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Dem Gift des Vergessens entgegenwirken

Zum 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

Seit 1979 steht auf dem Altar in der Kapelle der Evangelischen Akademie Loccum ein Backstein in Eisen eingefasst. Woher kommt er eigentlich und was hat er zu bedeuten? Auskunft gibt darüber ein Zitat aus einer Predigt von Hans May, dem ehemaligen Akademiedirektor von 1978 bis 1994:

„Sie sehen heute auf unserem Altar einen Stein. Dieser Stein ist ein Symbol der Schande und der Hoffnung zugleich. Lassen Sie mich davon erzählen. Bei einer Reise nach Polen besuchten wir (die Studienleitung der Akademie) Auschwitz. Wir haben in Birkenau die Schornsteine der Baracken gesehen, … Nelly Sachs… oh, die Schornsteine… . Und dann begriffen wir das furchtbare Paradoxon, dass man selbst Auschwitz … vergessen kann – es sieht so alltäglich aus… Und wir ahnten, dass Leute kommen und sagen werden: Es ist nie gewesen. Sie möchten sich und uns das Leiden ersparen, dessen wir zu unserer Läuterung bedürfen. Sie möchten den Schmerz betäuben, den wir zu unserer Heilung brauchen, die Verzweiflung abtöten, die Hoffnung gebären kann. Sie kennen das Wort Jesu nicht, dass nur die Wahrheit uns frei macht für die Zukunft. Um diesem Gift des Vergessens entgegenzuwirken, haben wir damals diesen Stein mitgenommen und haben ihn bei uns aufgerichtet, um unsere Erinnerung zu härten. Zugleich ist er für uns hier in Loccum ein Symbol der Erneuerung.“

Als der jüdische Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel bei einer Tagung in Loccum vom 28.-30. Mai 1986 diesen Stein auf dem Altar sah, soll er gesagt haben, er könne nun das christliche Kreuz besser aushalten.

Der 27. Januar ist der Gedenktag für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. An diesem Tag wurde 1945 das Konzentrationslager Auschwitz befreit, das stellvertretend für alle Konzentrationslager und für das System menschenverachtender Gewaltherrschaft steht, das die Nationalsozialisten in weiten Teilen Europas errichteten.