In der Stiftskirche Loccum wurde heute mit einem Festgottesdienst Prof. Dr. Julia Koll ins Amt der Direktorin der Evangelischen Akademie Loccum eingeführt. Die Einführung vor rund 100 geladenen Gästen aus Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Kirche übernahm der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes in Hannover, Dr. Ralph Charbonnier.
Die 48-jährige Theologin hatte ihren Dienst an der Spitze der Akademie im Landkreis Nienburg schon im April aufgenommen. Von 2014 bis 2019 arbeitete sie bereits als Studienleiterin für Theologie und Ethik an der Evangelischen Akademie Loccum. Sie gehört auch dem Konvent des benachbarten Klosters Loccum an.
Im Gottesdienst würdigte Ralph Charbonnier die berufliche Laufbahn Julia Kolls, ihre Expertise für das neue Amt und ihre damit verbundenen Ambitionen: „Sie haben sich für diese Arbeit ein Ziel gesetzt: „Bearbeitung des Grundgefühls der Hoffnungslosigkeit“. In Zeiten des Klimawandels – der Krise der Demokratie – der Kriege – einer epochalen Kirchenkrise ein lohnendes Unterfangen.“
Julia Koll sagte: „Die Akademiearbeit halte ich für die womöglich vornehmste Art, sich als Kirche politisch zu betätigen: nicht als Bescheidwisserin oder gar moralische Instanz, sondern als Gestalterin eines möglichst offenen Diskurses und als Mitsuchende.“
Julia Koll wurde 1975 in Göttingen geboren und studierte Evangelische Theologie in Marburg und Berkeley (USA). An der Universität Marburg promovierte sie 2006 mit einer praktisch-theologischen Arbeit. Im Anschluss war sie Vikarin in der Kirchengemeinde Horst (Kirchenkreis Hannover) und dann Pastorin in Stade und Uelzen. 2015 habilitierte sie sich an der Universität Göttingen. Seitdem lehrt sie dort regelmäßig im Fach Praktische Theologie und wurde 2023 zur außerplanmäßigen Professorin ernannt. Sie ist Verfasserin zahlreicher Fachbeiträge und Mithe-rausgeberin der Zeitschriften „Pastoraltheologie“ und „Musik und Kirche“.
Von 2019 bis 2022 war Julia Koll Pastorin in Altenmedingen, Bienenbüttel und Wichmannsburg (Kirchenkreis Uelzen) und leitete außerdem ein Kirchenkreisprojekt zur Gottesdienstentwicklung. Von 2022 bis 2024 war sie als Oberkirchenrätin im Projektbüro „Neues evangelisches Gesangbuch“ im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) tätig.
Sie war Prüferin im Ersten und Zweiten Theologischen Examen und als Vikariatsleiterin an der Ausbildung künftiger Pastorinnen und Pastoren beteiligt. Von 2013 bis März 2024 arbeitete sie in der Liturgischen Konferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit, war wissenschaft-liche Leiterin der Kirchgangsstudie und war seit 2019 Vorstandsmitglied. Im Herbst 2023 wurde sie in den neu gegründeten Bundesfachausschuss „Musik in Religionen und Kirchen“ des Deutschen Musikrats berufen. Vom Herbst 2022 an studierte Julia Koll drei Semester am Hildesheimer Literaturinstitut im Master Literarisches Schreiben und Lektorieren, und arbeitete an einem literarischen Projekt.
Die bisherigen thematischen Schwerpunkte ihrer Arbeit möchte Julia Koll auch in die Arbeit als Akademiedirektorin in Loccum einfließen lassen. Dazu gehören die Empirische Religionsforschung, die zeitgemäßen Formen und Theorien christlicher Religiosität, die Grundsatzfragen von Theologie und Kirchenentwicklung sowie Kirche und Gegenwartskultur.
„Als praktische Theologin liegen mir Fragen der Kirchenentwicklung und zeitgemäßer Formen christlicher Religiosität besonders am Herzen. Hier werde ich, so bald wie möglich eigene thematische Akzente setzen. In dieser Hinsicht sehe ich die Evangelische Akademie Loccum auch als Dienst-leisterin, besonders für die hannoversche Landeskirche.“, betonte Julia Koll
In der Ansprache von Ralph Charbonnier und der Predigt von Julia Koll spielte der Begriff der Hoffnung, auch der biblisch begründeten Hoffnung eine große Rolle, die eben etwas ganz anderes sei als oberflächlicher Optimismus. In diesem Sinne äußerte sich der Theologische Vizepräsident auch emphatisch zu den Erwartungen der Landeskirche an Julia Koll im neuen Amt: „Das ist die Hoffnung, die wir haben: Gott in der Geschichte der Evangelischen Akademie durch Sie in der Leitung.“
Die Evangelische Akademie Loccum ermöglicht mit ihren über 80 Veranstaltungen und rund 5000 Besuchern im Jahr offene und gleichzeitig kritische Begegnungen in gesellschaftspolitischen Debatten. Sie ist eine Einrichtung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und gehört zu den 16 evangelischen Akademien in Deutschland.
Loccum, 14. Juni 2024
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