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Präventive Strukturpolitik revisited

Joachim Lange und Rainer Danielyzk (Hrsg.): Präventive Strukturpolitik
revisited: Wie können sich Regionen auf den (durch Klimaschutz bedingten)
Strukturwandel einstellen?, Loccumer Protokolle Band 57/2020,
Rehburg-Loccum 2021.

Inhalt

Joachim Lange und Rainer Danielzyk
Vorwort

Präventive Strukturpolitik:
Neue Argumente in einer langen Debatte?

Rainer Danielzyk
Zur Aktualität präventiver Strukturpolitik. Einführende Anmerkungen

Stefan Gärtner
Strukturwandel und das Präventionsparadox: Ein paar Gedanken zu den Post-Kohleregionen in fünf Thesen

Torsten Windels
Markt- und Technikentwicklung als Anlass präventiver Strukturpolitik
Besser „Anmaßung von Wissen“ als „Zumutung von Unwissen“?

Kilian Bizer
Klima- und Umweltpolitik als Anlass präventiver Strukturpolitik: Eine neue Dimension der Gesetzes- und
Technologiefolgenabschätzung?

Interessengruppen, Innovationssysteme, regionale Governance
und ihre Bedeutung für Struktur- und Innovationspolitik

Alexander Ebner
Die Politische Ökonomie regionaler Innovationspolitik. Techno-ökonomische Paradigmen, regionale Entwicklungspfade
und die Perspektiven des Unternehmerischen Staates

Jörg Weingarten
Herausforderungen einer vorsorgenden Strukturpolitik. Beiträge von Gewerkschaften in der Gestaltung der
Transformation

Rolf G. Heinze
Netzwerke und Interessengruppen: Treiber oder Bremser für eine präventive Strukturpolitik?

Herausforderungen präventiver Strukturpolitik in exemplarischen Sektoren und Regionen

Uwe Kröcher
Wirtschaftsdemokratische Elemente in der Strukturpolitik? Thesen anhand der sozial-ökologischen Transformation der
Automobilindustrie

Anne Margarian
Herausforderungen der Strukturentwicklung in wirtschaftlich spezialisierten Regionen: Das Beispiel der Vieh- und Fleischwirtschaft

Katharina Teubel und Gisela Philipsenburg
Innovationsbasierte Strukturstärkung in Kohleregionen

Thomas Stahlecker, Hendrik Hansmeier und Knut Koschatzky
Neue Ansätze des präventiven regionalen Strukturwandels und Implikationen für das gesamtdeutsche
Fördersystem

Anhang
Tagungsprogramm
Verzeichnis der Autor*innen
Loccumer Protokolle zum Thema

Beim Sterben helfen (lassen)?

Ob in Gesellschaft, Politik oder Kirche: Es herrscht große Uneinigkeit darüber, wie und wo genau in Zukunft die Beihilfe zum Suizid erlaubt sein soll. Auch Ralf Meister und Verena Begemann vertreten stellenweise unterschiedliche Positionen und wollen dazu in der Neustädter Hof und Stadtkirche St. Johannis mit der Öffentlichkeit ins Gespräch kommen.

„Wir brauchen den Dialog, die Begegnung auf Augenhöhe und mitmenschliche Wärme und Nähe, um so viele Suizide wie möglich zu verhindern. Wir müssen reden!“, fordert Prof. Dr. Verena Begemann. Sie ist Professorin für Ethik und Sozialwissenschaften an der Hochschule Hannover. Schwerpunkt ihres Wirkens sind die Hospizarbeit, das Ehrenamt in der Palliativversorgung, Soziale Arbeit in Palliative Care sowie Tod und Sterben.

Ralf Meister, Landesbischof der Landeskirche Hannovers, prägten eigene Erfahrungen. „Ich habe während meines Studiums monatelang im Wechsel mit meinem Bruder Nachtwachen bei einem alten Mann mit zahlreichen Krankheiten gemacht. Dieser alte Herr konnte vor Schmerzen nicht schlafen und wünschte nur zu sterben. Und er brüllte seinen Todeswunsch die Nächte durch.“ Daher wünscht Meister sich, dass über das Thema Sterbehilfe offen diskutiert wird, auch in den Kirchen.

