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Entspannungspolitik im Zeichen des Kreuzes?

Die politische Rolle von Kirchen im Russland-Ukraine Konflikt

02.02.2018 - 04.02.2018

Thema

Der Russland-Ukraine Konflikt kommt seit 2014 nicht zur Ruhe. Immer wieder werden gewaltsame Zusammenstöße gemeldet. Eine Deeskalation – geschweige denn ein dauerhafter Friede – ist derzeit nicht in Sicht. Weitgehend unbeleuchtet blieb bisher, welche Rolle die Kirchen der Region in dieser Auseinandersetzung spielen. Wo agieren sie konfliktverschärfend? Wo tragen sie zu Dialog und Versöhnung bei? Inwiefern können die Kirchen überhaupt zu einer Entspannungspolitik beitragen?

Rückblick

Der Evangelische Pressedienst veröffentlichte zur Tagung folgende Berichte:

Renke Brahms: Kirchen könnten Ukraine-Konflikt entschärfen

Loccum (epd). Die Kirchen können nach Ansicht des Friedensbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, zur Entschärfung des Russland-Ukraine-Konflikts beitragen. Das Gespräch suchen, Räume für einen Dialog schaffen, Vertrauen bilden, aber auch sich gegenseitig zuhören und wahrnehmen – dies seien mögliche Wege für eine Deeskalation, sagte Brahms am Wochenende bei einer Studientagung in der Evangelischen Akademie Loccum.

Bei der Tagung ging es um die Frage, wie der nun schon seit annähernd vier Jahre andauernde Krieg in der Ost-Ukraine entschärft werden kann und welche Rolle die Kirchen dabei spielen können. Vertreter russischer und ukrainischer Kirchen diskutierten drei Tage lang mit deutschen Theologinnen und Theologen sowie Vertretern der Konferenz Europäischer Kirchen.

„Es ist deutlich geworden, wie wichtig es dabei ist, die doch sehr unterschiedliche Situation im Osten Europas deutlich wahrzunehmen“, sagte Brahms. Dazu gehöre auch die Rolle der Kirchen in der Ukraine und Russland, aber auch in Deutschland. „Leider ist, auch in der evangelischen Friedensarbeit, der Blick in die Länder des Ostens, dabei derzeit nicht mehr so ausgeprägt“, fügte der EKD-Friedensbeauftragte hinzu.

Bischof Eduard Khegay von der Evangelisch-methodistischen Kirche in Eurasien betonte, dass die Vermittlung und das Gespräch zwischen den Konfliktparteien die Rolle der Kirchen ausmachten. Heikki Huttunen, der Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen, sagte: „Wir haben es hier mit keinem religiösen Konflikt zu tun, aber die Kirchen könnten ein Teil der Lösung werden.“

Die orthodoxen Kirchen in der Ukraine sind zerstritten. Der katholische Theologe Thomas Bremer sagte am Rande der Tagung dem Evangelischen Pressedienst (epd), die Auseinandersetzung zwischen dem Moskauer Patriarchat und dem Kiewer Patriarchat drehe sich um die Frage, wer die legitime Kirche des Landes sei. Nur wenn das Moskauer Patriarchat seinen Anhängern und Gemeinden in der Ukraine mehr Autonomie gewähre, werde der Kirchenstreit des Landes gelöst, sagte der Experte, der in Münster eine Professur für Ökumenik, Ostkirchenkunde und Friedensforschung innehat.

In der aktuellen Kriegslage sei jedoch keine Lösung dieses Streits zu erwarten. Mit dem politisch-militärischen Konflikt seit 2014 sei auch der Kirchenstreit verschärft worden, betonte Bremer. Das Kiewer Patriarchat habe sich eindeutig auf die Seite der ukrainischen Regierung gestellt. Das Moskauer Patriarchat konzentriere sich auf Friedensbotschaften und betone, dass es die einzige Kirche sei, die Mitglieder auf beiden Seiten der Front habe.

Das Moskauer Patriarchat ist von den Gemeindezahlen her die größte Kirche in der Ukraine. Das Kiewer Patriarchat machte sich mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 von Moskau selbstständig, wird aber vom Patriarchen in Konstantinopel, dem Oberhaupt der orthodoxen Christenheit, bisher nicht anerkannt.

