ne s’y opposent de manière significative) et a de nouveau lancé la machine à redistribuer avec toute sa force selon le slogan „Quel qu’on soit le prix“!

À cette fin, des frontières nationales ont été érigées à nouveau, des droits civils inviolables ont été suspendus et des mesures de distanciation sociale ont été utilisées pour intervenir profondément dans la sphère privée de chacun d’entre nous.

Comme s’il contredirait sa propre rhétorique politique, nous assistons actuellement à un retour impressionnant de l’État, qui – sans grande contradiction – se recommande à nouveau comme un puissant garant pour maîtriser la crise. Le cours peut avoir été fixé plus tôt pour que cette demande soit largement acceptée. Après tout, les failles des forces du marché débridées sous la forme d’inégalités sociales, de désintégration culturelle, de négligence des biens publics ou de risques écologiques étaient déjà apparues avant l’apparition du virus. Après tout seules les forces populistes de droite ont jusqu’à présent repris la cause, espérant pouvoir diriger l’insécurité existentielle et le manque de perspectives qui en découle pour de plus en plus de personnes vers leurs moulins politiques. Leur accession au pouvoir dans les pays post-communistes d’Europe centrale et orientale, qui n’avaient auparavant que peu d’expérience en matière de résolution démocratique des conflits, mais aussi, de plus en plus, dans d’autres pays européens ayant une tradition démocratique plus ancienne, a fait naître l’idée de relance de l’État, même avant la crise, que Reckwitz tente d’interpréter comme un phénomène de transition d’une phase expérimentale ouverte d’un modernisme numérique tardif mondial à une seconde phase plus fortement réglementée (souvent ignoré est le fait que les forces illibérales et antidémocratiques qui sont à l’origine de cette tentative de s’assurer le pouvoir par des alliances avec des acteurs économiques pirates).

Si l’on observe la renaissance actuelle de l’État-nation, c’est précisément celui-ci qui est en train d’acquérir la capacité, en tant que dernier acteur stable restant, de reprendre en main les relations contradictoires croissantes qui ont créé une économie mondiale qui a échappé à tout contrôle. Le fait que les principaux acteurs économiques (même s’ils ne tirent pas aussi bien profit de la crise qu’Amazon, Google, etc.) restent calmes dans leurs rapports avec cette nouvelle direction de l’État pourrait étonner. La vaste approbation d’une grande partie de la population nationale, y compris leur volonté de suivre ses instructions sans râler, lui donne raison (mais partout où l’État ou ses principaux représentants ont tenté de minimiser l’épidémie et ses effets, ils en font les frais avec des taux d’approbation diminuants).

 

Dans la deuxième partie, Michael Wimmer réfléchit à l’intensification de la lutte entre les partisans des formes de gouvernement démocratiques et autoritaires et de la solidarité en Europe, et prend le secteur culturel comme exemple.

 

Ceci est une contribution au projet de blog „Ensemble ou seul pour sortir de la crise ? L’Union européenne à la croisée des chemins face aux défis posés par le virus de la corona“. Pour en savoir plus , cliquez ici !

Übersetzung Birgit Wolter unter Verwendung von www.DeepL.com/Translator

„Wir wissen nicht wohin, dafür aber sind wir schneller dort“ (Helmut Qualtinger) – Teil 2

Michael Wimmer

Erster Teil  / First Part  / Première Partie

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Spitzt die Seuche den Kampf zwischen den Anhänger*innen demokratischer und autoritärer Herrschaftsformen zu?

Zugleich mehren sich die Anzeichen einer neuen, in der Regel autoritativen Staatlichkeit, die von sich behauptet, mit den wachsenden Krisenerscheinungen besser umgehen zu können als liberal-demokratisch verfasste. Rund um den Globus tritt ein neuer Herrschaftstyp auf, der im Anspruch einer neuen staatlichen Dominanz bereit ist, wesentliche demokratische Errungenschaften zu opfern, um stattdessen Stärke und Sicherheit um (fast) jeden Preis zu versprechen.  Nicht umsonst hat sich die chinesische Regierung weltweit zu positionieren versucht im Anspruch, wesentlich besser, weil entschlossener mit der Epidemie fertig zu werden. Die diplomatischen Erfolge nicht nur in Russland und in einer Reihe afrikanischer Länder aber auch in Teilen vor allem Mittel- und Ost-Europas waren der neuen Supermacht sicher.
Der serbisch-US-amerikanische Ökonom Branko Milanovic hat bereits vor Ausbruch der Krise in Foreign Affairs den Beitrag „The Clash of Capitalisms“ veröffentlicht. Darin vermutet er eine wachsende Auseinandersetzung der zwei verbliebenen Polit-Konzepte, um den wachsenden Widersprüchen, denen die nationalen Gesellschaften ausgesetzt sind, wirksam zu begegnen. Angesichts der radikalisierten Konkurrenzverhältnisse im globalisierten Finanzkapitalismus läuft diese läuft auf die Wahl zwischen liberal-demokratischer und autoritärer Konfliktbewältigungsstrategien hinaus. Die Auswirkungen der staatlichen Maßnahmen auf den Zustand der nationalen Ökonomien geben wenig Anlass, die Wahl noch einmal zu vertagen.  Ganz im Gegenteil:  Weitreichende Regierungsvollmachten, dazu Maßnahmen zur umfassenden sozialen Überwachung der Bevölkerung, die als Mittel der Krisenbewältigung legitimiert werden, deuten darauf hin, in welche Richtung das Pendel auch in Europa ausschlagen könnte.

 

Könnte es sein, dass die Europäer*innen nicht mehr wissen, wer sie sind?

Zur Zeit erweisen sich alle Einschätzungen zur Zukunft des europäischen Integrationsprozesses als durchaus widersprüchlich. Zum einen ist evident, dass die Krise den Nationalisten in Europa in die Hände spielt. Schon in Ermangelung einer gesamteuropäischen Zuständigkeit haben die europäischen Staaten ihre je eigene gesundheitspolitische Strategie entwickelt. Darüber hinaus ist augenfällig, dass der Bedarf, sich voneinander abzugrenzen, in diesen Monaten eklatant gestiegen ist; die nationalen Regierungen, allen voran die ungarische, haben sich – wenn auch zeitlich begrenzte – Sondervollmachten am Parlament vorbei ausstellen lassen, die erst gar nicht vorgeben, im Einklang mit europäischen Regelungen zu stehen.

Parlamentarisch legitimierte Entscheidungsprozesse gerieten da nur allzu leicht zur Farce. Dies umsoeemehr, als sich bereits in den letzten Jahren selbst in Ländern mit langen demokratischen Traditionen eine Stimme verstärkt hatte, mühsam zustande kommende demokratische Kompromisse wären immer weniger in der Lage, angesichts der aktuellen Herausforderungen die notwendigen politischen Entscheidungen herbeizuführen. Diese Tendenzen haben politische Strömungen mit autoritären Neigungen nur zu gerne aufgegriffen, um ihren Bevölkerungen noch einmal nationale Stärke wahlweise im Kampf gegen Migration oder bei der Nichteinhaltung von als Bevormundungen uminterpretierte Gemeinschaftsregeln aus Brüssel zu suggerieren.

Spätestens mit dem Ausbruch der Epidemie zeigte sich das Widerspruchsverhältnis zwischen Vergemeinschaftung und Renationalisierung in seiner ganzen Drastik. Entsprechend sind da einerseits die Stimmen, die angesichts der vielen nationalen Sonderwege im Zusammenwirken mit den Strukturschwächen der EU ein baldiges Ende dieses transnationalen politischen Projektes prophezeien. Bereits angeschlagen durch den Brexit, die wirtschaftliche Schwäche der südlichen Mitgliedsländer oder die grassierende Demokratieskepsis der mittel- und osteuropäischen Länder, führe das Hochkochen der nationalen Egoismen das europäische Einigungsprojekt an sein unausweichliches Ende.

„Manchmal kann deine Schwäche dich eher zusammenhalten als deine Stärke“ (Ivan Krastev)

Es gibt aber auch die anderen, wie die des bulgarischen Soziologen Ivan Krastev, der hinter dieser nochmaligen nationalen Aufplusterung wenig Effizienz vermutet. Dahinter ließen sich die spezifischen Schwächen eines Nationalstaates, adäquat nicht nur auf dieses globale Phänomen zu reagieren, bei allem rhetorischen Getöse immer weniger verbergen. Sein Schluss: Spätestens mit dem Ausbruch der Epidemie mutiere die Europäische Union von einer Wahl- zu einer Schicksalsgemeinschaft, die auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen erscheint: „Wir müssen zusammenstehen, aber wir mögen uns nicht“.

In dem Maß, in dem es den einzelnen Nationalstaaten trotz erheblichen Mitteleinsatzes nicht gelingt, einer entfesselten Dynamisierung überzeugend regulierend und stabilisierend entgegenzuwirken werden sie – so Krastev – nicht darum herumkommen, mehr Kompetenzen an Brüssel anzugeben. Und zwar nicht, um Macht abzugeben, sondern im Gegenteil, um die ihnen verbleibende Macht abzusichern.

Mit der Absicht, auf europäischer Ebene einen umfassenden Wiederaufbaufonds zu errichten, versucht die neue Kommission diesen Notwendigkeiten zu entsprechen, um damit ein in diesen Tagen besonderes Lebenszeichen eines ungebrochenen Willens zur Vergemeinschaftung zu geben. Zugleich lässt sie Absichten erkennen, sich mit Hilfe zumindest von Ansätzen eines europaweiten Steuerregimes von widersprüchlichen nationalen Einfluss-ansprüchen zu emanzipieren. Daran werden taktische Überlegungen der „Sparsamen Vier“ (unter ihnen auch die österreichische Bundesregierung) nur wenig ändern, auch wenn sie versuchen, damit den latenten Konflikt zwischen den Ökonomien der nördlichen und der südlichen Mitgliedsländer am Köcheln zu halten.