Das Bundesverfassungsgericht hat den Gesetzgeber im Februar 2020 aufgefordert, eine neue Regelung für den assistierten Suizid zu schaffen und hat damit den bisherigen Paragraphen 217 abgeschafft. Das höchste deutsche Gericht stellte in seinem Urteil fest, dass die Freiheit zum Suizid auch die Freiheit zur Inanspruchnahme von Hilfe einschließen muss. Zudem hat das Gericht entschieden, dass dieses Recht nicht an bestimmte Lebens- und Krankheitsphasen gebunden ist. Es steht jeder volljährigen Person immer offen.

Wie sollen Gesellschaft und Kirche nun damit umgehen? Der Selbstbestimmung des Einzelnen, die vom Verfassungsgericht sehr gestärkt wurde, steht der Lebensschutz gegenüber. Schließlich sollte sich aus dem Angebot der Suizidbeihilfe kein Normalfall entwickeln, der dann im schlimmsten Fall hilfsbedürftige Menschen moralisch unter Druck setzt, ihr Leben zu beenden, da sie sonst vermeintlich nur noch zur Last fallen.

Auch für die kirchlich-diakonischen Einrichtungen stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, wie konkret sie mit der grundsätzlich neuen Regelung umgehen können. Manche evangelische Theologen und Ethiker sprechen sich klar für das Angebot einer Suizidhilfe auch in kirchlich-diakonischen Einrichtungen aus. Andere lehnen sie rundheraus ab, da sie einen gefährlichen Dammbruch zur Normalität des assistierten Suizids befürchten.

Zur Diskussion rund um dieses emotionale und komplexe Thema lädt die Evangelische Akademie Loccum für den 16. September, 19:00 Uhr, in die Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis ein. Die Veranstaltung moderiert Annette Behnken, Pastorin und Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Loccum für das Arbeitsfeld „Religiöse Praxis in der Gegenwartskultur“.  Besucherinnen und Besucher können Fragen an das Podium richten. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird unter Telefon: 05766 81-121 oder E-Mail: sabine.loges@evlka.de, gebeten.

Aufgrund der weiterhin bestehenden Pandemie haben ausschließlich auf Covid 19 getestete, genesene oder geimpfte Personen mit jeweiligem Nachweis Zutritt zur Veranstaltung.

Weitere Informationen finden Sie auch unter: https://www.loccum.de/tagungen/21203/

Loccum, 9. September 2021

Presse-Information als PDF: PI_Streitgespräch_Suizid_Ev. Ak. Loccum_final

Bischof Meister fordert klare Gesetzgebung zum assistierten Suizid

Am 16. September 2021 veranstaltete die Akademie in Hannover ein Streitgespräch zwischen Landesbischof Meister und Verena Begemann, Professorin für Ethik- und Sozialarbeitswissenschaften zum Thema Sterbehilfe. Aus der Veranstaltung ging folgender Bericht des Evangelischen Pressedienstes hervor. Mehr zur Veranstaltung finden Sie auch hier.

Bischof Meister fordert klare Gesetzgebung zum assistierten Suizid

Hannover (epd). In der Diskussion um den assistierten Suizid schwer kranker Menschen hat der evangelische Landesbischof Ralf Meister eine möglichst klare und unmissverständliche Gesetzgebung gefordert. Nur so könne verhindert werden, dass die Beihilfe zur Selbsttötung etwa durch Ärzte zu einem Regelfall werde, sagte Meister am Donnerstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Hannover. Es müsse Schutzkonzepte geben, die deutliche Regelungen zur Begutachtung, Beratung und Begleitung umfassten.

Ausgangspunkt der Diskussion war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020. Die Karlsruher Richter hatten darin das Verbot der organisierten Sterbehilfe gekippt und das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben herausgestellt, das auch Dritten die Assistenz beim Suizid erlauben würde. Mehrere Initiativen im Bundestag bereiten zurzeit neue Regelungen zur Sterbehilfe vor, um das Urteil umzusetzen.

