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Leben mit Wolf, Bär und Luchs

Naturschutzkonflikte als Thema für transformative Bildung?

26.09.2019 - 27.09.2019

Thema

Die Rückkehr großer Wildtiere provoziert Konflikte im Naturschutz. Wie können diese in Konzepte einer nachhaltigen und transformativen Bildung eingebunden werden? Das deutsch-rumänische Bildungsprojekt „EDUWildlife“ gibt Impulse, wie das Thema Naturschutzkonflikte mit innovativen, interdisziplinären und partizipativen Methoden schulisch implementiert werden kann. Jugendliche aus Deutschland und Rumänien stellen vor, welche Zugänge spannend sind. Tagung in Kooperation mit dem Umweltbildungszentrum Lüneburg (SCHUBZ)

Medien

 

Aus der Tagung ging ein Bericht des Evangelische Pressedienstes hervor:

Wolfsexperte: Zusammenleben ist möglich

Loccum/Kr. Nienburg (epd). Der Wolfsexperte Frank Faß fordert klarere Gesetze für die Tötung auffälliger Wölfe. „Ein eindeutiges und verlässliches Regelwerk würde allen helfen: Entscheidern in Behörden, betroffenen Tierhaltern, Politikern und der Öffentlichkeit“, sagte der Leiter und Inhaber des Wolfcenters Dörverden bei der Tagung „Leben mit Wolf, Bär und Luchs“ der Evangelischen Akademie Loccum bei Nienburg. Die Tagung, die am Freitag zu Ende ging, war zugleich die Abschlusskonferenz des deutsch-rumänischen Bildungsprojektes „EDU-Wildlife – Wolf, Bär und Luchs im Fokus“ des SCHUBZ Umweltbildungszentrums Lüneburg.

„Ein konfliktarmes Zusammenleben mit dem Wolf ist möglich“, sagte Faß. Dafür müssten Nutztierhalter ihre Tiere angemessen schützen. „Stacheldraht ist keine Hürde für den Wolf.“ Er begrüße, dass das Land Niedersachsen inzwischen auch Hobbyschäfer beim Bau von wirksamen Zäunen finanziell fördere. In gut begründeten Einzelfällen müsse ein auffälliges Tier aus der Natur entnommen werden. Der Experte, der auch Jäger ist, verteidigte in dem Zusammenhang die Tötung des unter dem Spitznamen „Kurti“ bekanntgewordenen Wolfs „MT6“ im Jahr 2016. Eine eindeutige Gesetzgebung wäre aber hilfreich, „sonst hangeln wir uns von einem zum nächsten Gerichtsurteil“.

Faß kritisierte eine „Überemotionalisierung“ des Themas. Es sei beschämend, wie sich Menschen gegenseitig beschimpften. Die Aufregung über die Ausbreitung des Wolfes halte er bisweilen für eine Stellvertreterdebatte: „Viele Landwirte haben eigentlich andere Probleme, aber der Wolf bringt das Fass zum Überlaufen.“

Die Doktorandin Marlis Heyer sagte, Emotionen wie Angst hätten auch mit der kulturellen Prägung zu tun: „Da schwingt das Märchen von Rotkäppchen immer mit.“ Heyer studiert an der Universität Würzburg Europäische Ethnologie und arbeitet gemeinsam mit Irina Arnold an einer Dissertation über „Wolfsmanagement“. Während das Bild vom Wolf überwiegend negativ besetzt sei, hätten viele Menschen von der Schäferei eine romantische Vorstellung, die ebenfalls mit der Realität nichts gemein habe, so Arnold.

„Naturschützer und Landwirte müssen sich gegenseitig zuhören“, sagte der ehemalige niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) dem epd am Rande der Tagung. „Für die Weidehalter braucht es gute Zäune und eine Weideprämie, die viele Konflikte lösen würde.“ Diese müsse pro Tier und nicht nach Fläche bezahlt werden, damit das Geld auch wirklich bei den unter wirtschaftlichem Druck stehenden Schafhaltern ankomme. Der heutige Landtagsabgeordnete Wenzel hatte als Minister das Bildungsprojekt „EDU-Wildlife“ mit angestoßen. (7048/27.09.19)

 

Downloads

Statements

Studienleiterin Naturwissenschaften, Ökologie Umweltpolitik, Ev. Akademie Loccum

Dr. Monika C. M. Müller
Co-Leitung

Programm

Donnerstag, 26.09.2019
10:30 Uhr
Stehkaffee

10:45 Uhr
Begrüßung und Einführung in die Tagung

11:00 Uhr
Wie können Mensch und wilde Beutegreifer zusammenleben?

