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Aufrüstung als ethische Verantwortung oder Verfehlung?

Studientag der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD

30.01.2025 - 31.01.2025

Thema

Mit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat in den evangelischen Kirchen ein Prozess der friedensethischen Neuorientierung begonnen. Die Unterstützung Kiews durch Waffenlieferungen, gerade auch aus Deutschland, hat eine intensive Debatte über die Haltung zur Rüstungsindustrie, zu Rüstungsbeschaffungen und Rüstungsexporten ausgelöst. Welche friedensethische Positionierung ist heute verantwortbar?

Medien

„Drei Fragen an …“ Prof. Dr. Klara Butting zur Logik der (Auf-)Rüstung und Abschreckung unter dem Leitbild des gerechten Friedens. Frau Butting ist apl. Professorin für Altes Testament und Biblische Theologie an der Universität Bochum und leitet das Zentrum für biblische Spiritualität und gesellschaftliche Verantwortung an der Woltersburger Mühle, Uelzen. Sie stellte sich unseren Fragen am 30. Januar 2025 am Rande dieser Tagung.

Am Rande der Tagung interviewte der Evangelische Pressedienst (epd) Friedrich Kramer, den Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und mitteldeutschen Landesbischof. Den daraus entstandenen Bericht des epd finden Sie hier:

EKD-Friedensbeauftragter kritisiert militaristische Sprache

Loccum/Kr. Nienburg (epd). Rund 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sieht der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, eine zunehmend militaristische Sprache in der außen- und sicherheitspolitischen Diskussion in Deutschland. Zwar erkenne er die Notwendigkeit einer ausreichenden Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und der EU an, sagte der mitteldeutsche Landesbischof auf der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD in der Evangelischen Akademie im niedersächsischen Loccum. Doch Begriffe wie „Zeitenwende“ und „Kriegstüchtigkeit“ lähmten den friedenspolitischen Diskurs.

Kramer fordert, Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg zu ziehen. So führten etwa Nationalismus und Totalitarismus ins Verderben. Krieg dürfe kein Mittel der Politik mehr sein. Die UN-Charta erkläre „die gesamte Welt zu einem Friedensraum – ganz im Sinne des Auftrags, der uns Christinnen und Christen mit Jesu Friedensgruß aufgegeben ist“.

Dennoch würden im öffentlichen Diskurs Gefahren heraufbeschworen, etwa dass Russland „nicht bei der Ukraine halt mache und 2029 ein Angriff auf NATO-Mitglieder wie die baltischen Staaten oder Polen bevorstünde“. Dieses Szenario sei aber auch unter Militärexperten durchaus umstritten. Die Rüstungs- und Wehrpflichtdebatte werde so „schnell zu einer Glaubensfrage“, auf deren redliche Bearbeitung gerade in Wahlkampfzeiten nicht zu hoffen sei.

Nur eine aktive Vertrauens- und Bündnisbildung in der Außen- und Rüstungskontrollpolitik könne neben der Förderung ziviler Beziehungen und Freundschaften Frieden schaffen und erhalten. Diese Einsichten verlieren jedoch aus Sicht Kramers in der dritten und vierten Nachkriegsgeneration ersichtlich an Bedeutung.

Mit Blick auf die Zeitzeugen sagte der Friedensbeauftragte: „Wir werden in Zukunft gefragt sein, auch ohne sie die Erinnerung an die erfolgreiche Überwindung von Hass und Gewalt lebendig zu halten. Es gelte, den zukünftigen Generationen zu vermitteln, wie wichtig Freiheit, Toleranz und Menschenrechte sind.

Kramer sagte, er wolle „mit entschiedener Zuversicht“ auf die aktuellen friedenspolitischen Entwicklungen schauen, die derzeit zu beobachten seien. Hoffnungsvoll stimmten ihn die seit kurzem bestehende Waffenruhe in Gaza und die jüngsten Entwicklungen in Syrien, wo es nach 53 Jahren Diktatur und 13 Jahren Bürgerkrieg gelungen sei, alle vom Assad-Regime kontrollierten Regionen zu befreien.

Programm

Donnerstag, 30.01.2025
13:20 Uhr
Klosterführung

Für Frühanreisende: geführte Tour durchs Kloster Loccum (gegründet 1163), Treffpunkt Empfang

15:00 Uhr
Kaffee und Kuchen

Anreise der Teilnehmer:innen

15:15 Uhr
Begrüßung

Friedrich KRAMER, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und Friedensbeauf-tragter des Rates der EKD, Magdeburg
Thomas MÜLLER-FÄRBER, Studienleiter, Internationale Politik, Ev. Akademie Loccum

-
Einleitung in die Tagung

Daniel UNTCH, Zentrum für Oekumene (der EKHN und EKKW), Frankfurt a. M.