Belgien oder die Niederlande könnten in dieser Frage aus seiner Sicht kein Beispiel sein, führte Meister aus. Dort seien die Fälle von assistiertem Suizid angestiegen, nachdem gesetzliche Regelungen dafür eingeführt worden seien. Diese Regeln würden an vielen Stellen missachtet, weil manche Bestimmungen, etwa zu Krankheitsbildern oder zu Zusammensetzung von Kommissionen, nicht eindeutig genug formuliert seien.

Auch einige Konzepte, die zurzeit im Bundestag diskutiert würden, gingen aus seiner Sicht zu weit, sagte Meister bei der Diskussion, die von der Evangelischen Akademie Loccum organisiert worden war. Nur bei behutsamer Begleitung eines Patienten dürfe es am Ende eines Beratungsprozesses möglich sein, dass dieser Mensch eine Assistenz beim Suizid erhalte.

Professorin Verena Begemann von der Hochschule Hannover plädierte für einen besseren Personalschlüssel in Alten- und Pflegeheimen, um leidende und sterbende Menschen noch intensiver begleiten zu können. Als letzter Ausweg stehe auch die „terminale Sedierung“ zur Verfügung, bei der das Bewusstsein sterbender Patienten durch hoch dosierte Schmerzmittel gedämpft werde: „Der Mensch stirbt nicht an der Sedierung, sondern in der Sedierung.“

Video zum Streitgespräch über Sterbehilfe

Am 16. September 2021 veranstaltete die Akademie in Hannover ein Streitgespräch zwischen Landesbischof Meister und Verena Begemann, Professorin für Ethik- und Sozialarbeitswissenschaften zum Thema Sterbehilfe. Jetzt kann hier ein Videomitschnitt der gesamten Veranstaltung angesehen werden. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie auch hier:

https://www.loccum.de/tagungen/21203/

Gesundheitsversorgung in ländlichen Räumen

Joachim Lange und Josef Hilbert (Hrsg.): Gesundheitsversorgung in ländlichen Räumen. Nachhaltigkeit für erfolgreiche Pilotprojekte und Regionen, Loccumer Protokolle Band 67/2020, Rehburg-Loccum 2021, ISBN 978-3-8172-6720-0, 150 Seiten

Inhalt

Joachim Lange und Josef Hilbert
Vorwort

Josef Hilbert und Petra Rambow-Bertram
Sorgen machen ist wichtig, gute Lösungen finden und breit nutzbar machen wichtiger! Einleitung in Hintergründe und Ziele der Fachtagung

Carola Reimann
Probleme erkennen, Akteur*innen stärken, Potentiale entfalten! Handlungsmöglichkeiten auf Länderebene

Christoph Löschmann, Markus Müller, Madeleine Renyi
Elektronische Patientenakte sichert integriertes Behandlungsmanagement. Erste Erfahrungen aus dem Kinzigtal mit der Vernetzungssoftware elpax

Corinna Morys-Wortmann
Hebammen- und Schwangeren-Versorgung digital unterstützt und koordiniert. Das Projekt HEDI

Sabine Mertsch
Digitalisierung im Gesundheitswesen: Eine Chance fürs ganze Land. Digitale Services bieten zahlreiche Vorteile für die Gesundheitsversorgung und fördern die Versorgungssicherheit – auch in ländlichen Regionen am Beispiel der außerklinischen Beatmung

Beate Lubbe
Hausarzt im ländlichen Raum: eine bedrohte Art?

Nils Schneider, Isabel Kitte, Rolf Stegemann, Kambiz Afshar
„Landpartie“ in der Ausbildung von Medizinstudenten

Olaf Elsner
Apotheke 2.0: eine Perspektive der pharmazeutischen Versorgung

Birgit Fischer und Josef Hilbert
Welche Rolle werden Krankenhäuser für zukunftsfähige ländliche Versorgungslandschaften spielen? Thesenartig zusammengefasste Eindrücke aus einer virtuellen Podiumsdiskussion

Philipp Potratz und Daisy Hünefeld
Strategie und Perspektiven der regionalen Verbundentwicklung

Helmut Hildebrandt
Versorgung neu und integriert denken – regional, verantwortlich, zukunftsorientiert. Das Konzept „Innovative Gesundheitsregionen“