Kirchenkonflikt in der Ukraine: „Schlüssel in Moskau“

Loccum/Münster (epd). Der Konflikt zwischen den drei großen orthodoxen Kirchen in der Ukraine um die kirchliche Oberhoheit kann dem Münsteraner Experten Thomas Bremer zufolge nur von Moskau aus gelöst werden. „So hart das für die Ukraine klingt: Der Schlüssel liegt in Moskau“, sagte der katholische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rand einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum.

Der Streit zwischen den beiden größeren ukrainisch-orthodoxen Kirchen, der des Moskauer Patriarchats und des Kiewer Patriarchats, drehe sich um die Frage, wer die legitime Kirche des Landes sei, sagte Bremer, der in Münster eine Professur für Ökumenik, Ostkirchenkunde und Friedensforschung innehat. Nur wenn das Moskauer Patriarchat seinen Anhängern und Gemeinden in der Ukraine mehr Autonomie gewähre, werde der Kirchenstreit des Landes gelöst, sagte Bremer. Nur dann werde die internationale Orthodoxie eine orthodoxe Kirche in der Ukraine – unter Einbeziehung des Kiewer Patriarchats – offiziell anerkennen.

In der aktuellen Kriegslage sei jedoch keine Lösung dieses Streits zu erwarten. Mit dem politisch-militärischen Konflikt seit 2014 sei auch der Kirchenstreit verschärft worden, betonte Bremer. Das Kiewer Patriarchat habe sich eindeutig auf die Seite der ukrainischen Regierung gestellt: „Es bezeichnet Moskau als Aggressor und versucht damit, die Kirche des Moskauer Patriarchats zu diskreditieren.“

Das Kirchenoberhaupt in Moskau sei hingegen in einer „Zwickmühle“, sagte Bremer. Viele Bischöfe, Priester und Gläubige fühlten sich als Ukrainer und stimmten mit der Regierung in Kiew überein. Die Moskauer müssten auf politische Äußerungen zum Krieg verzichten, denn sonst verlören sie viele Anhänger. Der Moskauer Patriarch habe noch nie gesagt: „Die Krim ist russisch!“ oder „Die Krim ist ukrainisch!“, unterstrich der Kirchenexperte.

Das Moskauer Patriarchat konzentriere sich auf Friedensbotschaften und betone, dass es die einzige Kirche sei, die Mitglieder auf beiden Seiten der Front habe. Die Positionierung in dem militärischen Konflikt unterscheide sich von Gemeinde zu Gemeinde. Manche sammelten Kleidung und Medikamente für die ukrainische Armee, andere würben für die Zugehörigkeit umstrittener Gebiete zu Russland.

Für die Menschen sei der Kirchenkonflikt im Alltag oft weniger wichtig, sagte Bremer. Vielen sei ihre eigene Zugehörigkeit gar nicht bekannt. Sie sei nicht so streng geregelt wie in Deutschland. „Man geht in die Kirche, in die man schon immer gegangen ist oder in der man den Gottesdienst besonders schön findet.“

Das Moskauer Patriarchat ist von den Gemeindezahlen her die größte Kirche in der Ukraine. Das Kiewer Patriarchat machte sich mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 von Moskau selbstständig, unterstrich Bremer. Ukrainische Politiker seien immer wieder zum Patriarchen in Konstantinopel, dem Oberhaupt der orthodoxen Christenheit, gefahren und hätten dort um die offizielle Anerkennung des Kiewer Patriarchats geworben – bislang erfolglos. Neben diesen orthodoxen Kirchen gebe es in der Ukraine noch die kleinere Autokephale Orthodoxe Kirche. Alle drei erkennen sich gegenseitig nicht an.

epd-Gespräch: Stefan Korinth

In der Zeitschrift ‚Christ in der Gegenwart‘ berichtete die Journalistin Brigitte Lehnhoff unter dem Titel „Mit Bonhoeffer und Barth den Ukraine-Konflikt lösen“ über die Tagung:

https://www.herder.de/cig/cig-ausgaben/archiv/2018/7-2018/mit-bonhoeffer-und-barth-den-ukraine-konflikt-loesen/

Die ‚Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD‘ veröffentlichte auf ihrer Website eine Presse-Information zur friedenspolitischen Tagung in Loccum

http://www.evangelische-friedensarbeit.de/artikel/2018/kirchen-koennen-fuer-entschaerfung-des-russland-ukraine-konflikts-einen-beitrag-leisten

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