Eine schönere Rückmeldung könne er als Künstler nicht bekommen: „Die Bilder haben das Gespräch mit mir gesucht“, habe ihm eine Besucherin seiner Ausstellung erzählt. Der Künstler heißt Axel Kawalla, die Ausstellung trägt den Titel „Flüchtiges“ – flüchtige Bilder, die nachhaltig wirken.
Rund 50 Gäste waren jetzt zur Midissage – zur Halbzeit – nach Loccum gekommen. Noch bis zum 10. Juli 2022 sind Kunstwerke aus drei verschiedenen Werkgruppen in den Räumen der Evangelischen Akademie Loccum (EAL) und des Religionspädagogischen Instituts Loccum (RPI) zu sehen. „Flüchtiges“ ist die thematische Klammer.
Am deutlichsten wird dies bei den Tusche-Zeichnungen zum Thema Flucht und Vertreibung, die durch den Krieg in der Ukraine neue Aktualität bekommen haben. Aber auch bei den Bildern, mit der Axel Kawalla – im Hauptberuf Pastor an der St.-Andreas-Kirche in Hildesheim – eine Sterbebegleitung in der eigenen Familie künstlerisch verarbeitet hat, leuchtet der Bezug ein. 15 Tage habe der Sterbeprozess gedauert, flüchtige Momente, aus denen die Familie dennoch Kraft geschöpft habe. Und schließlich die Öl-Arbeiten, auf denen surreale Traumwelten zu sehen sind. Flüchtige Szenarien, die nach dem Aufwachen schon wieder vergessen sein können.
Während RPI-Direktorin Silke Leonhard angesichts der Bilder „etwas Unendliches im Flüchtigen“ erahnte, vermochte Christian Brouwer, Studienleiter für Theologie und Ethik an der EAL, in den bedrückenden Flucht-Zeichnungen auch „flüchtiges Glück“ zu entdecken, tanzende Menschen etwa. Im Gespräch mit Simone Liedtke, am RPI unter anderem für Ausstellungen verantwortlich, gab Axel Kawalla Einblicke in seine künstlerische Arbeitsweise und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialien. Der Werkstoff Glas fasziniert ihn besonders – und so ließ er sich einen geheimen Wunsch entlocken: „Falls das Bild von Markus Lüpertz in der Marktkirche doch nicht eingebaut wird“, stünde er wohl mit eigenen Ideen bereit.
Flüchtiges im schönsten Sinne bot bei der Midissage auch die Jazz-Harfenistin Rebecca Hempel. Sie veränderte auf Zuruf des Publikums die Stimmung ihres Instruments und improvisierte dann. Ein flüchtiges Klangerlebnis, das es so kein zweites Mal geben wird.
(Text und Fotos: Lothar Veit)