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Beim Sterben helfen (lassen)?

Streitgespräch mit Prof. Dr. Verena Begemann, Hochschule Hannover und Landesbischof Ralf Meister

16.09.2021

Thema

Ob in Gesellschaft, Politik oder Kirche: Es herrscht große Uneinigkeit darüber, wie und wo genau in Zukunft die Beihilfe zum Suizid erlaubt sein soll. Auch Ralf Meister und Verena Begemann vertreten stellenweise unterschiedliche Positionen und wollen dazu in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis mit der Öffentlichkeit ins Gespräch kommen. „Wir brauchen den Dialog, die Begegnung auf Augenhöhe und mitmenschliche Wärme und Nähe, um so viele Suizide wie möglich zu verhindern. Wir müssen reden!“, fordert Prof. Dr. Verena Begemann. Sie ist Professorin für Ethik und Sozialarbeitswissenschaften an der Hochschule Hannover. Schwerpunkt ihres Wirkens sind die Hospizarbeit, das Ehrenamt in der Palliativversorgung, Soziale Arbeit in Palliative Care sowie Tod und Sterben.

Ralf Meister, Landesbischof der Landeskirche Hannovers, prägten eigene Erfahrungen. „Ich habe während meines Studiums monatelang im Wechsel mit meinem Bruder Nachtwachen bei einem alten Mann mit zahlreichen Krankheiten gemacht. Dieser alte Herr konnte vor Schmerzen nicht schlafen und wünschte nur zu sterben. Und er brüllte seinen Todeswunsch die Nächte durch.“ Daher wünscht Meister sich, dass über das Thema Sterbehilfe offen diskutiert wird, auch in den Kirchen.

Damit haben wir im Rahmen der diesjährigen Loccumer Hospiztagung begonnen und wollen das Streitgespräch weiterführen, klar, kontrovers und konstruktiv und laden Sie herzlich ein, mit uns zu diskutieren!

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ausschließlich auf Covid 19 getestete, genesene oder geimpfte Personen Zutritt haben und eine Maske getragen werden muss. Vielen Dank.

 

Rückblick

Aus der Veranstaltung ging ein Bericht des Evangelischen Pressedienstes hervor:

Bischof Meister fordert klare Gesetzgebung zum assistierten Suizid

Hannover (epd). In der Diskussion um den assistierten Suizid schwer kranker Menschen hat der evangelische Landesbischof Ralf Meister eine möglichst klare und unmissverständliche Gesetzgebung gefordert. Nur so könne verhindert werden, dass die Beihilfe zur Selbsttötung etwa durch Ärzte zu einem Regelfall werde, sagte Meister am Donnerstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Hannover. Es müsse Schutzkonzepte geben, die deutliche Regelungen zur Begutachtung, Beratung und Begleitung umfassten.

Ausgangspunkt der Diskussion war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020. Die Karlsruher Richter hatten darin das Verbot der organisierten Sterbehilfe gekippt und das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben herausgestellt, das auch Dritten die Assistenz beim Suizid erlauben würde. Mehrere Initiativen im Bundestag bereiten zurzeit neue Regelungen zur Sterbehilfe vor, um das Urteil umzusetzen.

Belgien oder die Niederlande könnten in dieser Frage aus seiner Sicht kein Beispiel sein, führte Meister aus. Dort seien die Fälle von assistiertem Suizid angestiegen, nachdem gesetzliche Regelungen dafür eingeführt worden seien. Diese Regeln würden an vielen Stellen missachtet, weil manche Bestimmungen, etwa zu Krankheitsbildern oder zu Zusammensetzung von Kommissionen, nicht eindeutig genug formuliert seien.

Auch einige Konzepte, die zurzeit im Bundestag diskutiert würden, gingen aus seiner Sicht zu weit, sagte Meister bei der Diskussion, die von der Evangelischen Akademie Loccum organisiert worden war. Nur bei behutsamer Begleitung eines Patienten dürfe es am Ende eines Beratungsprozesses möglich sein, dass dieser Mensch eine Assistenz beim Suizid erhalte.

Professorin Verena Begemann von der Hochschule Hannover plädierte für einen besseren Personalschlüssel in Alten- und Pflegeheimen, um leidende und sterbende Menschen noch intensiver begleiten zu können. Als letzter Ausweg stehe auch die „terminale Sedierung“ zur Verfügung, bei der das Bewusstsein sterbender Patienten durch hoch dosierte Schmerzmittel gedämpft werde: „Der Mensch stirbt nicht an der Sedierung, sondern in der Sedierung.“

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Eine vollständige Video-Aufzeichnung des Streitgespräches vom 16. September können Sie sich hier anschauen:

Medien

Downloads

Programm

Donnerstag, 16.09.2021
18:30 Uhr
Einlass

19:00 Uhr
Begrüßung, Vorstellung und Einführung

Annette Behnken

19:10 Uhr
Streitgespäch

Prof. Dr. Verena Begemann und
Landesbischof Ralf Meister
Moderation: Annette Behnken

19:40 Uhr
Fragen und Einwürfe aus dem Auditorium

20:30 Uhr
Verabschiedung und Dank, Ende der Veranstaltung

Referierende

Prof. Dr. Verena Begemann
Prof. Dr. Verena Begemann ist Professorin für Ethik und Sozialarbeitswissenschaften an der Hochschule Hannover, Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Hospizarbeit und Ehrenamt in der Palliativversorgung, Soziale Arbeit in Palliative Care sowie Tod und Sterben.
Landesbischof Ralf Meister
Ralf Meister ist seit 2011 Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Seit dem 9. November 2018 ist er zudem der Leitende Bischof der VELKD und seit dem 5. September 2020 auch Abt des Klosters Loccum.