Umgang mit Unsicherheiten, Konflikten, Risiko, Biologie
Frank Faß, Wolfscenter Dörverden
Marlis Heyer, Irina Arnold, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Moderation: Dr. Monika C. M. Müller, Ev. Akademie Loccum

12:30 Uhr
Mittagessen

13:30 Uhr
Naturschutzkonflikte um Wolf, Bär und Luchs – ein spannender Lernanlass für schulische Bildung?

Welche Möglichkeit haben Schulen, das Thema zu integrieren?
Prof. Dr. Jorge Groß, Didaktik der Naturwissenschaften, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Die Bildungsinitiative EDU-Wildlife „Wolf, Bär und Luchs im Fokus“
Dr. Nadin Hermann, SCHUBZ, Lüneburg
Ein-Blick in die Praxis
Drei Projektschulen aus Rumänien und Deutschland stellen Erfahrungen der Bildungsinitiative vor
Moderation: Andrea Grimm, Ev. Akademie Loccum

15:15 Uhr
Kaffee und Kuchen

15:45 Uhr
Naturschutzkonflikte als Bildungsthemen für BNE? Chancen und Erfordernisse

Einführung in die nachfolgenden Arbeitsgruppen
Dr. Nadin Hermann, SCHUBZ, Lüneburg

16:00 Uhr
Austausch und Erarbeitung konkreter Entwicklungsaufgaben

Parallele Arbeitsgruppen

-
WS I: Verankerung in Lehrmaterialien – Entdeckendes Lernen im Unterricht

Stefanie Klein, PINDACTICA e.V., Berlin
Jens Hepper, Niedersächsische Landesschulbehörde, Regionalabteilung Braunschweig
Moderation: Prof. Dr. Jorge Groß

-
WS II: Naturschutzkonflikte – Ein Thema für Demokratiebildung und Partizipation: Wie gelingt die gesellschaftliche Teilhabe von Schüler/innen?

Dr. Alexander Bittner, Leiter Referat Umweltbildung, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück
Beatrix Albrecht, Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung, Hildesheim
Moderation: Josef Gebbe, Lernstandort Noller Schlucht gGmBH, Schneverdingen

-
WS III: (Englisch) Meinungsvielfalt der Akteure virtuell und real in die Schule holen.

Wie erfolgt die Meinungsbildung der Schüler*innen?
Externe Akteure interviewen – Lernen durch Vorbereitung, Durchführung, Auswertung, Online Medien und die Rückkehr des Wolfes – Emotionalisierung oder Möglichkeit zur Kommunikation und Partizipation?
Dr. Alexander Büssing, Biologiedidaktik, Universität Osnabrück
Am Projekt beteiligte Lehrkräfte berichten von Erfahrungen
Moderation: Gesine Heinrich, SCHUBZ

-
WS IV: (Englisch) Digitales Lernen als Chance für Naturschutzkonflikte in der Schule

Storytelling, Erklärvideos, 360° Videos, virtuelle Welten
Dr. Alexander Eckes, Biologiedidaktik, Universität Osnabrück
Dr. Nadin Hermann
Moderation: Dr. Nadin Hermann

18:30 Uhr
Abendessen

19:45 Uhr
Auf dem Weg zu einer Agenda für Naturschutz und BNE

Empfehlungen aus den Workshops

20:00 Uhr
Naturschutzkonflikte als Bildungsthemen für BNE – Chancen für innovative und partizipative Lernformen?

Gemeinsame Diskussion mit:
Dr. Alexander Bittner, Dr. Alexander Büssing
Nadja Frerichs, Regionales Umweltbildungszentrum der Alfred-Toepfer-Akademie für Naturschutz
Monika Paul, Anne Frank Oberschule Bergen
Prof. Dr. Jorge Groß
Moderation: Andrea Grimm

Freitag, 27.09.2019
08:15 Uhr
Einladung zur Morgenandacht, Frühstück

09:30 Uhr
Organisatorisches

09:40 Uhr
(Englisch) Rund um Wolf & Co. – Naturschutzfachlicher Austausch

Alexandru Bulacu, Societatea Romana de Salbaticie, Romanian Wildlife Society, Rumänien
Dr. Eliana Sevianu, Faculty of Environmental Science and Engineering, Babes-Bolyai University, Cluj-Napoca, Rumänien
Konstantin Knorr, Leiter Wolfsbüro Niedersachsen
Moderation: Dr. Monika C. M. Müller

10:30 Uhr
Markt der Möglichkeiten – Vorstellung von Projekten

Jugendliche aus Rumänien und Deutschland stellen ihre Projekte vor
EDU-Wildlife Bildungsmodul
N.N., Umweltpädagogin SCHUBZ Lüneburg:
Rumänische NGOs

12:00 Uhr
Vorstellung von Empfehlungen

Dr. Monika C. M. Müller, Ev. Akademie Loccum

-
Abschlussdiskussion

12:30 Uhr
Ende der Tagung mit dem Mittagessen