Mark Barjenbruch
Gestaltungs- und Finanzierungsperspektiven für mehr Gesundheit auf dem Lande

Armin Lang
Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen. Mehr Nachhaltigkeit für erfolgreiche Pilotprojekte und Regionen

Uwe Borchers, Josef Hilbert und Helmut Hildebrandt
Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen: Stärkt die Regionen bei der Gestaltung unserer Zukunft! Zusammenfassung der Ergebnisse der mehrteiligen Veranstaltungsreihe aus der Perspektive des NDGR

Akademie verschiebt Jubiläumsfeier auf 2023

In diesem Jahr hätte die Evangelische Akademie Loccum eigentlich ihr 75-jähriges Jubiläum gehabt. Coronabedingt konnte es 2021 leider nicht gefeiert werden. Auch die Planungen für eine Verschiebung auf 2022 blieben zu unsicher. Das Jubiläum wird nun im Jahre 2023 gefeiert. Der Evangelische Pressedienst hat hierzu folgenden Bericht und ein Interview mit Akademiedirektorin Verena Grüter veröffentlicht:

Loccum, Kr. Nienburg (epd). Die Evangelische Akademie Loccum verschiebt ihr 75. Jubiläum und will stattdessen in zwei Jahren ihr 77-jähriges Bestehen feiern. Wegen der Corona-Pandemie sei im laufenden Jahr eine Feier zum 75-jährigen Bestehen nicht möglich gewesen, sagte die neue Akademiedirektorin Verena Grüter am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein solches Fest erfordere eine langfristige Planung, dafür sei die gegenwärtige Zeit zu unsicher. Als neues Datum haben Grüter und ihr Team den 16./17. Juni 2023 festgelegt.

Die Akademie wurde 1946 von der hannoverschen Landeskirche gegründet, damals noch am Standort Hermannsburg bei Celle. Sechs Jahre später zog sie nach Loccum bei Nienburg in die unmittelbare Nachbarschaft des dortigen Klosters. Die traditionsreiche Einrichtung gehört zu den ältesten und renommiertesten unter den 17 evangelischen Akademien in Deutschland. Sie veranstaltet jährlich etwa 80 Tagungen zu Themen aus Politik, Religion, Kultur und Gesellschaft.

Zur Feier im Juni 2023 rechnet Grüter mit mehreren Hundert Gästen: „Es soll ein festlicher Anlass sein für Menschen, denen die Akademie wichtig ist.“ Dazu will die Einrichtung führende Repräsentanten aus Gesellschaft und Kirche in Niedersachsen und auf Bundesebene einladen. Geplant sind unter anderem ein Festakt, ein Gottesdienst, ein Konzert und eine Kunstausstellung. „Wir möchten Persönlichkeiten mit internationalem Renommee einladen, die zu gesellschaftspolitischen Themen sprechen, die uns hier stark beschäftigen.“

Bei dem Fest will die Akademie auch die Stiftskirche des benachbarten Klosters Loccum mit einbeziehen. „Es ist uns wichtig, dass der Campus Loccum immer wieder als Ganzes sichtbar wird“, unterstrich Grüter. Herausragende Ereignisse aus der Geschichte der Einrichtung sollen vor dem Festwochenende in einer Art Countdown jeden Monat im Internet präsentiert werden. Die erste Tagung der Akademie wurde am 25. September 1946 vom damaligen Landesbischof August Marahrens (1875-1950) in einem Heidegasthof in Hermannsburg eröffnet.

„Hier kann man frei und ungeschützt sprechen“

Drei Fragen an die Loccumer Akademiedirektorin Verena Grüter

epd-Gespräch: Michael Grau

Loccum, Kr. Nienburg (epd). Ob Klimaschutz, Rassismus oder Europapolitik: Seit einem dreiviertel Jahrhundert ist die Evangelische Akademie Loccum ein Ort lebhafter Debatten. In dem Dorf zwischen Weser und Steinhuder Meer kommen Fachleute, Politiker und Aktivisten zu jährlich rund 80 Tagungen zusammen, um sich kritisch und kontrovers über brisante Themen auszutauschen. In diesem Jahr wollte die Akademie eigentlich ihr 75-jähriges Bestehen feiern, doch Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Das Fest soll nun 2023 nachgeholt werden, wenn die Einrichtung 77 Jahre besteht. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) zieht Direktorin Verena Grüter dennoch schon einmal Bilanz.

epd: Frau Grüter, die Akademie besteht jetzt 75 Jahre. In Ihren Augen eine Erfolgsgeschichte?

