Der Leiter der Evangelischen Akademie Loccum, Stephan Schaede (57), wird neuer Regionalbischof im Sprengel Lüneburg der evangelischen hannoverschen Landeskirche. Der Personalausschuss der Landeskirche wählte den Theologen zum Nachfolger von Dieter Rathing (64), der im Frühjahr in den Ruhestand gehen wird, wie eine Kirchensprecherin am Donnerstag mitteilte. Der Termin für die Amtseinführung steht noch nicht fest.
Schaede ist seit April 2010 Direktor der Evangelischen Akademie Loccum und hat sich dort für internationale religionspolitisch bedeutsame Problemfelder wie den Syrien-Konflikt und Fragen der Kirchenpolitik- und Entwicklung engagiert. Von 2004 bis 2010 führte er den Forschungsbereich Religion, Recht und Kultur der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg, einem Forschungsinstitut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Dort beschäftigte er sich unter anderem mit Projekten zur Bestimmung des Lebens, des Gewissens sowie bio- und medizinethischen sowie religionsrechtlichen Fragen.
Schaede studierte Evangelische Theologie und Philosophie in Tübingen, Rom und Göttingen. Er ist verheiratet mit der Pfarrerin und Theologin Ina Schaede und ist Vater von vier Töchtern zwischen 22 und 4 Jahren. Seit 2010 ist er Mitglied der Kammer für Theologie der EKD, seit 2014 gehört er zum Kuratorium der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin. Aktuell wirkt er als Sprecher der Initiative Niedersächsischer Ethikrat, die unter anderem von Landesbischof Ralf Meister, dem Osnabrücker Bischof Franz Bode und Martina Wenker, Präsidentin der Landesärztekammer, ins Leben gerufen worden ist.
„Mit Stephan Schaede gewinnen wir einen leidenschaftlichen, ideenreichen und hochgebildeten Theologen, der in allen gesellschaftlichen Feldern durch seine Arbeit als Direktor der Evangelischen Akademie vernetzt ist“, sagte Landesbischof Ralf Meister. „Wir freuen uns, dass mit ihm der Bischofsrat wieder vollständig besetzt sein wird.“
Schaede selbst sagte, er freue sich sehr auf die Begegnungen mit Menschen. „Ich möchte viel vor Ort sein und gemeinsam überlegen, worauf sich die Kirche konzentrieren sollte.“ Der Sprengel biete ein weites Feld faszinierend unterschiedlicher Regionen: vom Industriestandort Wolfsburg über die Naturlandschaften von Heide, Wendland und Elbregion bis zu Lüneburg vor den Toren Hamburgs. „Kinder und Jugendlichen, dem Nachwuchs der Kirche, gilt meine besondere Aufmerksamkeit. An ihnen, nicht am Sparzwang, entscheidet sich, welche Kirche wir sein werden.“
Nach der Kirchenverfassung der Landeskirche werden Regionalbischöfinnen und -bischöfe vom Personalausschuss der Landeskirche auf zehn Jahre gewählt und vom Landesbischof ernannt. Dem Personalausschuss gehören Vertreterinnen und Vertreter des Bischofsrates, der Landessynode, des Landeskirchenamtes sowie des Sprengels an, für den der Regionalbischof oder die Regionalbischöfin zuständig sein wird.
Der Sprengel Lüneburg ist einer von sechs Bezirken der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Zwischen Hittfeld im Norden und Wolfsburg im Süden, Walsrode im Westen und Lüchow-Dannenberg im Osten erstreckt sich eine Region, die weithin ländlich geprägt ist, aber vor allem mit der Autostadt Wolfsburg und der Metropolregion um Hamburg auch städtische Strukturen aufweist. Zum Sprengel Lüneburg gehören zehn Kirchenkreise. In den insgesamt rund 250 Kirchengemeinden mit mehr als 500.000 Gemeindemitgliedern sind 360 Pastorinnen und Pastoren tätig. (0289/20.01.21)