Zulauf mag die aktuelle europäische Initiative auch durch die Einsicht erlangen, dass Europa noch nie so allein war wie heute. Ganz offensichtlich ist die aktuelle globale Wettbewerbssituation dazu angetan, bestehende Allianzen immer weiter zu untergraben, auf diese Weise die letzten falschen Hoffnungen eines endgültigen Siegs des westlichen Kapitalismus nach 1989 zu verabschieden. Die immer mehr zutage tretenden globalen Machtverschiebungen, die u.a. bewirkt haben, dass die einst führende Weltmacht USA im Zeichen der Epidemie auf sich selbst zurückgeworfen wurde, könnten so unversehens die EU als Akt des schieren Überlebenswillens mehr erneuern, als alle bisherigen Krisen zuvor. Es könnte aber auch anders kommen, wenn etwa Deutschland als zentraler politischer Akteur in Europa im weiteren Verlauf der zu erwartenden lange anhaltenden wirtschaftlichen Krise sein Heil in nationaler Rettung versucht. Dann wären die Parallelen zu Harpers Verlaufsskizze zum Ende dieses großen und komplexen politischen Gebildes nicht mehr weit.

Solidarität als zentrale europäische Ressource

Seine große Sorge in Bezug auf den weiteren europäischen Einigungsprozess fasst Krastev in dem Satz zusammen: „Wir wissen nicht mehr, wer wir sind“. Er verweist damit nicht auf eng gefasste Vorstellungen einer wie immer gearteten gemeinsamen europäischen kulturellen Identität, die ein Kulturbetrieb, wenn man ihn nur ließe, bereitstellen würde. Meines Erachtens bezieht er sich vielmehr auf eine spezifische Form des Zusammenlebens, die eine europäische Lebensweise lange Zeit von anderen unterscheidbar gemacht hat. Sie scheint mir mit dem Anspruch auf „soziale Marktwirtschaft“ gut umschrieben und ist jedenfalls eine, die der sozialen Dimension eine gleichwertige Stellung einzuräumen versteht wie der ökonomischen. In einem aktuellen Beitrag „Das könnte die Rettung Europas sein“ bedauert der liberale Autor und Historiker Timothy Garton Ash die undifferenzierte Implementierung des neoliberalen Paradigma auch auf dem europäischen Kontinent: Vor allem nach 1989 sei es in Europa zu einer fatalen Selbstüberschätzung gekommen, die das Modell des europäischen Liberalismus zu einem schier ökonomischen Liberalismus zur umfassenden Befreiung der Märkte habe verkommen lassen. In dieser Phase müssen wir auch die anderen Teile des Liberalismus wieder restaurieren, die kulturellen und sozialen.

Damit liegt bei der Beantwortung der Frage, wer die Europäer*innen sind (bzw. künftig sein wollen), ein zentraler Schlüssel in der Neubewertung der Bedeutung von gegenseitigem Respekt und Solidarität. Bislang sind alle Versuche, die soziale Dimension der Europäischen Union zu stärken, am Primat der nationalen Zuständigkeit für Sozialpolitik gescheitert. In der Krise zeigt sich, dass soziale und gesundheitliche Probleme vor nationalen Grenzen nicht Halt machen und es folglich dafür auch keine befriedigenden nationalstaatlichen Antworten mehr gibt (auch wenn das Trump, Johnson oder Bolsonaro noch so verhängnisvoll für ihre Bevölkerungen dekretieren).

Auf der Grundlage einer solchen kollektiven Erkenntnis zeigen sich unschwer die Umrisse einer von Krastev so apostrophierten „Schicksalsgemeinschaft“, die sich nicht im wirtschaftlichen Erfolg einer weniger erschöpft, sondern Solidarität zu einer zentralen Leitlinie politischen Handelns in Europa werden lässt. Aktuelle Ergebnisse von Befragungen junger Europäer*innen, die sich zu 71%  für ein bedingungsloses Grundeinkommen aussprechen, deuten ebenso wie der vielerorts aufbrechende Dank und Respekt gegenüber den Arbeitskräften, die in diesen Tagen unter beträchtlicher gesundheitlicher Gefährdung bereit waren, das System in der Krise am Laufen zu halten, in eine ähnliche Richtung.

Der Kulturbetrieb als Symptom der Krise oder als ein Wegweiser aus der Krise?

Zuletzt noch ein paar Worte zum Kulturbetrieb. Der hat in diesen Tagen wenig zu lachen.
Aufgrund des Lock-Downs geschlossen, ist er von wesentlichen Betriebsmitteln abgeschnitten und auf staatliche Unterstützung angewiesen. Und es zeigt sich auch in diesem Sektor, dass als Ergebnis des neoliberalen Sogs seine Zurichtung auf die Erfordernisse eines möglichst ungeregelten Kulturmarktes nicht nur Vorteile gebracht hat. Der weitgehende Zusammenbruch der internationalen Tourismusindustrie macht diesbezügliche Abhängigkeiten schmerzhaft deutlich. Aber auch die zum Teil desaströsen Wirkungen seiner aktuellen Verfasstheit auf das Klima lassen sich in diesen Tagen nicht mehr beschönigen. In diesem Sektor lässt die Europäische Union leider noch wenig Bereitschaft erkennen, Kunst und Kultur neu zu denken und damit ihre Relevanz für die weitere gesellschaftliche Entwicklung zu erhöhen.

Kulturpolitik war einst als eine „Fortsetzung von Sozialpolitik“ angetreten. Davon ist sie heute mehr denn je entfernt. Und böte in ihrer ursprünglichen Ausrichtung dennoch einen besseren Anhaltspunkt zur Beantwortung „Wer wir als Europäer*innen sein wollen“, als ein von den gesellschaftlichen Veränderungen weitgehend isolierter, dazu durchkommerzialisierter Teilbereich einer beliebig austauschbaren Freizeitindustrie.

Die System-Irrelevanz der Kunst als Inbegriff des Europäischen

In ihrer existentiellen Not melden sich viele Vertreter*innen mit der Behauptung, Kunst und Kultur müssten in diesen Tagen in besonderer Weise staatlich alimentiert werden; sie seien schließlich systemrelevant. Dem widersprach Reinhard J. Brembeck jüngst in einem Beitrag „Warum Kunst systemfeindlich ist“ in der Süddeutschen Zeitung vehement. Statt dessen bestand er auf dem subversiven Potential eines europäischen Kunstbegriffs, der sich nicht in der Affirmation der bestehenden Verhältnisse beschränkt, sondern – mit spezifisch ästhetischen Mitteln – neue, unerwartete Möglichkeitsräume eröffnet, die über das, was wir erwarten können, hinausweisen.

Auch wenn die Auseinandersetzung mit Kunst, bis auf wenige Ausnahmen, bislang tendenziell auf einige wenige Inseln im Alltagsgeschehen von Europäer*innen beschränkt geblieben ist, so spricht vieles für die Vermutung, dass Kunst das Europäischste ist, was wir haben. Und es könnte sich einmal mehr zeigen, dass die Auseinandersetzung mit Kunst – gerade durch ihre Subversivität – in herausragender Weise dafür prädestiniert, sich mit der Frage zu beschäftigen, wer wir sind, wir Europäer*innen, die wir uns noch längere Zeit mit den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Folgen der Epidemie werden beschäftigen müssen. Kunst wäre dabei ein Medium, das sich einfachen Antworten verweigert und uns stattdessen einlädt, Unsicherheiten auszuhalten und sich auf sie in produktiver Weise einzulassen. Um dabei zu erfahren, dass es trotz aller Widrigkeiten Zukünfte gibt, die es lohnen, angestrebt zu werden.

Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Blog-Projekts „Gemeinsam oder Einsam aus der Krise? Die Europäische Union am Scheideweg angesichts der Herausforderungen durch den Corona-Virus“. Erfahren Sie hier mehr über das Projekt!

Erster Teil  / First Part  / Première Partie

Is the epidemic intensifying the struggle between the supporters of democratic and authoritarian forms of rule?

At the same time, there are increasing signs of a new, usually authoritarian state, which claims to be better able to deal with the growing crisis phenomena than liberal-democratic ones. Around the globe a new type of rule is emerging which, in the claim of a new state dominance, is prepared to sacrifice essential democratic achievements in order to promise strength and security at (almost) any price.  It is not without reason that the Chinese government has tried to position itself worldwide in the claim to cope with the epidemic much better, because more determined. The diplomatic successes not only in Russia and in a number of African countries but also in parts of Central and Eastern Europe in particular were assured to the new superpower.

The Serbian-DU American economist Branko Milanovic published the article „The Clash of Capitalisms“  even before the crisis in foreign affairs broke out. In it he suspects a growing clash of the two remaining political concepts in order to effectively counter the growing contradictions facing national societies. In view of the radicalized competitive conditions in globalized financial capitalism, this amounts to a choice between liberal-democratic and authoritarian conflict management strategies. The effects of state measures on the state of national economies give little reason to postpone the election again.  On the contrary, far-reaching government powers, together with measures for comprehensive social surveillance of the population, which are legitimised as means of crisis management, indicate the direction in which the pendulum could swing in Europe too.

 

Could it be that Europeans no longer know who they are?