Grüter: Ich finde ja. Weil hier sehr viele Themen angeschoben worden sind. Gerade in den heißen 1980er Jahren, wo es um die Friedensbewegung und den Nato-Doppelbeschluss ging, war hier ein Ort, an dem politische Gruppen, die sonst nicht zueinander kamen, miteinander gesprochen und verhandelt haben. Die Akademie ist ja ein dritter Ort und kein Parlament, wo Beschlüsse gefasst werden. Bei unseren Tagungen ist es möglich, frei und ungeschützt zu sprechen. Das gilt auch für gesellschaftliche Bewegungen – gerade jetzt, wo es um den Klimawandel geht.

epd: Was leistet die Evangelische Akademie Loccum für die Kirche, für das Land und die Gesellschaft?

Grüter: Wir bieten Raum, um aktuelle gesellschaftliche und kirchliche Themen kontrovers zu diskutieren und langfristig zu begleiten. Dabei ist uns wichtig, immer eine Nasenlänge vor dem Höhepunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit zu sein. Wir haben aktuell etwa langfristige Gespräche mit Menschen aus der syrischen Migrationscommunity, die hier gemeinsam überlegen, wie sie von ihren europäischen Aufnahmeländern aus Friedensprozesse in Syrien begleiten können.

epd: Loccum liegt sehr abgeschieden in ländlicher Umgebung. Ist das ein Nachteil?

Grüter: Nein. Diese Zurückgezogenheit trägt dazu bei, dass die Menschen sich wirklich Zeit nehmen, wenn sie hierher kommen. Sehr wichtig sind die Gespräche um das eigentliche Tagungsprogramm herum, abends auf der Galerie. Die tragen dazu bei dass überhaupt Vertrauen entstehen kann. Bei so heiklen Themen wie etwa der Friedensarbeit in Syrien kommen Menschen zusammen, die sich vorher vielleicht noch nie gesehen haben und die nicht unbedingt dieselbe Meinung vertreten. Da ist es ganz wichtig, ein gastliches Haus zu haben.

500 Schülerinnen und Schüler besuchten Ausstellung zur Islamdebatte

Die Evangelische Akademie Loccum veranstaltete im November und Dezember 2021 drei Wochen lang gemeinsam mit der BBS-ME Hannover die Ausstellung „Was‘ los Deutschland!? Ein Parcours durch die Islamdebatte“. Der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne hatte zur Eröffnung eine Videobotschaft gesandt.

Exakt 537 Schülerinnen und Schüler konnten, Corona zum Trotz, die Ausstellung besuchen. Ein Team aus acht Fachkräften der politischen Bildung von Evangelischer Akademie Loccum, der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen und den Respekt Coaches von Diakonie und AWO Hannover begleitete die Schülerbesuche und diskutierte mit den Schülergruppen. Der hannoversche Verein „Unter einem Dach“ nahm Videostatements von Schülerinnen und Schülers zum Thema der Ausstellung auf.

Dr. Susanne Benzler, Studienleiterin für Jugendbildung, organisierte die Ausstellung in Hannover und beschäftigt sich seit langem mit dem Zusammenleben der Religionen in Deutschland. Sie hat gerade einen grundlegenden Artikel zum Thema „Keine Angst vor Kontroversen! Warum, wie und wozu wird Religion zum Thema der politischen Jugendbildung?“ veröffentlicht.