15:30 Uhr
Stand der deutschen Rüstungspolitik und Einblick in europäische Kooperationen

Simone WISOTZKI, Projektleiterin, Peace Research Institute Frankfurt und Vorsitzende der Fachgruppe Rüstungsexporte der GKKE (Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung), Frankfurt am Main

Moderation: Daniel UNTCH, Zentrum für Oekumene (der EKHN und EKKW), Frankfurt a. M.

16:30 Uhr
Kaffee- und Teepause

16:45 Uhr
Verantwortlich rüsten – Was heißt das nach der „Zeitenwende“?

Gespräch mit Vertreter:innen der Rüstungswirtschaft
Hans Christoph ATZPODIEN, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, Berlin
Julia CUNTZ, Mitglied im „Arbeitskreis Wehrtechnik und Arbeitsplätze”, IG Metall, Frankfurt am Main
Elisabeth HAUSCHILD, Generalbevollmächtigte, Außenbeziehungen und Politik, Diehl Stiftung & Co. KG, Berlin
Claudia OEKING, Vorstandsbeauftragte für Politik und Regierungsangelegenheiten Deutschland, Airbus, Berlin

Moderation: Hauke FRIEDERICHS, Sicherheitspolitischer Korrespondent, ZEIT Online, Hamburg
Niels DUBROW, Referent für Rüstungskontrolle, Ohne Rüstung Leben e.V., Stuttgart

17:45 Uhr
Vertraulicher off-the-record Austausch in Kleingruppen mit Vertreter:innen der Rüstungswirtschaft

18:30 Uhr
Abendessen

19:30 Uhr
Aufrüstung als Verantwortung oder Verfehlung: Welche politischen Leitlinien und friedens-ethischen Prinzipien sollten zukünftig die Rüstungspolitik bestimmen?

Corinna BÖLHOFF, Leiterin, Unterabteilung Fragen der EU-Außen- und Sicherheitspolitik,
Sanktionen, Außenwirtschaftsrecht und Ausfuhrkontrollen“, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin
Marcel BOHNERT, Oberstleutnant i.G. und stellv. Bundesvorsitzender des Deutschen Bundeswehr Verbandes e. V., Berlin
Niclas HERBST, MdEP (CDU), Mitglied im Unterausschuss für Sicherheit und Verteidigung und Vorsitzender im
Haushaltskontrollausschuss, Europäisches Parlament, Brüssel/Kiel
Friedrich KRAMER, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und Friedensbeauftragter des Rates der EKD, Magdeburg
Max MUTSCHLER, Senior Researcher, Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC), Vorsitzender der Fachgruppe Rüstungsexporte der GKKE (Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung), Bonn

Moderation: Daniel UNTCH, Zentrum für Oekumene (der EKHN und EKKW), Frankfurt a. M.
Thomas MÜLLER-FÄRBER, Studienleiter, Internationale Politik, Ev. Akademie Loccum

21:00 Uhr
Informeller Ausklang auf der Galerie

Freitag, 31.01.2025
08:15 Uhr
Einladung zur Morgenandacht

gestaltet von Pfarrer i. R. Christian BREHME

08:30 Uhr
Frühstück

09:15 Uhr
Logik der (Auf-)Rüstung und Abschreckung unter dem Leitbild des gerechten Friedens?

Klara BUTTING, apl. Professorin für Altes Testament und Biblische Theologie und Leiterin des Zentrums für biblische Spiritualität und gesellschaftliche Verantwortung, Woltersburger Mühle, Uelzen
Thomas HOPPE, Professor für Katholische Theologie, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, Hamburg

Moderation: Ines-Jacqueline WERKNER, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST), Heidelberg

10:15 Uhr
Welchen Aspekt wollen wir vertiefen? Welches Argument schärfen?

(vertiefende Kleingruppen)

11:00 Uhr
Kaffee- und Teepause

11:15 Uhr
Kurzpräsentationen und Diskussion der Gruppenergebnisse

Moderation: Thomas MÜLLER-FÄRBER, Studienleiter, Internationale Politik, Ev. Akademie Loccum

11:45 Uhr
Tagungsbeobachtung - Welche Fragen und Impulse nehmen wir mit?

Andreas DIETERICH, Referent für Friedensarbeit, Stiftung Frauenkirche Dresden
Maximilian SCHELL, wiss. Mitarbeiter, Lehrstuhl für Systematische Theologie, Ethik und Fundamentaltheologie, Ruhr-Universität Bochum

12:30 Uhr
Mittagessen

Ende der Tagung

12:50 Uhr
Busshuttle zum Bahnhof Wunstorf

(Ankunft ca. 13:30 Uhr)