At present, all assessments of the future of the European integration process prove to be quite contradictory. On the one hand, it is evident that the crisis is playing into the hands of nationalists in Europe. Even in the absence of a pan-European competence, the European states have developed their own health policy strategy. Moreover, it is obvious that the need to distance themselves from each other has increased dramatically in recent months; the national governments, above all the Hungarian government, have had special powers – albeit limited in time – issued past Parliament, which do not even pretend to be in line with European regulations.

Parliamentary legitimised decision-making processes have all too easily turned into a farce. This was all the more so as a voice had already been strengthened in recent years, even in countries with long democratic traditions; laboriously reached democratic compromises would be less and less able to bring about the necessary political decisions in view of the current challenges. These tendencies have been taken up only too readily by political currents with authoritarian tendencies, in order to suggest to their populations once again national strengthening, either in the fight against migration or in not complying with Community rules from Brussels, which have been reinterpreted as paternalism.

With the outbreak of the epidemic at the latest, the contradictory relationship between communitization and renationalization became apparent in all its drasticness. Correspondingly, on the one hand, there are those who, in view of the many special national paths in conjunction with the structural weaknesses of the EU, predict a speedy end to this transnational political project. Already battered by the Brexit, the economic weakness of the southern member states or the rampant scepticism towards democracy in the Central and Eastern European countries, the boiling up of national egoisms is leading the European unification project to its inevitable end.

„Sometimes your weakness can hold you together more than your strength“ (Ivan Krastev)

But there are others, such as the Bulgarian sociologist Ivan Krastev , who suspects little efficiency behind this further national upsurge. Behind this, despite all the rhetorical noise, the specific weaknesses of a nation state in reacting adequately not only to this global phenomenon could be less and less concealed. His conclusion: With the outbreak of the epidemic at the latest, the European Union mutated from an electoral community to a community of destiny that seems to depend on one another for better or worse: „We have to stand together, but we don’t like each other”.

To the extent that the individual national states, despite the considerable resources they have invested, do not succeed in convincingly regulating and stabilizing an unleashed dynamism, they will – according to Krastev – have no choice but to give more competences to Brussels. And not in order to relinquish power, but on the contrary, to secure the power they retain.

With the intention of setting up a comprehensive reconstruction fund at European level, the new Commission is attempting to respond to these needs in order to give a special sign of life in these days of an unbroken will to communitise. At the same time, it is showing intentions to emancipate itself from contradictory national claims to influence, at least by means of a Europe-wide tax regime. The tactical considerations of the „Economical Four“ (including the Austrian federal government) will change little in this respect, even if they try to keep the latent conflict between the economies of the northern and southern member states at bay.

The current European initiative may also gain popularity through the insight that Europe has never been so alone as it is today. It is quite obvious that the current global competitive situation is tending to undermine existing alliances even further, thereby abandoning the last false hopes of a final victory for Western capitalism after 1989. The global power shifts that are becoming more and more apparent, which have, among other things, caused the once leading world power, the USA, to be thrown back on itself in the wake of the epidemic, could so unexpectedly renew the EU as an act of sheer survivalism more than any previous crisis. But things could also turn out differently if, for example, Germany, as a central political actor in Europe, were to attempt its salvation in national salvation in the further course of the expected long-lasting economic crisis. Then the parallels with Harper’s sketch of the course of events at the end of this large and complex political entity would not be far off.

 

Solidarity as a central European resource

Krastev summarises his great concern regarding the further process of European unification in the sentence: „We no longer know who we are“. He is not referring to narrowly defined ideas of a common European cultural identity of any kind, which a cultural enterprise would provide if it were only allowed to do so. In my opinion, it rather refers to a specific form of coexistence that has long made a European way of life distinguishable from others. It seems to me to be a good way of describing the claim to a „social market economy“, and is in any case one that knows how to give the social dimension an equal status to the economic dimension. In a recent article „This could be the salvation of Europe“ , the liberal author and historian Timothy Garton Ash regrets the undifferentiated implementation of the neoliberal paradigm on the European continent as well: Especially after 1989, he says, there was a fatal overestimation of self in Europe, which allowed the model of European liberalism to degenerate into a sheer economic liberalism for the comprehensive liberation of the markets. In this phase we must also restore the other parts of liberalism, the cultural and social parts.

Thus, in answering the question of who the Europeans are (or want to be in the future), a central key lies in reassessing the importance of mutual respect and solidarity. So far, all attempts to strengthen the social dimension of the European Union have failed because of the primacy of national responsibility for social policy. The crisis has shown that social and health problems do not stop at national borders and that there are therefore no longer any satisfactory national responses to them (even if Trump, Johnson or Bolsonaro decree this in a way that is disastrous for their populations).

On the basis of such a collective insight, the outlines of a „community of destiny“ so apostrophized by Krastev can easily be seen, which is not exhausted in economic success but solidarity can become a central guideline for political action in Europe. The latest results of surveys of young Europeans, 71% of whom are in favour of an unconditional basic income, point in a similar direction, as do the thanks and respect for the workers who, in many places, were prepared to keep the system running in the crisis, with considerable health risks.

 

The cultural industry as a symptom of the crisis or as a signpost out of the crisis?

Finally, a few words about the culture industry. It hasn’t much to laugh about these days.

Closed due to the lockdown, it is cut off from essential resources and dependent on state support. And in this sector, too, it can be seen that as a result of the neoliberal pull, its orientation towards the requirements of a cultural market that is as unregulated as possible has not only brought advantages. The widespread collapse of the international tourism industry makes this dependence painfully clear. But the partly disastrous effects of its current state on the climate can no longer be glossed over these days. In this sector, the European Union is unfortunately still showing little willingness to rethink art and culture and thus increase their relevance for the further development of society .

Cultural policy was once seen as a „continuation of social policy“. Today more than ever, it is far removed from this. And yet, in its original orientation, it would offer a better starting point for answering the question „Who we as Europeans want to be“ than a sub-sector of a leisure industry that is largely isolated from social changes and, in addition, thoroughly commercialised and interchangeable.

The systemic irrelevance of art as the epitome of the European

In their existential need, many representatives claim that art and culture must be supported by the state in a special way these days; after all, they are relevant to the system. Reinhard J. Brembeck recently contradicted this vehemently in an article „Warum Kunst systemfeindlich ist“ (“Why art is hostile to the system”)  in the Süddeutsche Zeitung. Instead, he insisted on the subversive potential of a European concept of art that is not limited in affirming existing conditions but – with specifically aesthetic means – opens up new, unexpected spaces of possibility that point beyond what we can expect.

Even if the discussion of art, with a few exceptions, has so far tended to be limited to a few islands in the everyday lives of Europeans, there is much to suggest that art is the most European thing we have. And it could once again be shown that the confrontation with art – precisely because of its subversiveness – is predestined in an outstanding way to deal with the question of who we are, we Europeans, who will have to deal with the economic, social and cultural consequences of the epidemic for some time to come. Art would be a medium that refuses simple answers and instead invites us to endure uncertainty and engage with it in a productive way. To learn in the process that despite all adversity there are futures worth striving for

This is a contribution to the blog project „Together or alone out of the crisis? The European Union at a crossroads in the face of the challenges posed by the corona virus“. Learn more about the project here

Übersetzung Clara Dehlinger unter Verwendung von www.DeepL.com/Translator

«Nous ne savons pas où aller, mais nous y arriverons plus vite » (Helmut Qualtinger)
– Deuxième partie –

Sur les effets d’une pandémie qui se propage dans le monde entier et qui nous fait prendre conscience que les choses ne peuvent plus continuer comme avant, mais qui nous laisse pourtant faire (presque) tout ce que nous pouvons pour qu’elles continuent comme avant.

 

L’épidémie intensifie-t-elle la lutte entre les sympathisants des formes de gouvernement démocratiques et autoritaires ?

En même temps, une nouvelle forme de gouvernement, généralement autoritaire, semble émerger, qui prétend être plus en mesure de gérer les (mieux à même de faire face aux) phénomènes de crise croissants que les gouvernements libéraux-démocrates. Partout dans le monde, un nouveau type de règle émerge qui, dans la revendication d’une nouvelle domination étatique, est prête à sacrifier des acquis démocratiques essentiels afin de promettre la force et la sécurité à (presque) tout prix. Ce n’est pas sans raison que le gouvernement chinois a tenté de se positionner au niveau mondial en prétendant mieux – car plus déterminé – maîtriser l’épidémie. Les succès diplomatiques non seulement en Russie et dans un certain nombre de pays africains, mais surtout dans certaines parties de l’Europe centrale et orientale, étaient certains pour la nouvelle superpuissance.

 

L’économiste serbo-américain Branko Milanovic avait déjà publié l’article „The Clash of Capitalisms“  dans „Foreign Affairs“ avant le début de la crise.  Il y soupçonne un conflit croissant entre les deux concepts politiques restants afin de répondre efficacement aux contradictions croissantes auxquelles sont confrontées les sociétés nationales. Compte tenu des conditions de concurrence radicales dans le capitalisme financier globalisé, cela se résume à un choix entre des stratégies de gestion des conflits libérales-démocratiques et autoritaires. Les effets des mesures de l’État sur les économies nationales ne justifient guère de reporter à nouveau le choix.  Au contraire, de vastes pouvoirs gouvernementaux ainsi que des mesures de surveillance sociale globale de la population, légitimées comme moyen de gestion des crises, indiquent dans quelle direction le pendule pourrait osciller en Europe aussi.

 

Se pourrait-il que les Européens ne sachent plus qui ils sont ?