Präsident der Reservisten: Deutschland ist mental gut gerüstet

Vom 27. bis 29. Mai fand die Tagung „Verteidigungspolitik auf neuen Wegen. Zwischen Reformhoffnung, Erwartungsdruck und Überforderung?“ in Loccum statt. Am Rande der Tagung interviewte der Journalist Urs Mundt vom Evangelischen Pressedienst (epd) Patrick SENSBURG, Professor für öffentliches Recht und Europarecht, Oberst d. R. und Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. Berlin. Den daraus hervorgegangenen Bericht und das Interview können Sie hier lesen:

Präsident der Reservisten: Deutschland ist mental gut gerüstet

Loccum/Kr. Nienburg (epd). Nach Ansicht des Präsidenten des Reservistenverbandes, Patrick Sensburg (CDU), ist Deutschland für den Verteidigungsfall zumindest mental gut gerüstet. „Ich glaube, dass sich auch in den Fragen der militärischen Fähigkeit die Demokratie, die Freiheit durchsetzen wird“, sagte der Jurist am Rande einer Tagung in der Evangelischen Akademie Loccum zum Thema „Verteidigungspolitik“ dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für die meisten Bürgerinnen und Bürger liege auf der Hand, dass das Leben hierzulande es wert sei, beschützt zu werden. „Daher glaube ich, dass wir immer verteidigungsbereiter sein werden als gewaltorientierte Gesellschaften wie in Russland.“

In der russischen Gesellschaft stehe zwar der wehrhafte und starke Mann im Vordergrund, sagte Sensburg weiter. Dennoch tue sich Russland schwer damit, seine Soldaten intrinsisch zu motivieren. „Man versucht, ihnen einen ideologischen Überbau zu geben, indem man vom großen vaterländischen Krieg spricht.“ Doch sei dies Soldaten aus Tschetschenien oder anderen Volksgruppen schwer zu vermitteln. „Viel motivierter als Aggressoren sind immer die, die alles verteidigen, ihre Familie, das Haus, die Freiheit, die Zukunft der Kinder, mit einem Wort: die eigene Heimat.“

Mit scharfen Worten kritisierte Sensburg Vertreter der Friedensbewegung, die Aufrüstung und Waffenlieferungen an die Ukraine zum Irrweg erklären. „Putin will nicht nur die Ukraine mit Krieg überziehen“, warnte er. Daher müsse Deutschland massiv in seine Sicherheit investieren. Zwar gelte es, Krieg mit allen Mitteln zu verhindern und die Tür für Diplomatie stets offen zu halten. „Aber wenn sich die Ukrainer jetzt ergeben, wird dort ein Genozid stattfinden. Das hat Putin angekündigt.“

Um gerüstet zu sein, müsse auch der Heimatschutz gestärkt werden, betonte Sensburg. Ein guter Anfang sei gemacht mit den Heimatschutzregimentern der Reservisten in Bayern, NRW und Niedersachsen. Drei weitere sollen folgen. „Aber sechs Regimenter mit jeweils tausend Reservisten reichen nicht, wenn man Deutschland im eigenen Land verteidigen will und die aktive Truppe an der Nato-Ostflanke ist.“ Auch fehle es an Ausrüstung. Um auch personell verteidigungsfähig zu sein, brauche es außerdem die Wehrpflicht.

epd-Gespräch: Urs Mundt

 

Präsident der Reservisten: Wir müssen den Heimatschutz stärken

Loccum/Kr. Nienburg (epd). Um „Verteidigungspolitik auf neuen Wegen“ ging es Ende Mai bei einer Tagung in der Evangelischen Akademie im niedersächsischen Loccum. Zu Gast war auch der Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr, Patrick Sensburg. Der Jura-Professor und langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete (2009-2021) ist überzeugt, dass die Personalstärke der Bundeswehr wachsen muss. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärt Sensburg, warum er Deutschland zumindest mental für gut gerüstet hält.

epd: Herr Professor Sensburg, eine Aufgabe der Bundeswehr ist es, im Kriegsfall die Bevölkerung auch im Inland zu schützen. Wie steht es um den Heimatschutz?

