Zugänge und Zusammenarbeit, Prävention und Früherkennung
27.02.2023 - 01.03.2023
Strukturelle Probleme erschweren eine patientenorientierte Versorgung psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher. Verbesserungsoptionen sind bekannt. Hilfreich wären eine engere Zusammenarbeit von Jugendämtern, Jugendhilfeeinrichtungen und ambulanter bzw. stationärer Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, kollegiale Beratungs- und Supervisionsmöglichkeiten, gemeinsame Hilfeplanungen, standardisierte Schnittstellen sowie verbindliche Kooperationen auf Systemebene. Wie ist das umzusetzen, damit Kinder und Jugendliche die erforderliche Unterstützung erhalten?
Die Tagung wurde von der Ärztekammer Niedersachsen als Fortbildungsveranstaltung mit 14 Fortbildungspunkten anerkannt.
Experten: Schulvermeidung nicht hinnehmen, sondern sofort reagieren
Aus der Tagung ist auch ein Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd) hervorgegangen, den Sie hier lesen können:
Loccum (epd). Experten aus dem Bildungsbereich fordern mehr gezielte Anstrengungen, um sogenannte Schulvermeider wieder ins Bildungssystem zurückzuführen. „Es gibt Jugendliche, die sind zwei Jahre nicht zur Schule gegangen, ohne jede Konsequenz“, sagte der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut Andreas Rudolf im Rahmen einer Fachtagung in der Evangelischen Akademie Loccum. „Bei diesen Jugendlichen besteht ein großes Risiko für Drogenmissbrauch, Arbeitslosigkeit und Straffälligkeit“, ergänzte der Leiter einer Station für Schulvermeider am Ameos Klinikum Hildesheim.
Die meisten Kinder und Jugendlichen gingen aus Angst nicht zur Schule, sagte Rudolf auf der Tagung unter dem Titel „Psychische Kinder- und Jugendgesundheit ernst nehmen und verbessern“. Er selbst habe es vor allem mit Jugendlichen mit Sozialphobien zu tun. Sie hätten Angst, im Mittelpunkt zu stehen und zum Beispiel ein Referat zu halten, fürchteten die Bewertung ihrer Leistungen und würden wegen Bauch- oder Kopfschmerzen oft entschuldigt.
Im Klinikum würden unter anderem Alltagssituationen geprobt. Zu dem zwölfwöchigen stationärem Programm gehöre, dass die Jugendlichen nach acht Wochen wieder beginnen, zur Schule zu gehen, wobei die Zeiten langsam gesteigert werden. „Zwei Monate nach der Entlassung bei uns besuchen 80 Prozent wieder regelmäßig die Schule“, sagte Rudolf.
Für ihn ist entscheidend, dass die Schulen frühzeitig auf Fehlzeiten reagieren. Dazu gehört die genaue Dokumentation der unentschuldigten Tage. Nach fünf Fehltagen sollte das Gespräch mit den Eltern gesucht und auch vor der Einleitung von Ordnungswidrigkeitsverfahren nicht zurückgeschreckt werden. Zudem sollte bei längeren Fehlzeiten ein ärztliches Attest verlangt werden.
Die Direktorin der Integrierten Gesamtschule Burgdorf, Saskia van Waveren-Matschke, sagte, an ihrer Schule sei seit einem Jahr ein Sozialarbeiter nur für die Betreuung von Schulverweigerern zuständig. Dabei würden auch die Eltern zu Hause besucht. „Wir reagieren sofort. Viele Eltern sind sehr dankbar für ein Gespräch, denn sie wissen oft einfach nicht mehr weiter.“ Durch den besseren Kontakt zu den Eltern habe sich die Zahl der Schulverweigerer stabilisiert.
Auch Berufsschulen haben es den Experten zufolge oft mit Schulvermeidern zu tun. An der Anna-Siemsen-Schule der Region Hannover bietet man ihnen eine Alternative an: Statt den Unterricht zu besuchen können sie ein zwölfmonatiges Praktikum machen, zum Beispiel im Friseurhandwerk, in einer Kindertagesstätte oder im Handel. Ein Dutzend von insgesamt 1.500 Schülern nutzen diese Möglichkeit. „Die meisten von ihnen schaffen das Langzeitpraktikum bis zum Ende“, sagte Schulsozialarbeiterin Isabell Wittig-Dase.