À l’heure actuelle, toutes les évaluations de l’avenir du processus d’intégration européenne s’avèrent assez contradictoires. D’une part, il est évident que la crise fait le jeu des nationalistes en Europe. Même en l’absence d’une compétence paneuropéenne, les États européens ont développé leur propre stratégie en matière de politique de santé. En outre, il est frappant de constater que la nécessité de se distinguer les uns des autres s’est considérablement accrue ces derniers mois ; les gouvernements nationaux, et surtout le gouvernement hongrois, se sont vu attribuer des pouvoirs spéciaux – bien que pour une durée limitée – en contournant le parlement, qui ne prétendent même pas être conformes aux réglementations européennes.

Les processus décisionnels légitimés par le Parlement se sont trop facilement transformés en farce. Cela est d’autant plus vrai que ces dernières années, même dans les pays ayant une longue tradition démocratique, des voix se sont élevées pour affirmer que les compromis démocratiques laborieusement atteints seraient de moins en moins à même d’entraîner les décisions politiques nécessaires face aux défis actuels. Ces tendances ont été trop facilement reprises par des courants politiques à tendance autoritaire, afin de suggérer à leurs populations une fois de plus la force nationale, soit dans la lutte contre l’immigration, soit dans le non-respect des règles communautaires de Bruxelles, qui ont été réinterprétées comme du paternalisme.

Au plus tard avec le déclenchement de l’épidémie, la relation contradictoire entre communautarisation et renationalisation est apparue dans toute sa radicalité. Ainsi, d’une part, il y a ceux qui, compte tenu des nombreux parcours nationaux particuliers en liaison avec les faiblesses structurelles de l’UE, prédisent une fin rapide à ce projet politique transnational . Déjà frappé par la brexite, la faiblesse économique des Etats membres du Sud ou le scepticisme rampant envers la démocratie dans les pays d’Europe centrale et orientale, l’ébullition des égoïsmes nationaux conduit le projet d’unification européenne à sa fin inévitable.

„Parfois, votre faiblesse peut vous tenir ensemble plus que votre force“ (Ivan Krastev)

Mais il y en a aussi d’autres, comme le sociologue bulgare Ivan Krastev,  qui soupçonne peu d’efficacité derrière cette nouvelle esbroufe national.

Ainsi, malgré tout le bruit de la rhétorique, les faiblesses spécifiques d’un État-nation à réagir de manière adéquate non seulement à ce phénomène mondial pourraient être de moins en moins dissimulées.  Sa conclusion : „Avec le déclenchement de l’épidémie au plus tard, l’Union européenne est en train de passer d’une communauté électorale à une communauté de destin qui semble dépendre les uns des autres pour le meilleur ou pour le pire : „Nous devons être solidaires, mais nous ne nous aimons pas“.

Dans la mesure où les différents États nations, malgré une utilisation considérable des ressources, ne parviennent pas à réguler et à stabiliser de manière convaincante un dynamisme déchaîné, ils n’auront – selon Krastev – d’autre choix que de donner plus de compétences à Bruxelles. Et non pas pour renoncer au pouvoir, mais au contraire, pour s’assurer le pouvoir qui leur reste.

Avec l’intention de mettre en place un fonds de reconstruction global au niveau européen, la nouvelle Commission tente de répondre à ces besoins, donnant ainsi un signe de vie particulier en ces temps de volonté inébranlable de communautarisation. En même temps, elle montre des intentions de s’émanciper des prétentions nationales contradictoires à exercer une influence, au moins par le biais d’approches d’un régime fiscal à l’échelle européenne. Les considérations tactiques des „Quatre Frugaux“ (dont le gouvernement fédéral autrichien) ne changeront pas grand-chose à cet égard, même si elles tentent de de laisser mijoter le conflit latent entre les économies des États membres du Nord et du Sud.

L’initiative européenne actuelle pourrait également gagner en popularité grâce au constat que l’Europe n’a jamais été aussi seule qu’elle l’est aujourd’hui. Evidemment la situation concurrentielle mondiale actuelle tend à miner davantage les alliances existantes, abandonnant ainsi les derniers faux espoirs d’une victoire finale du capitalisme occidental après 1989. Les changements de pouvoir à l’échelle mondiale qui sont de plus en plus évidents et qui ont, entre autres, rejeté sur lui-même l’ancienne première puissance mondiale, les États-Unis, dans le sillage de l’épidémie, pourraient plus que toutes les crises précédentes renouveler de manière inattendue l’UE en tant qu’acte de pure survie. Mais les choses pourraient aussi se passer différemment si, par exemple, l’Allemagne, en tant qu’acteur politique central en Europe, cherchait son salut dans le sauvetage national dans la suite de la crise économique durable attendue. Alors les parallèles avec le croquis de Harper sur le déroulement des événements à la fin de cette entité politique vaste et complexe ne seraient pas loin.

La solidarité, une ressource centrale de l’Europe

Krastev résume sa grande inquiétude concernant la poursuite du processus d’unification européenne dans la phrase : „Nous ne savons plus qui nous sommes“. Il ne fait pas référence à des notions étroitement définies d’une quelconque identité culturelle européenne commune, qu’une entreprise culturelle fournirait si seulement elle était autorisée à le faire. À mon avis, il s’agit plutôt d’une forme spécifique de coexistence qui a longtemps rendu un mode de vie européen distinct des autres. Elle me semble bien décrite par la revendication d’une „économie sociale de marché“ et est en tout cas celle qui sait donner à la dimension sociale un statut égal à la dimension économique. Dans un article récent intitulé „This could be the salvation of Europe“ , l’auteur et historien libéral Timothy Garton Ash regrette la mise en œuvre indifférenciée du paradigme néolibéral sur le continent européen également : „Surtout après 1989, dit-il, il y a eu une surestimation fatale de ses propres capacités en Europe, qui a permis au modèle de libéralisme européen de dégénérer en un pur libéralisme économique pour la libération complète des marchés. Dans cette phase, nous devons également restaurer les autres parties du libéralisme, les parties culturelles et sociales.

Ainsi, pour répondre à la question de savoir qui sont (ou veulent être à l’avenir) les Européens, une clé centrale consiste à réévaluer l’importance du respect mutuel et de la solidarité.  Jusqu’à présent, toutes les tentatives visant à renforcer la dimension sociale de l’Union européenne ont échoué en raison de la primauté de la responsabilité nationale en matière de politique sociale . La crise a montré que les problèmes sociaux et sanitaires ne s’arrêtent pas aux frontières nationales et qu’il n’existe plus de réponses nationales satisfaisantes à ces problèmes (même si Trump, Johnson ou Bolsonaro le décrètent, même si cela est fatal pour leurs populations).

Sur la base d’une telle vision collective, les contours d’une „communauté de destin“ si apostrophée par Krastev sont facilement révélés, qui ne s’épuise pas dans la réussite économique de quelques-uns mais fait devenir la solidarité une ligne directrice centrale de l’action politique en Europe. Les résultats récents d’enquêtes menées auprès de jeunes Européens, dont 71 % sont favorables à un revenu de base inconditionnel, vont dans le même sens, tout comme les remerciements et le respect adressés aux travailleurs qui, en dépit de risques sanitaires considérables, ont accepté de maintenir le système en place pendant la crise.

L’industrie culturelle comme symptôme de la crise ou comme signal de sortie de crise ?

Enfin, quelques mots sur le secteur de la culture. Il n’a pas beaucoup de raisons de rire ces jours-ci.

Fermée en raison du verrouillage, il est coupé des ressources essentielles et dépend du soutien de l’État. Et dans ce secteur aussi, il est évident qu’en raison de l’attraction néolibérale, son orientation vers les exigences d’un marché culturel aussi peu réglementé que possible n’a pas seulement apporté des avantages. L’effondrement généralisé de l’industrie du tourisme international rend cette dépendance douloureusement évidente. Mais les effets partiellement désastreux de son état actuel sur le climat ne peuvent plus être occultés de nos jours. Dans ce secteur, l’Union européenne se montre malheureusement encore peu disposée à repenser l’art et la culture et à accroître ainsi leur pertinence pour le développement futur de la société.

La politique culturelle avait autrefois commencé comme une „continuation de la politique sociale“. Aujourd’hui, plus que jamais, elle en est loin. Pourtant, dans son orientation initiale, il offrirait un meilleur point de départ pour répondre à la question „Qui nous voulons être en tant qu’Européens“ qu’un sous-secteur d’une industrie des loisirs largement isolée des changements sociaux et, de surcroît, profondément commercialisée et interchangeable.

La non-pertinence systémique de l’art en tant qu’incarnation de l’esprit européen

Dans leur détresse existentiel, de nombreux représentants affirment que l’art et la culture doivent être soutenus par l’État d’une manière particulière de nos jours ; après tout, ils seraient pertinents pour le système. Reinhard J. Brembeck l’a récemment contredit avec véhémence dans un article intitulé „Pourquoi l’art est hostile au système“  du Süddeutsche Zeitung. Il a plutôt insisté sur le potentiel subversif d’un concept européen de l’art qui ne se limite pas à affirmer les conditions existantes mais qui – avec des moyens spécifiquement esthétiques – ouvre de nouveaux espaces de possibilités inattendues qui vont au-delà de ce que nous pouvons attendre.

Même si, à quelques exceptions près, la discussion sur l’art a jusqu’à présent eu tendance à se limiter à quelques îles dans la vie quotidienne des Européens, beaucoup d’éléments laissent à penser que l’art est la chose la plus européenne que nous ayons. Et il pourrait redevenir évident que la confrontation avec l’art – précisément à cause de sa subversivité – est prédestinée de façon remarquable à traiter la question de savoir qui nous sommes, nous les Européens, qui devrons faire face aux conséquences économiques, sociales et culturelles de l’épidémie pendant un certain temps encore. L’art serait un média qui refuse de fournir des réponses simples et nous invite plutôt à endurer l’incertitude et à nous engager avec elle de manière productive pour apprendre dans le processus que, malgré toute l’adversité, il y a un avenir qui vaut la peine d’être tenté.

