Aus der Tagung ging ein Bericht des Evangelische Pressedienstes hervor:
Wolfsexperte: Zusammenleben ist möglich
Loccum/Kr. Nienburg (epd). Der Wolfsexperte Frank Faß fordert klarere Gesetze für die Tötung auffälliger Wölfe. „Ein eindeutiges und verlässliches Regelwerk würde allen helfen: Entscheidern in Behörden, betroffenen Tierhaltern, Politikern und der Öffentlichkeit“, sagte der Leiter und Inhaber des Wolfcenters Dörverden bei der Tagung „Leben mit Wolf, Bär und Luchs“ der Evangelischen Akademie Loccum bei Nienburg. Die Tagung, die am Freitag zu Ende ging, war zugleich die Abschlusskonferenz des deutsch-rumänischen Bildungsprojektes „EDU-Wildlife – Wolf, Bär und Luchs im Fokus“ des SCHUBZ Umweltbildungszentrums Lüneburg.
„Ein konfliktarmes Zusammenleben mit dem Wolf ist möglich“, sagte Faß. Dafür müssten Nutztierhalter ihre Tiere angemessen schützen. „Stacheldraht ist keine Hürde für den Wolf.“ Er begrüße, dass das Land Niedersachsen inzwischen auch Hobbyschäfer beim Bau von wirksamen Zäunen finanziell fördere. In gut begründeten Einzelfällen müsse ein auffälliges Tier aus der Natur entnommen werden. Der Experte, der auch Jäger ist, verteidigte in dem Zusammenhang die Tötung des unter dem Spitznamen „Kurti“ bekanntgewordenen Wolfs „MT6“ im Jahr 2016. Eine eindeutige Gesetzgebung wäre aber hilfreich, „sonst hangeln wir uns von einem zum nächsten Gerichtsurteil“.
Faß kritisierte eine „Überemotionalisierung“ des Themas. Es sei beschämend, wie sich Menschen gegenseitig beschimpften. Die Aufregung über die Ausbreitung des Wolfes halte er bisweilen für eine Stellvertreterdebatte: „Viele Landwirte haben eigentlich andere Probleme, aber der Wolf bringt das Fass zum Überlaufen.“
Die Doktorandin Marlis Heyer sagte, Emotionen wie Angst hätten auch mit der kulturellen Prägung zu tun: „Da schwingt das Märchen von Rotkäppchen immer mit.“ Heyer studiert an der Universität Würzburg Europäische Ethnologie und arbeitet gemeinsam mit Irina Arnold an einer Dissertation über „Wolfsmanagement“. Während das Bild vom Wolf überwiegend negativ besetzt sei, hätten viele Menschen von der Schäferei eine romantische Vorstellung, die ebenfalls mit der Realität nichts gemein habe, so Arnold.
„Naturschützer und Landwirte müssen sich gegenseitig zuhören“, sagte der ehemalige niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) dem epd am Rande der Tagung. „Für die Weidehalter braucht es gute Zäune und eine Weideprämie, die viele Konflikte lösen würde.“ Diese müsse pro Tier und nicht nach Fläche bezahlt werden, damit das Geld auch wirklich bei den unter wirtschaftlichem Druck stehenden Schafhaltern ankomme. Der heutige Landtagsabgeordnete Wenzel hatte als Minister das Bildungsprojekt „EDU-Wildlife“ mit angestoßen. (7048/27.09.19)