„Das Narrenschiff reloaded“ heißt das neue Buch von Fritz Erich Anhelm, dem ehemaligen Direktor der Evangelischen Akademie Loccum. Vorbild ist das 1494 veröffentlichte „Narrenschiff“ von Sebastian Brant. Ein Bestseller aus der sich damals ankündigenden Epochenwende vom Späten Mittelalter hin zur Frühen Neuzeit. „Das Narrenschiff reloaded“ nimmt diese Form des Narrenspiegels auf und füllt sie mit aktuellen Inhalten. Satirisch pointiert steuern 112 Kapitel aus geknittelten Versen mitten in Verhaltensweisen und heutige Problemlagen. Was ist nicht zukunftsfähig? Was soll Bestand haben? Friedlicheres Zusammenleben, gerechteres Teilen und Verantwortung für die Natur setzen Kontrapunkte zu Machtgehabe, Vorteilssucht und Ignoranz.
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Eine Rezension von Christa Maria Bauermeister können Sie hier lesen:
Fritz Erich Anhelm: Das Narrenschiff Reloaded
Die Katastrophen, die sich in immer kürzeren Abständen rund um den Erdball ereignen, sind menschengemacht. Der Erdüberlastungstag rückt, nur durch die Pandemie etwas verzögert, immer weiter vor. Diese Schocks, in Deutschland zuletzt eine tödliche Flut, die 180 Menschen das Leben kostete, sind Katastrophen mit Ansage. Ihre möglichen Ursachen sind lange zuvor bekannt.
Muss sich da nicht ein Gefühl der Ohnmacht bei den Reisenden auf diesem Raumschiff Erde einstellen? Wenn wir uns selbst in solche tödlichen Gefahren bringen und sie nicht mehr die Folgen von unverstandenen Epidemien oder des Kampfes gegen übermächtige Naturgewalten sind, wie kann man sich dazu stellen?
Er betrachte seine Welt als ein „Narrenschiff“ schlägt Fritz Erich Anhelm vor. Ist dies ein erster Schritt, um sich der immer höher steigenden Flut von Katastrophen widersetzen zu können? Das Konzept sei schon erprobt, zeigt uns der ehemalige Leiter der Akademie Loccum, dem der Diskurs über die Probleme der Welt, die so dringend einer gemeinschaftlichen Lösung bedürfen, Beruf und Berufung war und ist.
„Das Narrenschiff reloaded“ nennt Anhelm deshalb seine 112 in Knittelversen geschrieben Kapitel zu Zeiterscheinungen, gegenüber denen sich zu oft eine systemische Ignoranz offenbart. Moralischer Verfall und ethische Orientierungslosigkeit blockieren die so dringend notwendige Empathie für das Bessere. Sie sind verantwortlich für vielfältige Besänftigungsstrategien angesichts katastrophaler Krisen. Solche Einstellungen sind nicht ganz neu. Und so war es Sebastian Brant, der 1494 in 112 Kapiteln jambischer Verse eine Zeitsatire schuf. Ein Schiff, gedrängt voll von Menschen im Narrenkostüm, ohne Kompass und Steuermann. Auch damals hatte sich eine Zeitenwende angekündet, die im nächsten Jahrhundert ganz Europa erfasste.
Heute betrifft unsere Zeitenwende die ganze Menschheit. Dies appelliert an die kollektive globale und die Verantwortung der einzelnen Akteure. Gebraucht werden Spiegel, in denen das zu Verstehende fassbarer und sichtbar wird. Das Narrenkostüm ist seit der Zeit Brants dazu ein bewährtes Mittel. Es schafft die notwendige Distanz und lässt doch auch ein befreiendes Lachen der Selbsterkenntnis zu.
So hat Anhelm auf dem Cover seines Buches den Holzschnitt des jungen Dürers aus Brants Satire zitiert, der die Narren auf einer viel zu engen Kogge zusammendrängt. Dem fügt Anhelms ein riesiges kenterndes Containerschiff hinzu, das seine Fracht gerade ins Weltmeer verliert.
Gedanken an diese verlorene Fracht im Meer der Ratlosigkeit können zur Resignation treiben, wenn man sich den Tagesmeldungen von Funk und Fernsehen konfrontiert sieht. Eine Rede, die dies zur Sprache bringt, gedruckt und in Verse gebunden, bietet jedoch zugleich Aufenthaltsräume für den Geist, der das Schiff mit Kompass und Anker ausstatten will. Da geht es um Maß und Proportionen, in denen sich der Gedankenreisende aufgehoben fühlen kann, zwar nicht mehr an Bord einer guten alten Kogge, wohl aber im Wertekostüm einer zukunftsgerichteten neuen Weltsicht.
Ja, eine Moralsatire, wie Fritz Erich Anhelm sie auf dem Markt des Gedankenmöglichen anbietet, kann zu neuen eigenen Gedanken und zu neuartigen Leseerfahrungen führen. Beim Vorlesen entsteht Lust, genau hinzuhören und dieses Experiment in einem Kreis von Interessierten auch einmal selbst zu versuchen.
Ob das heute zu hohen Auflagen führen wird wie beim „Narrenschiff“ Sebastian Brants, ist nicht ausgemacht. Anhelm ist da eher vorsichtig. Sein Buch kann man über Books on Demand, bei Internetanbietern und im Buchladen erhalten (ISBN 9783753417042). Es wird nur so viel gedruckt wie an Bestellungen vorliegen. Und das ist gut so. Dieses Buch soll nicht aus einer zufälligen Laune heraus gekauft und dann ungelesen liegengelassen werden. „Das Narrenschiff reloaded“ will bestiegen sein, um an einer lebensdienlichen und zukunftsfähigen Kursänderung mitzuwirken.