Ceci est une contribution au projet de blog „Ensemble ou seul pour sortir de la crise ? L’Union européenne à la croisée des chemins face aux défis posés par le virus de la corona“. Pour en savoir plus, cliquez ici !

Übersetzung Birgit Wolter unter Verwendung von www.DeepL.com/Translator

Nachhaltige Arbeit? Gerade wegen der Covid-19-Pandemie!

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Beate Littig

Univ.Doz. Dr. Beate Littig leitet am außeruniversitären postgradualen Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien die Einheit sozial-ökologische Transformationsforschung. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Umweltsoziologie, Nachhaltigkeit der Arbeitsgesellschaft, Praktiken der alltäglichen Lebensführung sowie Soziologie der Ethik.

Der Beitrag ist ursprünglich am 19. April im SozBlog der Universität Wien erschienen.

Auch wenn die Pandemie und der Shutdown noch nicht zu Ende sind, ist es jetzt schon an der Zeit, über die Zukunft einer nachhaltigen Arbeitsgesellschaft nachzudenken. Dies gebietet der Klimawandel ebenso wie die Digitalisierung und die wachsende soziale Ungleichheit. Ein Aufschieben anstehender Debatten können wir uns nicht mehr lange leisten.

Noch ist Alarmstufe Rot in der Pandemiebekämpfung, bei der so gut wie alle Regierungen der Welt zu bislang kaum fassbaren Maßnahmen greifen, Shutdowns und Ausgangsbeschränkungen verordnen, globale Wirtschaftsprozesse lahmlegen und die Arbeitslosenzahlen der formellen wie informellen Wirtschaft quasi über Nacht explodieren lassen. Vielerorts ist die Rede davon, dass die Welt – und vor allem auch die Arbeitswelt – nach der Corona-Krise völlig anders aussehen werde. Was das allerdings bedeuten kann, ist derzeit nicht abschätzbar. Denkbar sind sowohl Szenarien größerer sozialer Spaltung, nationaler Abschottung und einer langfristigen Einschränkung von Freiheitsrechten und digitaler Kontrolle einerseits und mehr soziale Gerechtigkeit, internationale Solidarität und Kooperation bei der Realisierung nachhaltiger Entwicklungsziele andererseits. Welches Szenario sich durchsetzen wird, hängt vom Verlauf der politischen Auseinandersetzungen über die Zukunft von Wirtschaft, Arbeit, Konsum, Demokratie, das Gesundheitssystem, der EU und vieles andere mehr ab. Ihr Ausgang mag ungewiss sein, geführt werden sie mit Sicherheit.

Die Pandemie und die politischen Reaktionen darauf verstärken jedenfalls Tendenzen, die es schon zuvor gab: die Digitalisierung der Arbeitswelt (- der privaten Lebenswelt und des Konsums), die globale Zunahme sozialer Ungleichheit vor allem im Hinblick auf Einkommen, Vermögen, Bildungs- und Jobchancen und Geschlecht sowie die schwierige internationale Kooperation nicht nur in der EU, sondern auch supranational. Ob sich durch die Krise die Einsicht durchsetzen wird, dass der soziale und wirtschaftliche Relaunch sowie die staatlichen Konjunkturpakete an den Prinzipien der Vorsorge und Resilienz und das hieße an einer sozial-ökologisch nachhaltigen Entwicklung orientiert werden müssen, ist fraglich. Dabei gibt es doch nach wie vor gültige Absichtserklärungen; allen voran die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (2015), die Pariser Klimaverträge (2015)  und der europäische Green Deal (2019), die für eine zukunftsfähige Nachhaltigkeitspolitik umfangreiche Grundlagen bieten. Auch lokale Ansätze wie etwa die Wiener Smart-City-Rahmenstrategie (2019) sind nach Corona ja längst nicht hinfällig.

Im Zuge dieser Vereinbarungen kam in jüngerer Zeit erneut eine Diskussion über die Zusammenhänge von nachhaltiger Entwicklung und der Zukunft der globalen Arbeit(sgesellschaft) in Gang. Diskutiert werden dabei etwas grob gesprochen zwei unterschiedliche Ansätze zur Transformation gegenwärtiger Arbeitsgesellschaften: einerseits die Schaffung eines grünen Kapitalismus im Sinne grüner Vollerwerbsgesellschaften und andererseits der Übergang zu radikal sozial-ökologisch nachhaltigen Postwachstumsgesellschaften. Letztere gehen von einem erweiterten Arbeitsbegriff aus, der nicht nur Erwerbsarbeit, sondern auch Care-, Eigenarbeit und zivilgesellschaftliches Engagement umfasst und die Neubewertung und Umverteilung von Arbeit, auch zwischen den Geschlechtern einschließt. Voraussetzungen dafür sind eine neue Vollerwerbsarbeitszeit (20-30h) für Alle sowie eine sozial-ökologische Steuerreform.

Nach den Erfahrungen der Corona-Krise müssen diese Ansätze nicht mehr so grundsätzlich als Entweder-Oder diskutiert werden. Nimmt man die Prinzipien der Vorsorge und Resilienz für die Schaffung nachhaltiger Arbeit ernst, so sind etwa die langjährigen frauenpolitischen Forderungen nach einer Aufwertung von Care-Arbeit und anderer sogenannter systemrelevanter Arbeiten mit entsprechenden Kollektivverträgen abzusichern. Die Konzepte für einen erweiterten Arbeitsbegriff bieten wichtige Diskussionsgrundlagen für eine Neubewertung und Neuorganisation gesellschaftlich notwendiger Arbeiten. Die krisenbedingte staatliche Bezuschussung von Unternehmen bietet die Möglichkeit, die Förderungen an eine konsequente Ökologisierung der jeweiligen Wirtschaftstätigkeiten zu knüpfen, auch für die globalen Zulieferer. Gleichzeitig müssten dabei die Interessen der ArbeitnehmerInnen (z.B. Umschulungen, erweiterte Transferleistungen) im Sinne einer „just transition“, eines gerechten Übergangs wie von den Gewerkschaften vertreten, berücksichtigt werden. Konjunkturpakete, die den Umstieg auf regenerative Energieträger, einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs und nachhaltiger Mobilitätsformen sowie die thermische Sanierung von Gebäuden setzen, können zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen. Inwiefern die Zahl von Arbeitsplätzen auch durch eine neue, kürzere Vollerwerbsarbeitszeit – begleitet von einer sozial-ökologischen Steuerreform – gefördert werden kann, muss geprüft werden. Das Thema Arbeitszeitverkürzung ist ohnehin wegen der voranschreitenden Digitalisierung und Robotisierung hoch brisant; ebenso deren nachhaltige Regulierung.

Und nicht zuletzt muss im Sinne von Resilienz und Vorsorge die Qualität von Arbeitsplätzen gestärkt werden. Gesundheitserhaltung und -förderung durch Stressvermeidung, neue Arbeitszeitregelungen, Arbeitsplatz- und Einkommenssicherheit, eine gute Work-Life-Balance (nicht nur für Frauen) tragen jedenfalls zur Stärkung des Immunsystems und damit zur Abwehr zukünftiger Viren bei

Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Blog-Projekts „Gemeinsam oder Einsam aus der Krise? Die Europäische Union am Scheideweg angesichts der Herausforderungen durch den Corona-Virus“. Erfahren Sie hier mehr über das Projekt!

 

Sustainable work? Just because of the Covid 19 pandemic!

Beate Littig

Univ.Doz. Dr. Beate Littig is head of the Social-Ecological Transformation Research Unit at the non-university Postgraduate Institute for Advanced Studies (IHS) in Vienna. Her research focuses on environmental sociology, sustainability of the working society, practices of everyday life and sociology of ethics.

The article was originally published on April 19 in the SozBlog of the University of Vienna

Even if the pandemic and the shutdown are not yet over, it is already time to start thinking about the future of a sustainable working society. This is required by climate change, digitalisation and growing social inequality. We cannot afford to postpone upcoming debates for much longer.

Almost all the world’s governments are still on red alert in the fight against the pandemic, with virtually all of them taking measures that are as yet elusive, imposing shutdowns and exit restrictions, paralysing global economic processes and causing unemployment figures in both the formal and informal economy to explode virtually overnight. In many places there is talk that the world – and above all the world of work – will look completely different after the Corona crisis. However, it is currently impossible to predict what this may mean. Conceivable scenarios include greater social division, national isolation and a long-term restriction of civil liberties and digital control on the one hand, and greater social justice, international solidarity and cooperation in achieving sustainable development goals on the other. Which scenario will prevail depends on the course of political debates on the future of the economy, labour, consumption, democracy, the health system, the EU and much more. Their outcome may be unknown, but they will certainly be conducted.

In any case, the pandemic and the political reactions to it reinforce tendencies that have already existed before: the digitalisation of the world of work (- private life and consumption), the global increase in social inequality, especially with regard to income, wealth, educational and job opportunities and gender, and the difficult international cooperation not only in the EU but also supranationally. It is questionable whether the crisis will lead to the realisation that the social and economic relaunch as well as the state economic stimulus packages must be oriented towards the principles of precaution and resilience, and that this would mean a social-ecologically sustainable development. However, there are still valid declarations of intent, above all the United Nations Sustainable Development Goals (2015), the Paris Climate Treaties (2015) and the European Green Deal (2019), which provide a comprehensive basis for a sustainable policy for the future. Local approaches such as the Vienna Smart City Framework Strategy (2019) are by no means obsolete after Corona.

