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Gemeinsam oder einsam aus der Krise?

Die Europäische Union am Scheideweg angesichts der Herausforderungen durch den Corona-Virus

Albert Drews

Dr. Albert Drews ist Studienleiter für Kulturpolitik, Politische Kultur und Medien an der Evangelischen Akademie Loccum und hat diesen Blog initiiert.

Wurde in den letzten Jahren über die Europäische Union diskutiert, so lauteten die Stichworte: Schuldenkrise, Flüchtlingsproblem, Brexit. Um die Zukunft der EU war es unter diesen Vorzeichen schlecht bestellt. Und auch die aktuelle Corona-Krise stellt die Europäische Union vor eine schwere Belastungsprobe. Die reflexartige, einseitig erklärte Schließung von Grenzen, die Debatte um mangelnde Solidarität zwischen den Mitgliedsstaaten und die Diskussion über Eurobonds, der Verdacht, einige mittelosteuropäische Staaten nutzten die Krise für den weiteren Abbau demokratisch-rechtsstaatlichen Prinzipien – das negative Bild der Europäischen Union schrieb sich fort. Es dauerte eine Weile, bis sich ein Haltung der Europäischen Kommission zeigte und bis es zu gemeinsamen konstruktiven Anstrengungen der einzelnen Staaten jenseits nationalstaatlicher Reflexe kam, die schließlich ihren vorläufigen Höhepunkt in der deutsch-französischen Initiative für ein Recovery-Fund fanden.  Es mehren sich nun die Anzeichen, dass Europa an dieser Krise auch zusammenrücken und wachsen kann. Ausgemacht ist das aber noch lange nicht – wie Europa aus der Coronakrise hervorgeht und welche Schritte auf europäischer Ebene jetzt notwendig sind, ist eine offene Frage.

Die Evangelische Akademie Loccum ist ein Ort, an dem offene Fragen wie diese normalerweise von Angesicht zu Angesicht diskutiert werden. Aber solche Tagungen sind unter den Bedingungen, die uns das Virus aufzwingt, derzeit nicht möglich. Und doch wäre es gerade jetzt so wünschenswert, dass wir uns als Europäerinnen und Europäer begegnen und die Fragen miteinander diskutieren, die für die Ausgestaltung unseres Europäischen Gemeinwesens so wichtig sind. Deshalb rufen wir diejenigen, die sich in unseren europäischen Nachbarländern mit unserer Arbeit verbunden fühlen dazu auf, die Diskussion um Europa in der Coronakrise in Form dieses Blogs zu führen und uns in Beiträgen ihre Beobachtungen aus den EU-Mitgliedsländern zu schildern, zu analysieren, Position zu beziehen, zu kritisieren und zu streiten – in der gewohnten Loccumer Mischung der Positionen, der Blickwinkel und Vortragsweisen. Und wir freuen uns über weitere Beiträge und über Kommentare, denn allen Leserinnen und Lesern ist es möglich, die Beiträge auch zu kommentieren.

Es wird hoffentlich spannend sein zu sehen, welche Aspekte dabei hervortreten, welche Reibungspunkte entstehen und an welchen Stellen man in anderer Form, am besten wieder mit Tagungen, später anknüpfen kann.

Europa ist ein vielfältiges Gebilde. Nicht zuletzt ist es sprachlich vielfältig. Um dem gerecht zu werden, werden alle Beiträge in der Sprache, in der sie verfasst sind, eingestellt und jeweils eine Übersetzung ins Deutsche angeboten. Sukzessive sollen auch Übersetzungen ins Englische ergänzt werden.

 

Dr. Albert Drews ist Studienleiter für Kulturpolitik, Politische Kultur und Medien an der Evangelischen Akademie Loccum