Ralf Meister, der Landesbischof der Landeskirche Hannovers, führte heute Vormittag PD Dr. Verena Grüter in ihr neues Amt als Direktorin der Evangelischen Akademie Loccum ein. Der festliche Gottesdienst zur Einführung fand traditionell in der romanischen Stiftskirche Loccum mit 50 geladenen Gästen statt.
Landesbischof Meister betonte während des Gottesdienstes die zerbrechlichen Verhältnisse und Ungewissheiten der Gegenwart. Als Beispiele nannte er die Bedrohung der Schöpfung durch den Menschen, Krieg und Terror, aber auch die Corona-Pandemie. Diese Probleme bräuchten „Räume, in denen das Gemeinsame und das Getrennte, die Widersprüche und die Ambivalenzen zur realistischen und differenzsensiblen Wahrnehmung führen können.“ Solche Räume der Verständigung biete die Evangelische Akademie Loccum. „Sie kommen, Frau Grüter, mit vielfältigen Lebens- und Berufserfahrungen als Theologin an diesen Ort. Loccum sei ein Traumort, sagten sie mir. Ich wünsche Ihnen, dass sich dieser Traumort mit guten Erfahrungen für Sie und die Akademie erfüllt.“, meinte Landesbischof Meister.
Die 60jährige Theologin Grüter freut sich auf ihr neues Amt und sagte: „Die Evangelische Akademie Loccum bildet mit den anderen landeskirchlichen Einrichtungen und dem 800jährigen Kloster hier am Ort ein Ensemble, das auf einzigartige Weise Diskurs, Begegnung, Bildung und Einkehr verknüpft. Das möchte ich gerne erhalten und weiterentwickeln.“
Der vom Landesbischof entfalteten Problemlage möchte Verena Grüter mit Ihren Erfahrungen aus der langjährigen Tätigkeit in der weltweiten christlichen Ökumene und ihrer Prägung und Inspiration durch feministische und ökologische Theologien begegnen: „Von dorther sind wichtige anthropologische Einsichten zu gewinnen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen. Dazu zähle ich insbesondere die Neubestimmung unseres Verhältnisses zur nicht-menschlichen Schöpfung, den Umgang mit Sterbehilfe und die Bestrebungen zur vermeintlichen Perfektionierung des Menschen mithilfe von Technik und künstlicher Intelligenz.“
Einen weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht Verena Grüter in den gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Herausforderungen, die aus dem Zusammenleben von Angehörigen verschiedener kultureller und religiöser Traditionen entstehen. „Dies möchte ich religionswissenschaftlich und theologisch reflektieren helfen. Als ausgebildete Musikerin möchte ich aber auch der Musik an dieser Stelle Raum geben. Sie kann in besonderer Weise Verständnis für religiöse Haltungen und Praktiken eröffnen.“
Als große Chance für die Weiterentwicklung der Evangelische Akademie Loccum begreift Verena Grüter die digitalen Tagungs- und Kommunikationsformate, die in der pandemische Situation entstanden sind. „Zugleich möchte ich die EAL weiterhin profilieren helfen – und zwar durchaus in kritischer Auseinandersetzung mit den Onlineformaten! – im Sinne eines Ortes mit Klausurcharakter, der nicht nur zum Debattieren, sondern auch zum Verweilen, Begegnen, zu Muße und geistlicher Vertiefung einlädt. Denn davon leben menschliche Beziehungen und Kreativität.“
Verena Grüter wurde 1961 in Düsseldorf geboren und studierte Evangelische Theologie und Schulmusik in Bonn und Köln. 1992 schloss sie ihr theologisches Promotionsstudium erfolgreich in München ab. Als Pfarrerin und Dozentin unterrichtete und forschte sie zunächst in El Salvador, wurde dann Pfarrerin in Nürnberg, bevor sie als Referentin für theologische Grundsatzfragen zum Evangelischen Missionswerk in Deutschland (EMW) wechselte. Danach unterrichtete und forschte Sie an den theologischen Fakultäten in Neuendettelsau (Habilitation 2015), Göttingen und Heidelberg.
Zuletzt war sie geschäftsführende Pfarrerin an der Reformations-Gedächtniskirche-Maxfeld in Nürnberg und Privatdozentin an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau. Verena Grüter folgt Dr. Stephan Schaede im Amt nach. Stephan Schaede leitete die Akademie elf Jahre lang und ist nun Regionalbischof im Sprengel Lüneburg.
Loccum, 15. September 2021
Presse-Information als PDF: PI_Einführung_V.Grüter_Ev. Ak. Loccum_final