Patrick Sensburg: Ein guter Anfang ist gemacht mit den Heimatschutzregimentern in Bayern, NRW und Niedersachsen. Drei weitere sollen folgen. Aber sechs Regimenter mit jeweils tausend Reservisten reichen nicht, wenn man Deutschland im eigenen Land verteidigen will und die aktive Truppe an der Nato-Ostflanke ist. Auch fehlen uns Waffen, Fahrzeuge und Ausrüstung. Unsere Forderung, dass zusätzlich ein Prozent des Sondervermögens in die Reserve investiert wird, wurde bisher leider nicht erfüllt. Um auch personell verteidigungsfähig zu sein, brauchen wir darüber hinaus auch die Wehrpflicht.

epd: Wie konkret ist aus Ihrer Sicht die Bedrohung im Osten?

Sensburg: In der vergangenen Woche haben wir gehört, dass Russland plant, maritime Grenzen in der Ostsee zu verschieben. Nach meiner Einschätzung ist es nicht in Putins Sinn, mit der Ukraine aufzuhören. Wir sehen auch, was in Georgien derzeit passiert. Die Situation ist brenzlig. Deswegen müssen wir dringend in unsere Sicherheit investieren. Dafür brauchen wir nicht nur eine kontinuierliche finanzielle Ausstattung, sondern auch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger.

epd: Namhafte Vertreter der Friedensbewegung, zum Beispiel Margot Käßmann, halten die Aufrüstung für einen Irrweg. Was entgegnen Sie?

Sensburg: Ich bin selbst katholisch. Deshalb freue ich mich, wenn aus der Kirche dieser ganz zentrale und kräftige Wunsch nach Frieden kommt. Wer wissen will, wie schlimm Krieg ist, muss nur in die Ukraine gucken. Dort sind fast 150.000 Ukrainer gefallen oder so schwer verwundet, dass sie im Leben nicht mehr froh werden. Eine vermutlich höhere Anzahl an Russen ist in diesem Krieg geopfert worden. Krieg müssen wir mit allen Mitteln vermeiden. Eine friedliche zivile Gesellschaft, das ist das Ziel, nicht nur für Deutschland, sondern auch für Europa und darüber hinaus. Nur bei den Wegen dahin sind wir uns uneins.

Ich finde es erschreckend, wenn Frau Käßmann vor dem Hintergrund des menschenverachtenden Angriffskrieges Russlands blauäugig sagt „Wir wollen Frieden“ und dazu auffordert, die Ukraine nicht zu unterstützen. Russland ist unstreitig der Aggressor und Putin will nicht nur die Ukraine mit Krieg überziehen. Weder die Ukraine noch ein anderes europäisches Land hatten das Ansinnen, in Russland einzumarschieren.

Von wem die Gewalt ausgeht, ist daher eindeutig und Russland versteht leider nur die Sprache der Macht. Aber ich lasse mich gern überzeugen: Wenn Margot Käßmann Putin überredet, morgen das Militär aus der Ukraine abzuziehen, dann sage ich: Wir brauchen kein Militär mehr, wir haben Frau Käßmann. Bisher hat sie aber anscheinend nur mit Sahra Wagenknecht geredet.

epd: Bräuchte es nicht mehr Diplomatie, um die Gewaltspirale zu durchbrechen?

Sensburg: Ich bin ein großer Freund von Diplomatie. Deutschland müsste hier in der Welt noch viel aktiver sein, wenn wir zum Beispiel derzeit die Schwächen der UN sehen. Die Tür darf nie zu sein, denn Krieg ist immer die schlechteste Option. Aber wenn sich die Ukrainer jetzt ergeben, wird dort ein Genozid stattfinden. Das hat Putin angekündigt. Wolodymyr Selenskyj und alle ukrainischen Politiker werden doch wie Alexei Nawalny nicht mehr lange leben, sie werden als erste umkommen.

epd: Jesus sagt, dass man dem Bösen nicht widerstehen, sondern die andere Wange hinhalten soll. Kann man als Christ Soldat sein oder Verteidigungskriege befürworten?

Sensburg: Ich bin kein Theologe, sondern Jurist, das möchte ich vorausschicken. Natürlich dürfen sich Menschen verteidigen, und ich darf auch jemandem beispringen, etwa wenn jemand in der U-Bahn überfallen wird. Wenn es dann heißt, der Angegriffene solle seine zweite Wange hinhalten, und ich mache nichts, dann käme ich tatsächlich in Konflikt mit meinem christlichen Glauben.

