Moratorium, Nachbesserung, Umsteuerung
26.06.2019 - 28.06.2019
Ist Inklusion nicht nur gut gemeint, sondern auch gut gemacht? Der Prozess der Inklusion an Schulen ist in Niedersachsen mit einem neuen Schulgesetz in eine Phase getreten, in der auf Problemanzeigen seitens Schulen und Eltern reagiert wird. Unter Beteiligung aller Akteure soll eine Zwischenbilanz des schulischen Inklusionsprozesses gezogen und danach gefragt werden, wie inklusive schulische Bildung künftig besser gelingen kann.
Aus der Tagung ging ein Bericht des Evangelischen Pressedienstes hervor:
Loccum/Kr. Nienburg (epd). Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sieht in der Inklusion an Schulen eine „langwierige Mammutaufgabe“. Es sei schwer abzusehen, wann sie vollständig umgesetzt werden könne, sagte der Minister am Mittwochabend im Rahmen einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum zum Thema „Wie weiter mit der Inklusion?“. Zehn Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention sei für ihn festzustellen, dass es wohl eine ganze Generation dauere.
Dem Anspruch gerecht zu werden, dass kein Kind zurückbleibt, gelinge noch nicht hinreichend, sagte der Minister vor rund 100 Lehrkräften, Wissenschaftlern und Vertretern aus Verwaltung und Verbänden. Die Inklusion werde vom Landtag in der großen Mehrheit aber nicht zur Disposition gestellt.
Tonne kündigte an, dass Förderschullehrer ab dem kommenden Schuljahr an allgemeinbildenden Schulen fest eingestellt oder dorthin versetzt werden können. Der Minister räumte allerdings ein, dass das Land bei Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung „noch die schlechteste Antwort auf den hohen Bedarf“ habe. Deshalb werde das Kultusministerium dort vordringlich an neuen Konzepten arbeiten.
Auch der Erziehungswissenschaftler Ulf Preuss-Lausitz sieht darin eine Priorität: „Das Problem der Inklusion sind die sogenannten schwierigen Kinder, in aller Regel Jungs. Nicht so sehr das Kind mit Sehbehinderung“, sagte der emeritierte Professor der Technischen Universität Berlin. Der Wissenschaftler warb für das gemeinsame Lernen. Mehrere Studien hätten eindeutig ergeben, dass die Lernerfolge für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen besser seien als an Förderschulen. (7033/27.06.19)
epd lnb lve bjs
Andrea Grimm, Ev. Akademie Loccum
Erfolge und Herausforderungen
Prof. em. Dr. Ulf Preuss-Lausitz, Technische Universität Berlin
Grant Hendrik Tonne, Niedersächsischer Kultusminister
Bestandsaufnahme und Perspektiven
Hans-Joachim Reimann-Lübker, Dezernatsleiter, Niedersächsische Landesschulbehörde, Braunschweig
Rita Maria Rzyski, Bildungsdezernentin, Landeshauptstadt Hannover
Reinhard Fricke, Verband Sonderpädagogik e.V., Braunschweig
Michael Bax, Schulleiter, Leonore-Goldschmidt-Schule IGS Hannover-Mühlenberg
Jörg Bratz, Schulleiter, Grundschule Wesendorf
Moderation: Andrea Grimm
Perspektiven aus Forschung und Praxis
Organisationsentwicklung, Unterrichtsentwicklung und Personalentwicklung
Prof. Dr. Rolf Werning, Universität Hannover
Prof. Dr. Ada Sasse, Humboldt-Universität Berlin
Gute Wege in der Inklusion – Was machen die Schulen?
Grundschule Otfried-Preußler-Schule, Hannover
Alexandra Vanin, Schulleiterin
IGS Stöcken
Philipp Ruppert, Schulleiter
Leonore-Goldschmidt-Schule IGS Mühlenberg
Joachim Rocholl, didaktischer Leiter
Inklusion weiterentwickeln
Implementierung multiprofessioneller Teams und
Einbindung von Förderlehrkräften
Wilfried W. Steinert, Bildungsexperte, Oldenburg
Team IGS List (angefragt)
Schulische Inklusionskultur kommunal organisieren:
Kollegiale Ressourcen und Hospitation
Prof. Dr. Ada Sasse, Humboldt-Universität Berlin
Wie bringen wir Kinder mit auffälligem Verhalten in die Übernahme von Verantwortung für den eigenen Lernprozess und das eigene Verhalten?
Jörg Bratz, Anna Peschke, Nils Dreher, Christiane Piens, Grundschule am Lerchenberg, Wesendorf
Neue Impulse durch Fortbildung
Steffen Pluta, Niedersächsisches Kultusministerium
Brigitte Kumkar und Christian Fleer, Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung, Hildesheim
Schulbegleitung und pädagogische Assistenz im inklusiven Unterricht
Dr. Anika Lübeck, Universität Bielefeld
Christoph Westerheider, Student Lehramt für Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen, Schulbegleiter, Bielefeld
Stefan Politze, MdL, bildungspolitischer Sprecher, SPD-Fraktion
Mareike Wulf, MdL, bildungspolitische Sprecherin, CDU-Fraktion (angefragt)
Julia Hamburg, MdL, bildungspolitische Sprecherin, Bündnis 90/Die Grünen
Björn Försterling, MdL, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender und bildungspolitischer Sprecher, FDP
Frank Stöber, Schulleitungsverband Niedersachsen e.V.
Matthias Welp, Amtsleiter Amt für Schule und Bildung, Stadt Oldenburg
Moderation: Andrea Grimm
Schulmanagement anders denken und Schulen handlungsfähig machen
Ein Werkstattgespräch mit Impulsen und Austausch in Gruppen
Prof. Dr. Martin Heinrich, Wissenschaftlicher Leiter des Oberstufen-Kollegs, Bielefeld
Prof. Dr. Rolf Werning
Prof. Dr. Dietlinde Vanier, TU Braunschweig
Prof. Dr. Ada Sasse
Moderation: Andrea Grimm