In the course of these agreements, a new discussion has recently been launched on the links between sustainable development and the future of global labour (society). Roughly speaking, two different approaches to the transformation of current working societies are being discussed: on the one hand, the creation of a green capitalism in the sense of green full-time employment societies and, on the other hand, the transition to radically socio-ecologically sustainable post-growth societies. The latter are based on an expanded concept of work that includes not only gainful employment but also care work, self-employment and civil society involvement, and comprises the reassessment and redistribution of work, including between the sexes. The prerequisites for this are a new full-time working time (20-30 hours) for all and a social-ecological tax reform.

After the experiences of the Corona crisis, these approaches no longer need to be discussed in principle as either-or. If the principles of precaution and resilience for the creation of sustainable work are taken seriously, the long-standing demands of women’s policy for an upgrading of care work and other so-called system-relevant work must be safeguarded with appropriate collective agreements. The concepts for an expanded concept of work offer an important basis for discussion on the re-evaluation and reorganisation of socially necessary work. Crisis-related state subsidies for companies offer the possibility of linking the subsidies to a consistent greening of the respective economic activities, including for global suppliers. At the same time, the interests of the workers (e.g. retraining, extended transfer payments) would have to be taken into account in the sense of a „just transition“, a fair transition as represented by the trade unions. Economic stimulus packages that include the switch to renewable energy sources, an expansion of public transport and sustainable forms of mobility, and the thermal refurbishment of buildings can contribute to the preservation and creation of jobs. The extent to which the number of jobs can also be promoted by a new, shorter full-time working life – accompanied by a social-ecological tax reform – must be examined. The issue of reducing working hours is highly explosive in any case because of the advancing digitalization and robotization; the same applies to the sustainable regulation of these processes.

And last but not least, the quality of jobs must be strengthened in terms of resilience and precaution. Maintaining and promoting health by avoiding stress, new working time regulations, job and income security, a good work-life balance (not only for women) certainly contribute to strengthening the immune system and thus to defending against future viruses

Übersetzung Clara Dehlinger unter Verwendung von www.DeepL.com/Translator

This is a contribution to the blog project „Together or alone out of the crisis? The European Union at a crossroads in the face of the challenges posed by the corona virus“. Learn more about the project here!

 

Un travail durable? Juste à cause de la pandémie Covid 19!

Beate Littig

Beate Littig dirige l’unité de recherche sur la transformation socio-écologique à l’Institut universitaire supérieur (IHS) non universitaire de Vienne. Ses recherches portent sur la sociologie de l’environnement, la durabilité de la société de travail, les pratiques de la vie quotidienne et la sociologie de l’éthique.

L’article a été initialement publié le 19 avril dans le SozBlog de l’Université de Vienne

Même si la pandémie et la fermeture ne sont pas encore terminées, il est déjà temps de commencer à réfléchir à l’avenir d’une société de travail durable. Le changement climatique, la numérisation et l’inégalité sociale croissante l’exigent. Nous ne pouvons pas nous permettre de reporter les débats à venir plus longtemps.

Presque tous les gouvernements du monde entier sont encore en état d’alerte rouge dans la lutte contre la pandémie, où ils prennent des mesures qui sont encore presque impossibles à saisir, imposent des fermetures et des restrictions de sortie, paralysent les processus économiques mondiaux et font exploser les chiffres du chômage dans l’économie formelle et informelle pratiquement du jour au lendemain. Dans de nombreux endroits, on entend dire que le monde – et surtout le monde du travail – sera complètement différent après la crise de la Corona. Toutefois, il est actuellement impossible de prévoir ce que cela pourrait signifier. Les scénarios envisageables sont, d’une part, une plus grande division sociale, un isolement national et une restriction à long terme des droits de liberté et du contrôle numérique et, d’autre part, une plus grande justice sociale, une solidarité internationale et une coopération pour atteindre les objectifs de développement durable. Le scénario qui prévaudra dépend du cours des débats politiques sur l’avenir de l’économie, du travail, de la consommation, de la démocratie, du système de santé, de l’UE et bien plus encore. Leur résultat est peut-être incertain, mais ils seront certainement menés.

En tout état de cause, la pandémie et les réactions politiques qu’elle suscite renforcent des tendances qui existaient déjà auparavant : la numérisation du monde du travail (- vie privée et consommation), l’augmentation mondiale des inégalités sociales, notamment en matière de revenus, de patrimoine, de possibilités d’éducation et d’emploi et de genre, et la difficile coopération internationale non seulement dans l’UE mais aussi au niveau supranational. On peut se demander si la crise conduira à la prise de conscience que la relance sociale et économique ainsi que les plans de relance économique des États doivent être orientés vers les principes de précaution et de résilience, et que cela signifierait un développement socialement et écologiquement durable. Toutefois, il existe encore des déclarations d’intention valables, notamment les objectifs de développement durable des Nations unies (2015), les traités de Paris sur le climat (2015) et le „Green Deal“ européen (2019), qui constituent une base complète pour une politique durable à l’avenir. Les approches locales telles que la stratégie-cadre „Ville intelligente“ de Vienne (2019) ne sont en aucun cas obsolètes après Corona.

Dans le cadre de ces accords, une nouvelle discussion a récemment été lancée sur les liens entre le développement durable et l’avenir du travail mondial (société du travail). En gros, deux approches différentes de la transformation des sociétés de travail actuelles sont discutées : d’une part, la création d’un capitalisme vert au sens de sociétés vertes d’emploi à temps plein et, d’autre part, la transition vers des sociétés post-croissance radicalement durables sur le plan socio-écologique. Ces dernières sont fondées sur une conception élargie du travail qui inclut non seulement l’emploi rémunéré mais aussi le travail de soins, le travail indépendant et l’engagement de la société civile, et comprend la réévaluation et la redistribution du travail, y compris entre les sexes. Les conditions préalables sont un nouveau temps de travail à plein temps (20-30 heures) pour tous et une réforme fiscale socio-écologique.

Après les expériences de la crise de corona, ces approches n’ont plus besoin d’être discutées en principe comme soit/ou. Si les principes de précaution et de résilience pour la création d’emplois durables sont pris au sérieux, les demandes de longue date de la politique des femmes pour une amélioration du travail de soins et d’autres travaux dits pertinents pour le systéme doivent être garanties par des conventions collectives appropriées. Les concepts pour une définition élargie du travail offrent des bases de discussion importantes pour une réévaluation et une réorganisation des travaux socialement nécessaires. Les subventions publiques aux entreprises liées à la crise offrent la possibilité de lier les subventions à une écologisation cohérente des activités économiques respectives, y compris pour les fournisseurs mondiaux. Il convient d’examiner dans quelle mesure le nombre d’emplois peut également être favorisé par une nouvelle vie active à temps plein plus courte – accompagnée d’une réforme fiscale socio-écologique. La question de la réduction du temps de travail est en tout cas très explosive en raison des progrès de la numérisation et de la robotisation ; il en va de même pour la réglementation durable de ces processus.

Enfin, la qualité des emplois doit être renforcée en termes de résilience et de précaution. Le maintien et la promotion de la santé en évitant le stress, les nouvelles réglementations sur le temps de travail, la sécurité de l’emploi et des revenus, un bon équilibre entre vie professionnelle et vie privée (pas seulement pour les femmes) contribuent certainement à renforcer le système immunitaire et donc à se défendre contre les futurs virus.

Übersetzung Birgit Wolter unter Verwendung von www.DeepL.com/Translator

Ceci est une contribution au projet de Blog „Ensemle ou seuls pour sortir de la crise? L’Union européenne à la criosée des chemins face aux défis posés par le coronavirus“ Cliquez ici pour en savoir plus!

Soja-so nein!?

Suhita Osório-Peters
Stoffstromanalyse Soja: Mengen, Akteure, Probleme und (politische) Ansätze für eine nachhaltige Entwicklung

Ulrike Bickel
Sojaboom in Brasilien – eine unendliche Geschichte? Konflikte und Alternativen

Uwe Pollmann
Nach Rinderwahn der Soja-Boom – In Brasilien explodiert der Sojaanbau auf Kosten von Kleinbauern und Umwelt / Einige Kooperativen setzen auf den Bio-Anbau

Enrique Ortega
Soja in Brasilien: Produktionsmodelle, Kosten, Gewinne, Externalitäten, Nachhaltigkeit und öffentliche Politik

Enrique Ortega
Agenda 21 and Rio+10: a framework to discuss Energy and Development

Paulo R. Beskow
Agenda 21 and agricultural Sustainability

Luc Vankrunkelsven
Soja aus dem Blickwinkel der internationalen Beziehungen

Michael Pack/ M. Binder
Aminosäuren-Balancierung sorgt für nachhaltige Proteinernährung. Ökobilanzielle und Umwelt-Aspekte

Renate Isermann/ Klaus Isermann/ Markus Quirin
Die Soja-Stoffstrom-Analyse von Deutschland unter besonderer Berücksichtigung von Brasilien (Exporte) und Niedersachsen (Importe) – Sojamengen, Energie, Nährstoffe (Stickstoff und Phosphor)

Markus Blumenschein
Sojaanbau in Zentralbrasilien – Soziale Verwerfungen in einer modernisierten Landwirtschaft

Celso Ludwig
Der Verband der Arbeiter und landwirtschaftlichen Familienbetriebe der drei südlichen Staaten Brasiliens

Celso Ludwig/ Edmilson Pinheiro/ Gomes de Moraes
Existenzsicherung und Marktchancen versus Umweltbelastungen und soziale Probleme: Der Sojaexport aus brasilianischer Sicht

Antonio Wünsch
Perspektive für die Kleinbauern im Süden Brasiliens

Waldir Heck
Brasilianische Soja und die Rechtslage

Antônio Inácio Andrioli
Die Regierung Lula erlaubt den Gensojaanbau

Jose Batista-Rodrigues
Soja – dann so? Perspektiven entwickeln aus Sicht aller beteiligten Akteure

Dagmar Parusel
Globale Auswirkungen durch das Verfütterungsverbot tierischer Proteinmehle

Hans-Georg Schön
Soja als Futtermittel für Neuland- und Biobetriebe

Hans-Jörg Rinclin
Bedeutung der Sojabohne im ökologischen Landbau. Diskussionspapier

Antônio Inácio Andrioli
Ökologischer Sojaanbau in Südbrasilien

Ulrich Schumacher
Soja als Futtermittel für Bio-Betriebe?