Natürlich hätte ich gern, dass niemand in der U-Bahn zusammengeschlagen wird. Aber anscheinend gibt es Leute, die diese Friedfertigkeit noch nicht in ihr Leben gelassen haben. Und deswegen, glaube ich, braucht es den Polizisten, der dann den Aggressor in Schranken weist. Im Übrigen haben wir in der katholischen Kirche sehr viele Heilige, die Soldaten waren, zum Beispiel der heilige Georg oder Sankt Martin. Ich glaube, für den äußeren Frieden braucht es leider immer noch Soldaten.

epd: Werden in der Ukraine unsere Werte verteidigt?

Sensburg: Die Bedrohung, die von Russland ausgeht, betrifft auch Länder, die sich zum Beispiel im Vertrag von Lissabon zu europäischen Werten bekannt haben. Insofern würde ich sagen: Ja, in der Ukraine werden auch unsere Werte verteidigt. Dabei geht es auch um christliche Werte, die Werte eines Europas mit den gleichen christlichen Wurzeln.

Juristen neigen oft dazu, die Vielfalt der Wurzeln zu betonen, indem sie auf jüdische und arabische Einflüsse sowie die Aufklärung hinweisen. Dem halte ich entgegen, dass Europa mehr als 1.500 Jahre lang vom Christentum geprägt wurde. Nicht umsonst wurde die christlichen Wurzeln in den europäischen Verträgen festgeschrieben – auch wenn natürlich viele weitere Einflüsse unsere freiheitich-demokratischen Gesellschaften geprägt haben. Es sind auch diese Werte und diese Freiheit, die wir verteidigen müssen, nicht nur das territoriale Europa.

epd: Die Kultur des Militarismus gehört in Deutschland der Vergangenheit an. Sind die Menschen in Deutschland auch mental verteidigungsbereit?

Sensburg: Ich hoffe sehr, dass wir diese Kultur ein für alle Mal abgelegt haben. Ich glaube, dass sich auch in den Fragen der militärischen Fähigkeit die Demokratie, die Freiheit durchsetzen wird. Für die meisten Menschen liegt doch auf der Hand, dass das Leben in Deutschland es wert ist, verteidigt zu werden. Daher glaube ich, dass wir immer verteidigungsbereiter sein werden als gewaltorientierte Gesellschaften wie in Russland. Dort steht der wehrhafte und starke Mann im Vordergrund. Aber das macht Russland nicht stärker.

Russland hat es schwer, seine Soldaten intrinsisch zu motivieren. Man versucht, ihnen einen ideologischen Überbau zu geben, indem man vom großen vaterländischen Krieg spricht. Den Soldaten aus Tschetschenien oder anderen Volksgruppen ist das schwer zu vermitteln. Und Verbrecher, denen Haftverschonung versprochen wird, sehen den Dienst an der Front in einem fremden Land nur als ihre Chance, aus dem Gefängnis zu kommen. Viel motivierter als Aggressoren sind immer die, die alles verteidigen, ihre Familie, das Haus, die Freiheit, die Zukunft der Kinder, mit einem Wort: die eigene Heimat. Man darf sie nur nicht ohne Verteidigungsmittel dastehen lassen.

epd: Ist das Bewusstsein für das Eigene hierzulande ausgeprägt genug?

Sensburg: Was die Verteidigung des Eigenen angeht, hat Deutschland schon eine Tradition. Denken Sie an die vielen Schützenvereine in unserem Land, die Bürgervereine, die Bürgerwehren, an die Kultur der freiwilligen Feuerwehr. In unserer durch die deutsche Kleinstaaterei geprägten Geschichte hatten wir über Jahrhunderte in jeder Generation Kriege. Auch daher kommt das Gefühl, beschützen zu müssen, und der tief verwurzelte Wunsch, dass nicht in jeder Generation wieder alles zerstört wird. Krieg gilt es mit aller Kraft zu verhindern, denn wer genau in die Ukraine blickt, sieht, wie elendig Krieg ist.

epd-Gespräch: Urs Mundt