Dr. Monika C. M. Müller, Ev. Akademie Loccum
Saskia van Waveren-Matschke, Direktorin der IGS Burgdorf
Dr. med. Angela Wenzel, Chefärztin, KJPP, Dietrich-Bonhoeffer-Klinik, Großenkneten
Gemeinsamer Austausch
Jörg Hermann, Erziehungsberatung, Landkreis Wolfenbüttel
Götz Schwope, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Vorstandsmitglied Psychotherapeutenkammer Nds., Stadthagen
Dr. med. Eva-Maria Franck, Chefärztin, Fachklinik Kinder- und Jugendpsychiatrie, AMEOS Klinikum Hildesheim
Katja Schlebusch, pflegerische Zentrumsleitung, Fachklinik Kinder- und Jugendpsychiatrie, AMEOS Klinikum Hildesheim
Andreas Rudolf, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, AMEOS Klinikum Hildesheim, Alfeld
Dr. med. Angela Wenzel, Chefärztin, KJPP, Dietrich-Bonhoeffer-Klinik
Gertrud Plasse, Dezernatsleiterin, Schulpsychologie, Regionales Landesamt für Schule und Bildung Hannover RLSB-H
Parallele Workshops
Dipl.-Psych. Andreas Rudolf, AMEOS Klinikum Hildesheim, Alfeld
Gunnar Otto, Schulsozialarbeiter, Rudolf-Bembenneck-Gesamtschule, Burgdorf
Dr. med. Angela Wenzel, Chefärztin, KJPP, Dietrich-Bonhoeffer-Klinik
Gertrud Plasse, Nds. Landesschulbehörde
Maren Ziemer, Schulpsychologische Dezernentin, RLSB Hannover
Jörg Hermann, Erziehungsberatung
Projekt und Arbeitshilfen
Iris Lettau, Fachreferentin, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen, Hannover
Anna-Lena Mazhari, Fachreferentin, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen, Hannover
Birgit Dietl, Abteilungsleiterin Sozialdienst, Auf der Bult / Kinder- und Jugendkrankenhaus, Hannover
Gelingende Kooperation zwischen KJPP und Jugendhilfe
Frank Forstreuter, Chefarzt, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Klinikum-Bremen-Ost
Jesko Fuhrken, Päd. Leitung Ambulante Hilfe, Caritas-Erziehungshilfe gGmbH, Bremen
Dr. Burkhard Neuhaus, Chefarzt, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Hannover
Roman Rudyk, Präsident, Psychotherapeutenkammer Niedersachsen, Hannover
Martin Albinus, Jugendamt Braunschweig
Birgit Dietl, Sozialdienst Auf der Bult
Thomas Duda, BKJPP Hildesheim Praxis
Frank Forstreuter, Chefarzt Klinikum Bremen-Ost
Dr. Burkhard Neuhaus, Chefarzt KJPP
Roman Rudyk, Nds. Psychotherapeutenkammer
Dr. Monika CM Müller, Moderation
Räume erleben - Räume öffnen
Rolf Brüggemann, Musiker, Minden
Petra Kleine-Huxel, Musikerin, Witzenhausen
Götz Schwope, Mitglied im G-BA Unterausschuss Psychotherapie
Roman Rudyk, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Psychoanalytiker, Ritterhude
Für eine bessere KJPP-Versorgung in Niedersachsen
Minister Dr. Andreas Philippi, Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Hannover
Wie verbessern wir die Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher konkret?
Gemeinsamer Austausch mit:
Minister Dr. Andreas Philippi
Martin Albinus
Thomas Duda, BKJPP Hildesheim Praxis
Dr. med. Eva-Maria Franck
Götz Schwope
Saskia van Waveren-Matschke
Dr. med. Detlef. E. Dietrich
Dr. Monika C. M. Müller, Moderation