Die aktuelle Diskussion über die Lockerung oder Beibehaltung der Kontaktbeschränkungen in der Coronakrise scheint bisweilen nach der Devise „Geld oder Leben?“ geführt zu werden, so als ob wir nur zwischen ökonomischen Verlusten einerseits und Verlusten an Menschenleben andererseits zu entscheiden hätten. Tatsächlich ist die Lage komplizierter:
So darf zum einen nicht übersehen werden, dass manche Einschränkungen der letzten Wochen auch Gefahren für Menschenleben bergen: Man denke nur an jene Kranken, die nicht die medizinische Versorgung bekommen, die sie benötigen. Und in mittel- bis langfristiger Betrachtung benötigt eine gute medizinische Versorgung ökonomische Ressourcen, die erwirtschaftet werden müssen.
Zum anderen könnte eine zu schnelle Lockerung der Beschränkungen zu einem raschen Wiederanstieg der Neuinfektionen und zu neuerlichen – womöglich noch viel weitergehenden -Kontaktbeschränkungen führen, die die ökonomischen Folgen der Krise verstärken.
Allen Frühlingsgefühlen zum Trotz müssen daher die vielfältigen und oft schwer abzusehenden Konsequenzen des weiteren Vorgehens sorgsam abgewogen werden. Das tangiert die Interessen vieler gesellschaftlicher Gruppen. Auch diese müssen wohlbedacht werden, denn der Eindruck, dass manche Interessen bevorzugt behandelt werden, könnte die soziale Akzeptanz von Beschränkungen gefährden. Diese werden wir aber noch eine Weile benötigen, damit wir nicht letztlich ohne „Geld und Leben“ dastehen.
In unserem Corona Blog schildern Studienleiter*innen der Akademie und der Akademie als Referent*innen verbundene Persönlichkeiten ihre Wahrnehmungen zur Coronakrise. Aus den verschiedenen interdisziplinären Arbeitsbereichen entsteht damit eine multiperspektivische Sicht, die in der Krise Orientierung bieten kann. Gleichzeitig wird deutlich, wie die Akademie ihre Arbeit auf diese Ausnahmesituation anpasst.