Walter Marschner
Die Produktionskette umdenken!

George-Roland Mull
Brasilien als Anbieter von Soja- und Fleischerzeugnissen – Marktchancen

Barbara Happe
Landverteilung und Infrastrukturprojekte in Brasilien

Mauricio Galinkin
Guidelines for designing public policies and alliances in defense of and for the use of the savanna (cerrado) biome

Christina Asse
Soja – gesundes Lebensmittel auch für Menschen oder Auslöser von Nahrungsmittel-Allergien

Podiumsdiskussion
Soja? – dann so! Wege zu einem nachhaltigen Sojahandel

ANHANG –
3 ergänzende Aufsätze und 3 portugiesische Originalversionen

Kerstin Lanje
Soy yes – but not like this!? Prospects of a „sustainable“ soybean trade between Brazil and Germany. Results of the Loccum conference, Nov. 6th – 8th, 2002 /
Soja – assim não!? Perspectivas para um comércio „sustentável“ de soja o entre Brasil e a Alemanha. Resultados da convenção, 6. – 8. novembro 2002

Enrique Ortega
The Soybean in Brazil: Models of Production, Costs, Profits, Externalities, Sustainability and public Politics /
A Soja no Brasil: Modelos de Produção, Custos, Lucros, Externalidades, Sustentabilidade e Políticas públicas

Luc Vankrunkelsven
Soja na perspectiva das relações internacionais

Celso Ludwig
Agricultura familiar e a produção de soja no Brasil

Antonio Wünsch/ Amilton José Dotto
Perspectivas para os pequenos agricultores no Sul do Brasil

Antônio Inácio Andrioli
Wen interessiert die Gentechnik in der Sojaproduktion?

Mehr Zeit zu leben

Caja Thimm
Altersbilder in der Gesellschaft.
Oder: Wie Altersbilder unsere Vorstellungen vom Altwerden und Altsein bestimmen

Peter Borscheid
Altersbilder im Wandel

Sabine Aichele-Elsner
Neue Bilder vom Alter(n)
Lebensentwürfe und Perspektiven des Altwerdens heute und in Zukunft
Fotoausstellung der Akademiengruppe „Altern in Deutschland“

Gerhard Wegner
Von der Mortalität zur Natalität Theologische Überlegungen zum längeren Leben

Petra-Angela Ahrens
Generation 60plus: Religiosität und Kirchliche Bindung

400 Jahre Dreißigjähriger Krieg

Der vorliegende Band der Loccumer Protokolle dokumentiert fast alle Beiträge einer Tagung, die im November 2018 unter dem Titel „Syrien liegt in Europa. Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg“ stattfand. Auf der Tagung ging es um einen „doppelten Erkundungsgang“, wie das Vorwort festhält. „Erkundet wurde erstens 400 Jahre nach Beginn und 430 Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges dessen politisch-historische Prägnanz. Erkundet wurde zweitens die analytische Relevanz dieser politisch-historischen Sichtungen für den im Jahr 2018 in sein siebtes Jahr gehenden Syrienkonflikt.“ Sie können den Tagungsband hier bestellen.

 

Syrien liegt in Europa

Inhalt

Karlies Abmeier und Stephan Schaede
Vorwort

Martin Tamcke
Konfessionelle und religiöse Kriege, Konflikte und Spannungen im syrischen Raum. Ein historisches Panorama

Dieter Breuer
Friedenskonzepte in literarischen Texten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Harald Suermann
Religiöse Positionen der Christen im Kontext der religiösen Propaganda in Syrien und im Irak

Christian Mühling
Wie der Dreißigjährige Krieg zum Religionskrieg wurde

Ashti Amir
Religiöse Aufladungen und Entladungen in den Konfliktregionen des Nahen und Mittleren Ostens

Holger Böning
Vom Krieg erzählen. Das neue Medium Zeitung und die Publizistik während des Dreißigjährigen Krieges

Larissa Bender
Mediale Äußerungen als Politikum im Syrienkonflikt

Hendrik Munsonius
Vom Religionskonflikt zur Friedensordnung: Der Westfälische Frieden von 1648

Markus Böckenförde
Welche rechtspolitischen Interventionen könnten im Syrienkonflikt hilfreich sein?

Christopher Voigt-Goy
Die Herausbildung neuer staatlicher Formationen im Zuge des Dreißigjährigen Krieges und ihre religionspolitischen Implikationen

Michael Rohrschneider
Kriegsverdichtung und Friedensfähigkeit. Verhandlungstechniken auf dem Weg zum Frieden am Beispiel des Kongresses von Münster und Osnabrück (1643–1649)

Maria-Elisabeth Brunert
Erfolgreiche Friedenspolitik im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Der Jülicher Erbfolgestreit (1609–1678) und seine friedliche Beilegung

Patrick Milton
Lektionen und Analogien: Lehren für Nahost aus dem Dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden

Vorwort
Syrien liegt in Europa – dieser Titel markiert bündig den doppelten Erkundungsgang der Tagung. Erkundet wurde erstens 400 Jahre nach Beginn und 430 Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges dessen politisch-historische Prägnanz. Erkundet wurde zweitens die analytische Relevanz dieser politisch-historischen Sichtungen für den im Jahr 2018 in sein siebtes Jahr gehenden Syrienkonflikt. Im Fokus der Tagung standen also ein historischer und ein aktueller Kriegsschauplatz mit ihren politisch religiös aufgeladenen Konfliktkonstellationen.
So machten sich mit historischer, politologischer, religionshistorischer und literaturwissenschaftlicher Expertise Forschende an die Arbeit, um die neben unter anderen von Herfried Münkler vorgetragene These zu prüfen, dass der Dreißigjährige Krieg als Analysefolie für den Syrienkonflikt dienen könne. Die Frage lautete: Wirft die Analyse eines unter völlig anderen geschichtlichen Bedingungen verlaufenden langjährigen Konfliktes wie des Dreißigjährigen Krieges Ideen für die Beilegung einer aktuellen Auseinandersetzung im Nahen Osten ab? Hilft eine solche Prüfung, den Syrienkonflikt und seine Mechanismen besser zu verstehen? Kann sie vor bestimmten Konfliktlösungsstrategien oder -fantasien warnen? Oder ist ein solcher Vergleich naiv, kurzschlüssig, ja irreführend und nur scheinbar produktiv?
In Beitragspaaren, die jeweils die Konstellation des Dreißigjährigen Krieges und des Syrienkonfliktes beleuchteten, wurde diesen zentralen Fragen nachgegangen. Nach einer umfassenden Einführung in das Panorama historisch bedingter und bis heute erkennbarer Linien konfessioneller und religiöser Kriege, Konflikte und Spannungen im syrischen Raum skizzierte ein erstes Panel die friedensstiftende und konflikteskalierende Wirkung von Sprache und Kommunikation in Syrien sowie während des Dreißigjährigen Krieges. Ein zweites Panel exponierte die jeweiligen religionspolitischen Konturen. Mit welchen Formen und Modellen argumentierten und argumentieren die Parteien vor allem religiös? Ein drittes Panel führte vor Augen, wie literarische Narrationen die Konflikte bearbeiteten und bewältigten. Sodann wurden in der Gegenüberstellung von Dreißigjährigem Krieg und Syrien die Leistung zweier Konfliktlöser aufgerufen, nämlich die des Konfliktlösers Recht und die des Konfliktlösers eines territorialen bzw. staatlichen (Neu)formierungsprozesses. Drei Beiträge boten eine Analyse der Konfliktlösungsstrategien und langwierigen Friedensschlussdynamiken während des Dreißigjährigen Krieges und schätzten – unterschiedlich kritisch – die Relevanz dieser Strategien und Dynamiken für den Syrienkonflikt ein.
Der vorliegende Band dokumentiert fast alle Beiträge der Tagung. Leider konnte ein Abendgespräch mit Jörg Armbruster zur Eigenart des Syrienkonfliktes nicht dokumentiert werden. Und Christian Mühling hat seinen Tagungsbeitrag für einen anderen Publikationsort zugesagt, dafür aber einen anderen für die Frage nicht weniger instruktiven Text für diese Dokumentation zur Verfügung gestellt. Die Texte sind dem Genre eines Loccumer Protokollbandes folgend als Vortrags- und Beitragstexte in einer durchaus hohen stilistischen Varianz abgedruckt. Gerade darin mag der besondere Reiz dieser Publikation liegen.
So wäre es auch vermessen, in wenigen Quintessenzen zusammenzufassen, was sich durch die Tagungsdiskussion ergab. Weniges sei hier notiert:
– Religion bildet immer einen Aspekt in den Kriegen und Spannungen Syriens. Selten aber waren Religionen die Quellen für Kriege und Spannungen: Landbesitzfragen, Desintegration/Integration ethnischer Minderheiten, Fragen nationaler Konnotation.
– Im Blick auf die literarische Verarbeitung des Dreißigjährigen Krieges und deren religionspolitischer Relevanz von Friedensverhandlungen lässt die Lektüre von Werken wie Grimmelshausens Simplicissimus-Roman (1668), der Flugschrift „Querela Pacis des Erasmus“ (1622) sowie die Friedensverhandlungen von Münster im Somnium des Pseudomoscherosch (1646) als eine Art anthropologisch-historische Grundkonstante literarisch meisterhaft exponiert erahnen: Ohne diverse Gesandtschaften – im Zuge der Westfälischen Friedensverhandlungen waren es nicht weniger als 109 Gesandtschaften – und langjährige Verhandlungen geht es nicht. Und: Es wäre naiv zu meinen, religiöse Akteure seien geborene Vermittler. Friedenspläne sind viel eher Produkte von Vernunft und einem im Verlauf von multilateralen Aushandlungsprozessen und elementarer militärischer und ziviler Ermüdung entstehenden guten Willens. Zugleich zeigt ein Blick in die Dokumentation religiöser Positionen der Christen im Kontext „religiöser Propaganda“ in Syrien: Eine durchaus auch religionsaffine, also etwa islamische Begründung eines gleichberechtigen Zusammenlebens der Anhänger verschiedener Religionen in einem säkular verfassten Staat dürfte auch auf der Mikroebene einer durch Flucht, Rückkehr und Raub hochgradig verunsicherten Nachbarschaft eine versöhnliche Fassung geben (Harald Suermann).
– Zur Frage der religiösen Aufladung: Der Dreißigjährige Krieg wurde bereits im 17. Jahrhundert in strategischer Absicht als Religionskrieg gedeutet, obgleich schon während dieses Krieges die Debatte geführt wurde, wie weit es sich um einen Regions- und nicht nur einen Religionskrieg handele. Mit verzwickt gegenläufigen Interessen wurde von Protestanten und Katholiken – mit wiederum kontroversen Interessen innerhalb katholischer Erinnerungspolitik – der Dreißigjährige Krieg als Religionskrieg stilisiert. Ergebnis dessen ist teilweise bis heute, dass der Charakter des Dreißigjährigen Krieg als eines Religionskrieges überkonfessionell negativ bestimmt ist und dass eine Neuauflage unbedingt zu verhindern sei. (Christian Mühling). Nicht weniger wurden die Religionen im Konflikt in Syrien instrumentalisiert und haben wiederum ihrerseits Konfliktszenarien ausgenutzt. Radikalisierenden Vorschub erhält diese Instrumentalisierung, solange sich für Menschen nur brutal soziale Ausweglosigkeiten abzeichnen (Ashti Amir).
– Inmitten von Tod und Zerstörung blühte während des Dreißigjährigen Krieges ein neues narratives Handwerk: die Zeitungsberichterstattung. Beeindruckend regelmäßig, verblüffend schonungslos und drastisch, aber im Blick auf die eigene Parteilichkeit reflektiert, war sie vor allem durch ihre Nähe zum erlebten Krieg gekennzeichnet. Sie lieferte Details, die der Historiographie bis in diese Tage hinein entgangen sind, und die es in den heutigen Medien nur noch selten gibt. Die grausame Verselbstständigung des Krieges, der längst nicht mehr Mittel der Politik war, sondern sich selbst ernährte, war Gegenstand. Als Mittel der öffentlichen Kommunikation zeigten sich die Berichte erstaunlich gut informiert über die Folgen von Versorgungsmangel, Hunger, Durst, Soldausfall und Plünderung, waren aber gleichzeitig im Blick auf die von Geistlichen aller Konfessionen vorgebrachten Deutungen der Kriegsgeschehen als göttlicher Geschichte nahezu vollständig resistent. Das Handeln der Mächtigen verlor vor allem in diesem Medium jede höhere divinatorische Dignität. Es sind Menschen, die für das Elend des Krieges Verantwortung getragen haben (Holger Böning).
– Den frühneuzeitlichen Zeitungsschreibern gleich haben junge syrische Aktivistinnen und Aktivisten unzählige neue Medien ins Leben gerufen: Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehsender, soziale Mediennetzwerke, die trotz aller Widrigkeiten im syrischen Inland und im Ausland mit starken Expressionen arbeiten – surreal für eine real nicht mehr zu erfassende Allgegenwart von Tod, Krieg und Angst. Romane, Gedichte, Theaterstücke geben zudem die Möglichkeit, die eigene Sprache wieder zu finden (Larissa Bender).
– Das Recht hat sich im Dreißigjährigen Krieg nicht einfach nur als Konfliktlöser erwiesen. Vielmehr erfuhr es in den langwierigen Verhandlungen, die zum Westfälischen Frieden führten, selbst eine konfliktdeeskalierende Wendung: Es wurde säkularer, als zunehmend die Frage nach der religiösen Wahrheit der Frage nach der Überlebensfähigkeit und Ordnung des Gemeinwesens wich. Es wurde positivistischer, insofern Rechtsgeltung wesentlich von deren prozeduralen Zustandekommen abhängig wurde. Und es wurde religiös-weltanschaulich neutraler und konnte so zum mediatisierenden Konfliktlöser werden (Hendrik Munsonius). Rechtspolitische Interventionen haben im Syrienkonflikt durchaus eine Chance; in Gestalt einer völkerrechtlichen Auslotung eines militärischen Einschreitens, in Gestalt des völkerrechtlichen Rahmens, der sich durch die Umsetzung von UN-Sicherheitsratsbeschlüssen ergeben kann, und in den Grenzen und Möglichkeiten, eine Verfassung auszuarbeiten. Letzteres ist aber auf ein gewisses Verhandlungsgleichgewicht angewiesen, das aufgrund des Machtzuwachses des Assad-Regimes in Syrien immer stärker schwindet. Regionale Interessen von Nachbarstaaten könnten einen Verfassungsaushandlungsprozess zusätzlich belasten oder gar blockieren (Markus Böckenförde).
– Das Vertragswerk von Münster und Osnabrück, der Westfälische Frieden, mag als entscheidender Schritt der Entwicklung souveräner Einzelstaatlichkeit gewertet werden. Allerdings bestand souveräne Einzelstaatlichkeit im Blick auf die Religionsfrage gerade nicht. Man kann von einer religionsrechtlich gehemmten Einzelstaatlichkeit sprechen. Aus der entstehenden Staatlichkeit folgte also gerade nicht automatisch eine religionsbefriedende Wirkung. Das wäre im Blick auf die damit verbundenen Probleme für so manche territoriale Zuordnungsfantasie, die es für Syrien gibt, aufschlussreich. Kann eine nach religiösen Denominationen strukturierte territoriale Zuordnung mit komplexen Duldungs- oder Migrationsoptionen für Menschen anderen Glaubens je hilfreich sein? Es bleibt sehr fraglich , ob aus den im Westfälischen Frieden eingeführten Institutionen der rechtlich-politischen Moderation eines Konfessionskonflikts (z.B. itio in partes) ein Modell für den Syrienkonflikt folgen kann.
– Auf dem Weg zum Friedensschluss bietet eine historische Analyse der Aushandlungsprozesse im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges für Klärungsprozesse in Syrien einiges Lernpotential: von den Folgen eines Wechsels bilateraler face-to-face-Kommunikation und multilateraler Beratungen für Verhandlungsergebnisse über den Einfluss von unkalkulierbaren Zwischenfällen bis zu den Logiken symbolischer Kommunikation und Fragen eines diplomatischen Protokolls. In jedem Fall zeigen die Verhandlungsprozesse, die zum Westfälischen Frieden führten, beeindruckend: Eine klug abgestimmte Kette von Teilverhandlungen, an denen jeweils nur zu lösende Konfliktsegmente mit nur einem Teil der Konfliktparteien bearbeitet werden, ist produktiv (Michael Rohrschneider).
Anregungen für Syrien mögen schließlich die Methoden des 17. Jahrhunderts bieten: fortdauernde Kommunikation, von allen Seiten anerkannte Mediatoren und Diplomaten, nicht jedoch die unmittelbare Verständigung zwischen den Spitzen der Konfliktparteien, das Vertagen der Beilegung eines Konflikts, die Unterstützung einer kriegskritischen Stimmung in der Öffentlichkeit, eine durch nichts zu beirrende Ausdauer in der Verhandlungswilligkeit und gegebenenfalls Einzelfalllösung für Regionen zählten zu den Erfolgsfaktoren der Konfliktbeilegung (Maria-Elisabeth Brunert).
– Ob gesellschaftspolitisch in europäischem Kontext ersonnene – durch die Analyse des Dreißigjährigen Krieges inspirierte – Lösungsmodelle wie konfessionelle Parität in Institutionen oder eine Art konditionaler Souveränität für gescheiterte Staaten, die eine nicht nur zwischenstaatliche, sondern auch internationale innerstaatliche Kontrolle ermöglichen würde, erfolgversprechend sind (Patrick Milton), blieb während der Tagung stark umstritten. Forschungsdesigns wie „Westphalia for the Middle East“ strapazieren nun eben nicht geringfügig die politische Aussagekraft und Belastbarkeit historischer Erkundungsgänge.

Wir danken allen Autorinnen und Autoren dafür, dass sie ihre überarbeiteten Vortragsmanuskripte für die Drucklegung zur Verfügung gestellt haben. Anne Sator sei für das Layout und die Unterstützung der Drucklegung gedankt. Peter Neu hat bei der Durchsicht der Manuskripte keine Mühen gescheut und sich um das zum Teil sehr anspruchsvolle Lektorat verdient gemacht. Zu danken ist schließlich der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie der Bundeszentrale für politische Bildung für den namhaften finanziellen Beitrag zur Tagung.

Berlin/Loccum, im Februar 2020
Karlies Abmeier und Stephan Schaede